Niemals am Erfolgsrezept rumdoktern – die Macher des Joker-Sequels „Joker: Folie à Deux“ haben doch ziemlich mutig auf diesen Grundsatz gepfiffen und Batmans ärgsten Widersacher in eine Art Musical gesteckt. Die beiden Hauptdarsteller Joaquin Phoenix und Lady Gaga bestreiten damit auch den entsprechenden Soundtrack, der jetzt ebenfalls im Handel erhältlich ist.
Rückblende. Im Jahr 2019 feierte „Joker“ seine Premiere. Der Action-Thriller von Todd Phillips erzählte die Ursprungsgeschichte des Jokers. Er zeigt, wie aus dem immer wieder gemobbten Außenseiter Arthur Fleck (Joaquin Phoenix), ein Mietclown, der so gerne Stand-Up-Comedian werden will, ein gefürchteter Verbrecher wird. Kritiker sahen in den Filmen eine gelungene Scorsese-Hommage, Phoenix wurde für sein großartiges Spiel gerühmt, neben Heath Ledger dürfte er der beste „Joker“ der Filmgeschichte sein.
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Dass diesem Blockbuster, immerhin in den Top 40-Rangliste der erfolgreichsten Filme aller Zeiten gelandet, ein Sequel spendiert werden würde, war abzusehen. Dieses startet mit dem Joker in der Psychiatrischen Anstalt von Arkham. In einer Gesangsstunde lernt er Harleen „Lee“ Quinzel (Lady Gaga) kennen und verliebt sich in sie. In der Folge brechen die Figuren immer wieder musical-ähnlich in Gesang aus – wobei nicht immer ganz klar ist, ob sich derlei Sequenzen nicht vielleicht in Arthurs Kopf abspielen. Im zweiten Teil des Films wird dann der Gerichtsprozess gegen den Joker verfolgt.
Umstrittene Entscheidung
Die Entscheidung, aus dem „Joker“ mehr oder weniger ein Musical zu machen, kam nicht überall gut an. Sie führt aber auch dazu, dass der Soundtrack ausschließlich aus Nummern besteht, die Gaga und Phoenix zu Gehör bringen. Einmal darf Nick Cave dann noch ran. 16 Tracks sind es geworden, beinahe ausschließlich Cover-Versionen. Die Bandbreite reicht dabei von Balladen bis beschwingtem Pop, von Songs der Bee Gees („To Love Somebody“) über Musical-Nummern wie „Bewitched“, „That’s Entertainment“ oder „If My Friends Could See Me Now“ bis hin zu Daniel Johnstons „True Love Will Find You In The End“.
Mal ist es Gaga alleine, mal Phoenix alleine, mal beide zusammen. Gaga ist dabei natürlich über jeden Zweifel erhaben, klar. Phoenix hingegen ist kein großartiger Sänger, muss er aber auch nicht sein. Im Filmkontext funktionieren seine Beiträge. Gerade seine Darbietungen sind mit Wahnsinn gewürzt, was der Charakterzeichnung durchaus hilft. Muss man sich auf Platte anhören wollen.
Einziges Original ist der wunderbare Walzer „Folie à Deux“, das Gaga selbst geschrieben hat und natürlich auch performt. Er erscheint in etwas anderer Form auch auf ihrem parallel veröffentlichten Album „Harlequin“.
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