Alphaville in Mannheim: Marian Gold mit Tochter Lily (foto: Fiege)

Live: Alphaville in Mannheim – Vater und Tochter im Duett

Alphaville haben Grund zu feiern. Vor 40 Jahren gelang der Synthie-Pop-Kapelle aus Münster mit „Big in Japan“ der große Durchbruch. Zum Geburtstag des Welthits ist nicht nur ein neues Best-Of erschienen, sondern auch eine Tour angesetzt worden. Die Jubiläumstournee führte die Truppe um Frontmann Marian Gold (den wir neulich hier auch interviewt haben – klick) unter anderem nach Mannheim.

Geht die Zeit der liberalen Demokratie so langsam zu Ende? Stehen wir am Beginn eines neuen Zeitalters der Autokratie? Das sind die großen, alles überstrahlenden Fragen der Gegenwart. Und in dieser Gemengelage ist es doch ganz schön, wenn zumindest im Pop noch ein Zeichen für die Basisdemokratie gesetzt wird. So ließen Alphaville neulich die Fans über die Titelliste ihrer jüngst erschienenen Best-Of-Compilation „Forever! Best Of 40 Years“ abstimmen. Wie das bei Wahlen manchmal so ist: man steckt nicht drin. Es hat Marian Gold schon etwas gefuchst, dass eine seiner Lieblingsnummern – „Sensations“ aus dem Album „Afternoons in Utopia“ – nicht auf der Tracklist für die Greatest-Hits-Platte landete. Zumal er aus eben dieser Song-Sammlung die Setlist für die dann folgende Tournee zusammenstellen wollte – und eigentlich so richtig Bock hatte, das noch nie live gespielte „Sensations“ endlich mal auf die Bühne zu bringen.

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Er hat es dann einfach trotzdem gemacht. Aus diesem „gebrochenen Wahlversprechen“ sollte man Gold aber keinen Vorwurf stricken. Denn die Nummer gehörte durchaus zu den Highlights der Show im Mannheimer Rosengarten. „Sensations“, 1986 als Single veröffentlicht, ging auch in der Live-Variante schön nach vorn. Ein flottes Lied, zu dem man einfach tanzen muss.

Ansonsten hatten die Fans aber ganze Arbeit geleistet und auf das „Best Of“ auch die großen und wichtigsten Hits der Band gepackt. Klar, dass die Menge auf Kracher wie „Big in Japan“, „Forever Young“ oder „Sounds like a Melody“ besonders steil ging. Songs, mit denen Alphaville Musikgeschichte schrieben. Weltstars made in NRW: Die Münsteraner waren eine der wenigen deutschen Bands, die global und ja, auch auf der anderen Seite des großen Teichs, große Erfolge feiern konnten.

Back to the Synthie-Roots

Erfolg, der nachklingt. Dass Alphaville ja erst im Rosengarten waren, im Dezember 2023, führte in der Quadratestadt augen- und ohrenscheinlich nicht zu einer Übersättigung. Die Hütte war auch diesmal wieder voll, die Stimmung großartig. Zumal sich die Konzepte der Konzerte ja auch unterschieden. 2023 hatte Gold zwar auch seine großen Hits im Gepäck, hatte aber den Schritt ins Symphonische gewagt. Seinen Synthie-Pop hatte er mit Klassik verschmolzen. Gemeinsam mit dem Filmorchester Babelsberg wurden damals die größten Hits aus 40 Jahre Bandgeschichte in das Klangspektrum eines großen Orchesters übersetzt (nachzuholen auch auf dem Album „Eternally Yours“, das Ende 2022 veröffentlicht wurde).

Diesmal klangen die Songs wieder so, wie man sie aus dem Radio gewohnt ist. Und das will was heißen. Denn obwohl Gold die 70 schon hinter sich gelassen hat, hat er immer noch diese unheimliche Energie. Und eine Wahnsinnsstimme sowieso. Wer nur die frühen Alphaville-Alben kennt, mag auch überrascht sein, welche Tiefen der Mann mit seinem Tenorgesang erreichen kann. Sein Stimmumfang umfasst mehrere Oktaven. 

Mit der Tochter auf der Bühne

Zu den Glanzlichtern an diesem Abend gehörten auch Songs, an die man nicht sofort denkt, wenn man den Namen „Alphaville“ hört. Etwa „Romeos“ (aus „The Breathtaking Blue“ aus dem Jahr 1989), für Alphaville-Verhältnisse eine etwas härtere Nummer, aber dennoch sehr melodisch – und mit einem unwiderstehlichen Refrain versehen. Zu Unrecht war das seinerzeit kein allzu großer Hit.

„I’d Die For You“ geht derweil auch 2025 immer noch unter die Haut. Und wo wir bei großen Gefühlen sind: Emotional wurde es auch, als Marian Gold das Spotlight mit einer seiner Töchter (er hat insgesamt sieben Kinder) teilte. „Als Lily noch klein war, hörte sie den Song und fand ihn toll. Ich musste ihr versprechen, dass wir ihn später mal gemeinsam auf der Bühne singen. Natürlich habe ich das dann irgendwann vergessen, sie aber nicht. Und hier sind wir nun“, so Gold lächelnd. Bei dem eher rockigen „Red Rose“ bewiesen Vater und Tochter, dass Talent durchaus vererbbar ist.

Nach zwei Stunden war die große Alphaville-Party vorbei. Mit „State of Dreams“ entließen Gold und seine Kollegen die Mannheimer in die Nacht. Das bisschen Eskapismus konnte die zuletzt so gebeutelte Stadt gut gebrauchen.

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