KAFVKA sind mit der Gesamtsituation unzufrieden. Dem verleihen sie auf ihrem nun vorliegenden vierten Studioalbum Ausdruck. „Kaputt“ heißt das gute Stück ganz treffend und verhandelt die Probleme unserer Zeit, die von Klimakrise, Krieg, globalem Rechtsruck und Spätkapitalismus reichen.
KAFVKA, Kafka, Kavka – nein, der Name der Berliner Band ist nicht für die Autokorrektur geschaffen. Sei’s drum. Seit zehn Jahren liefert die Band aus Berlin nun schon recht zuverlässig Qualitätsarbeit ab. In den Anfangsjahren setzte die Crossover-Kapelle dabei eher auf eine Mixtur aus Rap und Rock. Aber: Nicht nur die Welt hat sich in diesem vergangenen Jahrzehnt weitergedreht, auch die Band hat sich weiterentwickelt. Immerhin über Letzteres kann man sich bedenkenlos freuen. Mittlerweile hat die Gruppe um Sänger, Rapper und Texter Jonas Kakoschke das Klang-Spektrum deutlich erweitert. Auf der neuen Platte kann man sich somit auch von Elementen aus Punk, Pop, Schlager und Techno überraschen lassen, die freimütig mit Rap, Rock und Metal-Drum-Sounds kombiniert werden.
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Während musikalisch große Spiel- und Experimentierfreude herrscht, herrscht in den Texten eher Schwermut vor. Auf den 13 Tracks geht es zum Teil hochpolitisch zu, und da ist natürlich derzeit wenig Utopie-Bereitschaft und Optimismus angesagt. Im ebenso wütenden wie eingängigen „Millionäre“ etwa nehmen es die Hauptstädter mit den Bonzen dieses Landes auf („Wir wollen Milliarden für Milliarden statt Milliardäre“), „So viel mehr“ ist musikalische Konsumkritik. „Wo Sollen Wir Wohnen“ verhandelt derweil gekonnt das Thema Gentrifizierung und Wohnungsnot. „Das Alte Lied (Prolog)“ verhandelt enttäuscht den Rechtsruck im Land. Der Titeltrack feuert dagegen inhaltlich gleich aus mehreren Rohren, es geht um Rassismus, wirtschaftliche und soziale Ungerechtigkeiten, Krieg, das volle Programm also.
Der Blick geht auch nach innen
Dann und wann wird es aber auch recht persönlich. KAFVKA richten den Blick auf „Kaputt“ ein ums andere Mal nach innen. Sänger, Rapper und Texter Jonas Kakoschke hat schließlich schwere Zeiten hinter sich. 2021 wurde bei ihm eine Depression diagnostiziert. Danach sind doch einige auch recht nachdenkliche, ja, melancholische Stücke entstanden: „Danke nein ja bitte sehr“, „Symptom“ oder „Wie aus Stein“ erzählen von dieser harten Phase.
Dass KAVFKA bei aller Ernsthaftigkeit aber auch mal einen Song wie „Geburtstag“, im Verbund mit den Punkern von Team Scheisse, raushauen können, erfrischt ungemein. Und es passt zur Stimmung, die bei den Aufnahmen im Studio geherrscht haben soll. Das sei, so liest man im Waschzettel zum Album, ein bisschen so wie früher gewesen, in den Anfangstagen der Band. Als man noch vor wenig Publikum spielte – und noch nicht im Vorprogramm der Ärzte.
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