Wenn es um die einflussreichsten australischen Musikexporte geht, muss man spätestens nach AC/DC und INXS die Indie-Rocker von The Go-Betweens nennen, die ab 1977 zu wahren Indie-Stars heranreiften. Nachdem Gunter Buskies und Jonas Engelmann schon Ton Steine Scherben, Stereo Total, Tocotronic und den Fehlfarben Songcomics gewidmet haben, werden nun The Go-Betweens entsprechend gewürdigt. In „Thank You For A Lovely Day“ haben sich elf international bekannte Comic-Künstler ihren Lieblingssongs der Australier angenommen.
Von Australien aus die Welt zu erobern – in Zeiten, bevor es das Internet gab, war das für Musiker ein unheimliches schweres Unterfangen. Der Rest der Welt ist eben unheimlich weit weg, touren ein kostspieliges Unterfangen. Nur ganz wenigen Kapellen – wie etwa INXS oder AC/DC – ist das seinerzeit gelungen. Dass eine 1977 gegründete Alternative-Band aus dem entlegenen Brisbane es also geschafft hat, weltweit bewundert zu werden, kann also gar nicht hoch genug geschätzt werden. Den The Go-Betweens ist das gelungen. Noch heute beeinflusst die Musik der Gruppe Künstler. Belle & Sebastian und Teenage Fanclub haben ihr Songs gewidmet, Courntey Barnett hat sie als wichtigen Einfluss genannt und zahlreiche Bands haben ihre Songs gecovert.
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Die Go-Betweens wurden von den Freunden Robert Forster und Grant McLennan gegründet, ihr Mix aus Folk, Pop und Indie-Rock verfing schnell. Mit Songs wie „Right Here“, „Love Goes On“ oder „Streets of Your Town“ wurden sie binnen weniger Jahre zu einer internationalen Indie-Größe. Hoch geschätzt, aber kommerziell nur mäßig erfolgreich, löste sich die Band, zu der neben Forster, McLennan und Drummerin Lindy Morrison ein ständig wechselndes Line-Up zählte, nach sechs erfolgreichen Alben auf. Obwohl sich Forster und McLennan in den 1990er Jahren jeweils als Solo-Musiker versucht hatten, konnten sie doch nie ganz voneinander lassen. Ab 1999 machten sie dann wieder ganz offiziell als The Go-Betweens gemeinsame Sache, veröffentlichten hernach nochmal drei Alben, ehe der plötzliche Tod von Grant McLennan im Mai 2006 der Band ein Ende setzte. Herzinfarkt im Schlaf. Ohne McLennan wollte Forster The Go-Betweens nicht weiterführen.
Geschichte einer Freundschaft
Seitdem pflegt der Gute aber das Erbe der Band, hat 2015 in zwei Boxsets das Frühwerk der Kapelle auf Domino Records neu herausgebracht, in seiner Autobiografie „Grant and I“ die Geschichte der Go-Betweens als Geschichte einer Freundschaft erzählt und daneben zahlreiche Soloalben vorgelegt.
Nun wird dieser Pflege der Bandgeschichte eine weitere Facette hinzugefügt: Elf internationale Comiczeichner:innen haben sich jeweils einen Lieblingssong vorgenommen, um ihn als Comicstrip zu neuem Leben zu erwecken. Stilistisch ist das Ganze also unheimlich vielfältig geraten, mal recht abstrakt, mal recht nah am Song. Zu den Glanzlichtern gehören Philip Waechters Interpretation von „Karen“, Matthias Lehmanns Beitrag zu „Right Here“, Ulf K. mit „Quiet Heart“ und Christopher Taubers Umsetzung von „Bye Bye Pride“. Auch „Here Comes The City“, illustriert von Sarah Lippett, bleibt haften.
Dem einen oder anderen Illustrator merkt man aber auch leider an, dass ihm der Bezug zur Band und den Songs bis zu diesem Werk fehlte. Robert Forster ließ es sich übrigens nicht nehmen, Liner Notes beizusteuern, die ebenso informativ wie gefühlig geraten sind. Absolut lesenswert.
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