Nakhane - You Will Not Die (foto: bmg/warner music)

Nakhane – You Will Not Die

Erscheinungsdatum
März 16, 2018
Label
BMG
Unsere Wertung
10
Anspieltipps
Star Red
Clairvoyant
Interloper
You Will Not Die
10
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Auf seinem neuen Neo-Soul-Album „You Will Not Die“ verarbeitet Nakhane als schwuler schwarzer Mann seine Beziehung zum Christentum – und das auf denkbar unter die Haut gehende Art und Weise.

Als weißer heterosexueller Mitteleuropäer kann man es sich nur schwer vorstellen, was es für einen jungen schwarzen schwulen Mann bedeutet haben mag, in einer südafrikanischen Kleinstadt aufzuwachsen – und das dann auch noch in einer streng gläubigen Christen-Familie. Nakhane, der auf und abseits der Bühne eine gewisse androgyne, sehr zerbrechliche Eleganz versprüht, muss Seelenqualen gelitten haben. „Als ich noch ein bekennender Christ war und jeden Tag zu Gott betete, war ich voller Selbsthass. Jeden Tag meines Lebens habe ich verzweifelt versucht, alles zu tun, um wie andere Menschen zu sein und heterosexuell zu fühlen. Ich habe mich sogar irgendwie davon überzeugen lassen, es wäre möglich, meine Homosexualität zu heilen. Ich habe ständig in Angst gelebt, meine Gefühle eines Tages nicht mehr kontrollieren zu können.“

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Geholfen hat ihm dabei immer die Musik. Schon seit frühester Kindheit musizierte der Sohn einer Künstler- und Musikerfamilie mit seiner Mutter, seinen Schwestern und Tanten – eine ganz besondere Form der Magie, die den 29-jährigen Xhosa (nach den Zulu die zweitgrößte ethnische Gruppe in Südafrika) zumindest ein wenig von seiner Last der Scham und Angst befreite. „Plötzlich konnte ich auf der Bühne genau derjenige sein, der ich sein wollte.“ Auf seinem Debütalbum „Brave Confusion“, das 2013 ausschließlich in Südafrika veröffentlicht wurde, hat Nakhane die gegensätzlichen Emotionen zwischen Selbstgeißelung und Selbstermächtigung thematisiert, in deren Spannungsfeld er sich Zeit seines Lebens bewegte.

Tiefes Bedürfnis nach Emanzipation

Auch auf seinem neuen Album „You Will Not Die“ geht es in gewisser Weise um das tiefe Bedürfnis nach Emanzipation. Nachdem seinem befreienden Coming-Out macht er sich nun frei von einer weiteren, belastenden Bürde. Er legt seinen christlichen Glauben ab. Eine Entscheidung, die auf einem Traum basiert, der auch als Inspiration für den Albumtitel diente. „Eines Nachts träumte ich, dass mir eine Stimme mein Todesdatum verriet. Ich will nicht verraten, wie dieses Datum genau lautetet. Aber nachdem ich eine ganze Ewigkeit mit panischer Angst vor einer göttlichen Strafe leben musste, war das wie eine Befreiung. Ich konnte plötzlich sicher sein, nicht am nächsten Tag zu sterben und auch nicht in zehn Jahren. Also beschloss ich, diese verlorene Zeit irgendwie wieder gut zu machen und endlich das Leben zu führen, das ich schon immer führen wollte.“ Kurzum: Nakhane hörte auf, zu Gott zu beten.

Klingt alles nach ziemlich starken Tobak, nach viel Drama. Und so ist auch dieses gewisse Pathos nachzuvollziehen, mit dem Nakhane seine Songs vorträgt und das stellenweise an Anohni erinnert. Da steckt einfach jede Menge innerer Konflikt drin. Ehrliches Dilemma. Und deswegen nimmt man ihm dieses Pathos auch nicht krumm, im Gegenteil, man nimmt es ihm ab. Es wirkt authentisch.

Soul trifft auf elektronische Experimente und Afro-Elemente

Technisch gesehen verbindet Nakhane experimentelle elektronische Elemente mit entspanntem Soul und dezenten traditionellen Einflüssen aus seiner afrikanischen Heimat. Die Grundtracks, so heißt es im Waschzettel zum Album, komponierte er auf dem Computer und Synthesizern, während er die Songstrukturen auf dem Klavier und der Akustikgitarre anlegte. Danach wurden die Songs in reduzierten Akustikversionen auf ihre Tauglichkeit getestet, bevor sich Nakhane schließlich in London mit Producer Ben Christophers (Bat For Lashes) um die Arrangements kümmerte.

Glanzlichter sind dabei viele entstanden. Die leidenschaftliche Soul-Nummer „Star Red“ etwa, eine Hommage an Nakhanes werte Frau Großmutter, die ihn immer ermutigt hatte, sein Leben nach seinem Gusto zu leben. Oder der Titeltrack, eine wunderschöne Klavierballade. Auch die rasante Uptempo-Nummer „Clairvoyant“, von Jean Cocteaus Roman „Les Enfants Terribles“ inspiriert, und die vorab veröffentlichte Single „Interloper“ (unser Lieblingssong auf dem Album) überzeugen. Ausfälle gibt es auf diesem Machwerk eigentlich keine. Es ist vielmehr ein Album von unfassbarer emotionaler Ehrlichkeit, das einen lange begleiten wird. Da legen wir uns mal fest.

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