Bon Iver - Sable, Fable (foto: Jagjaguwar)

Bon Iver – Sable, Fable

Erscheinungsdatum
April 11, 2025
Label
Jagjaguwar
Unsere Wertung
9

Im vergangenen Jahr haben Justin Vernon und Bon Iver mit „Sable“ eine recht düstere EP vorgelegt. Darauf zu hören: ein sehr persönliches Song-Tryptichon. Nun lassen sie mit „Sable, Fade“ das dazugehörige Album folgen. Die erste richtige Bon-Iver-Platte seit sechs Jahren überrascht dabei in ihrer Tonalität.

Keine Frage: Die dreiteilige Song-Sammlung “Sable“ ging unter die Haut. Bon Iver präsentierten sich auf diesem Dokument des Loslassens unheimlich verletzlich. Vernon hatte die Songs zwischen 2020 und 2023 geschrieben und aufgenommen. Es ging um Liebe, Reflexion, Angst, Depression, Einsamkeit und Sühne. Vernon war sich bewusst geworden, wie sehr seine Kunst mit seiner Traurigkeit verknüpft ist. Wie sehr die Dunkelheit, die ihn umtreibt, ironischerweise auch der Grund für seinen Erfolg war und ist. Und so versuchte der Gute in „Sable“ – das Wort impliziert Dunkelheit – seinen lang aufgestauten Schmerz irgendwie zu verarbeiten. Erst am Ende des letzten Tracks „Awards Season“ ließ er ein bisschen Licht durch die schwarzen Wolken durchscheinen. Eine hellere Melodie. Hoffnung?

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Nun lässt Vernon ein ganzes Album folgen. Wenn man “Sable‘ als Prolog begreifen will, ist „Fable“ nun das Buch, heißt es im Waschzettel zum Album ganz passend. In diesem „Bruch“ bricht sich nun die zuvor angedeutete Hoffnung endgültig Bahn. Hier erobert sich das Licht langsam die Welt von Justin Vernon zurück. Als hätte der Mann endlich seinen inneren Frieden gefunden, und das ausgerechnet während der Pandemie. Der erzwungene Stillstand war für Vernon der Ausstieg aus einem Hamsterrad, in dem er sich gefangen fühlte. „Dieses Album war wie das erste – ein Grundstein für die Bewältigung und dafür, mich aus jener Zeit zu lösen, in der ich mich gefangen fühlte“, sagt Vernon im Interview mit Zane Lowe von Apple Music.

Bon Iver und die neue Lebensfreude

Das spiegelt sich natürlich auch in der Musik wieder. Verglichen mit der sparsamen Minimalistik seines dreiteiligen Vorgängers, kommt „Fable“ um einiges vitaler und lebensbejahender daher. Das spiegelt sich im Artwork wieder, in dem ein schwarzer Kasten von Lachsfarbe eingeschlossen wird. Traurigkeit, Dunkelheit geht hier in Freude über. Bon Iver bieten dem Hörer auf der Platte funkelnden, für seine Verhältnisse geradezu wärmenden Pop an, der mit Soul, Hip-Hop, Folk und Soft Rock flirtet. Warum auch festlegen?

Keine Frage: Hier besingt einer den Beginn eines neuen Kapitels. Es geht vor allem um die Liebe. Der Mann ist von ihr überwältigt. Das zeigt sich etwa in der Euphorie von „Everything Is Peaceful Love“. Um Sex und Sehnsucht geht es in der souligen Ballade „Walk Home“. In „There’s A Rhythmn“ findet sich Vernon in einem altbekannten Gefühl wieder, sucht diesmal aber nach einer Alternative statt nach Auslöschung: „Can I feel another way?“ Es ist das Verständnis, dass man, selbst wenn man ein neues Kapitel erreicht hat, immer wieder in das eigene grundlegende Chaos zurückkehrt.

Duett mit Haim-Schwester

Glanzlicht der Platte ist aber – neben dem schwungvollen „From“ – ein Duett, das auch den konzeptionellen Ursprung der Platte darstellt. Dazu muss man wissen: Ein Großteil des Albums wurde in Vernons Studio April Base in Wisconsin aufgenommen, das jahrelang während einer Renovierung ungenutzt blieb. Im Februar 2022 kam Jim-E Stack, Vernons enger Kollaborateur und kreativer Wegweiser, mit Danielle Haim in eben dieses Studio. Mehrere Tage eingeschneit, verwoben sich die Stimmen Haims und Vernons in der Ballade „If Only I Could Wait“. Begleitet von Rob Mooses Streichern ist es ein Stück über Müdigkeit – über die fehlende Kraft, die beste Version seiner selbst zu sein, außerhalb des Glanzes einer neuen Liebe.

Während sich das Album seinem Ende nähert, erkennt Vernon die Notwendigkeit von Geduld und das Engagement, Arbeit in eine Beziehung zu stecken. In „There’s A Rhythm“ geht es um Selbstlosigkeit, die man braucht, um sich mit einer anderen Person zu verbinden. Einen Rhythmus, auf den man sich einlassen muss. Vernon scheint bereit, diesen Rhythmus zu finden.

Anspieltipps
Everything is Peaceful Love
Walk Home
If Only I Could Wait
From
Things Behind Things Behind Things
9
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