Cat Power (foto: Fiege)

Live: Cat Power in Mannheim – Radikal, nicht respektlos

Cat Power ist zwar eine hervorragende Singer-Songwriterin, liebt es aber, andere Künstler zu covern und deren Songs neu zu erfinden. Das hat die Indie-Musikerin gerade auch wieder auf ihrem Album „Covers“ so gehandhabt, das die Gute am Freitagabend beim Mannheimer Zeltfestival vorstellte.

Es ist unwahrscheinlich, dass Cat Power sich den jüngsten Energiespar-Appell von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck so zu Herzen genommen hat, dass sie kurzerhand entschied, im Dunkeln zu performen. Denn: Das Licht war ja schon irgendwie an, im Palastzelt auf dem Mannheimer Maimarktgelände. Nur hielt sich die Gute auf der Bühne mit Vorliebe im Halbdunkel auf, eingetaucht in rotes oder blaues Licht waren sie und ihre beiden Musiker meist nur schemenhaft zu erkennen.

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Man kennt diese Light-Show ja von Cat Power (bürgerlich: Chan Marshall). Das Lampenfieber der Musikerin aus Atlanta (Georgia) ist berüchtigt, auch wenn ihr Umgang damit über die Jahre deutlich besser geworden ist. Die 50-Jährige hat mehr oder weniger ihren Frieden mit diesem Teil des Musikerdaseins gemacht, auch wenn sie immer noch nicht gerne auf dem Präsentierteller steht.

Kein Grund sich zu verstecken

Grund, sich zu verstecken, hat die US-Amerikanerin aber nicht. Cat Power, von der „taz“„die größte lebende Ponyträgerin der gegenwärtigen Popkultur“ genannt, hat in diesem Jahr mit „Covers“ ein neues, gelungenes Album veröffentlicht. Es ist das große Finale einer 22 Jahre umspannenden Trilogie, dem die  früheren Cover-Sammlungen „Jukebox“ (2008) und „The Covers Record“ (2000) vorausgingen. Power kredenzt hier ganz persönliche Interpretationen von Songs wie Billie Holidays „I’ll Be Seeing You“, „Bad Religion“ von Frank Ocean (großartig!) oder „ A Pair Of Brown Eyes“ von den Pogues. Alle drei Songs finden sich natürlich auch in Mannheim auf der Setlist wieder.

Gut, wenn man bei Cat Power von „covern“ spricht, ist der Begriff ebenso richtig wie falsch. Denn natürlich hat die US-Musikerin bei ihrer ganz eigenen Art der musikalischen Verbeugung einen anderen Ansatz als die Dorfkapelle um die Ecke. Cat Power geht mit einer großen Radikalität an die Originale, dekonstruiert sie und erfindet sie praktisch neu.  Songs wie das eigentlich totgenudelte „(I Can’t Get No) Satisfaction“ von den Rolling Stones erkennt in der depressiven Cat-Power-Variante erst nach genauerem Hinhören.

Cat Power (foto: Mario Sorrenti)

Die Kunst des Covers

Cat Powers Radikalität darf man dabei aber nicht mit Respektlosigkeit verwechseln. Für sie geht es darum, Songs, die ihr etwas bedeuten, „am leben zu halten“, wie sie neulich im österreichischen Magazin „Profil“ erklärte, zumal das Covern eine Kunstform sei, die aussterbe: „Mit dem Musiksender MTV wurde nicht nur der moderne Popstar geboren, sondern auch die Tradition des Cover-Songs zu Grabe getragen. Plattenfirmen haben gemerkt, dass es reicht, wenn man mit wenigen Superstars – damals waren es Madonna, Michael Jackson oder Billy Idol – Millionen verdienen kann. Plötzlich brauchte man stets frischen Content, neue Künstlerinnen und Künstler, um unentwegt Veröffentlichungsrechte zu generieren. Es ist schön zu hören, dass im Hip-Hop wieder vielzitiert wird, alte Musik am Leben erhalten wird.“

Eigene Songs hat Cat Power an diesem Abend aber natürlich auch  ins Programm aufgenommen. Das grandiose „Metal Heart“ etwa, das neulich erst von Depeche-Mode-Frontmann Dave Gahan für sein Soloalbum gecovert wurde. „Good Woman“,  eines der großen Glanzlichter der Show, ebenso wie Powers Darbietung von „The Greatest“.

Am Ende: die 99,2-prozentige Wahrscheinlichkeit, tatsächlich mit Cat Power einen gelungenen Abend verbracht zu haben. Und die 100-prozentige Gewissheit, dass dieser ohne Zugaben geendet hat.  Zur Verblüffung so mancher Zuschauer. Aber  konventionell sind Cat-Power-Konzerte eben nie.

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