Mit „Sounds of Hamburg: Die Musik der Stadt: 1960 bis 2020“ legen der Journalist Alf Burchardt („Tempo“, „Stern“) und der Fotograf und Platten-Experte Bernd Jonkmanns („Hamburg Vinyl“) eine gelungene Hommage an die Musik der Hansestadt und ihre Schöpfer vor. Die kommt am Ende sogar mit Nutzwert daher.
In der Musikgeschichte kommt es immer wieder vor, dass eine Stadt mit einem ganz bestimmten Sound verbunden wird. Seattle, klar, das assoziiert man sofort mit Grunge. Nirvana, Soundgarden, Pearl Jam, Alice in Chains kamen von dort. Oder das britische Manchester, das den Madchester-Sound gebar, jeden eigentümlichen Mix aus Indie, Psychedelia und elektronischer Tanzmusik. Memphis gilt dank des „Sun“-Labels als die Wiege des Rock’n’Roll und des Blues, Nashville als Country-Mekka. Hierzulande stand Frankfurt mal für Eurodance. Köln ist bekannt für seinen einzigartigen Mundart-Rock. Berlin für Rap. München konnte in den 1970er Jahren auf den Munich-Sound verweisen, eine Spielart der Disco-Musik.
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Die Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten
Und Hamburg?
Hamburg, dieser kreative Hot-Spot, das deutsche Tor zur Welt, hatte irgendwie nie diesen einen, bestimmten Sound, mit dem man die Stadt verbindet. Hier schien und scheint irgendwie immer alles möglich gewesen zu sein. Hamburg klang mal nach Beat und Rock, dann nach Punk und Neuer Welle, später nach Hip-Hop und Elektro.
Das nun vorliegende Werk „Sounds of Hamburg“ erzählt von sechs Jahrzehnten städtischer Musikgeschichte. Von Stilen und Strömungen, die den Klang und den Rhythmus der Hansestadt bestimmt haben. Und so gibt es ein Wiedersehen mit vielen Platten (mehr als 650 werden hier kurz besprochen) und Interpreten: von Bert Kaempfert bis DJ Koze, von den Rattles bis Abwärts, von Udo Lindenberg bis Die Sterne, von Xmal Deutschland bis Haiyti.
Es viele Kurztexte zu einzelnen Veröffentlichungen, chronologisch nach Erscheinungsjahr sortiert. Schlaglichter, oft kurios, aber immer informativ und erhellend. So erfährt man etwa, dass Joachim Witt seine erste Single „Ich bin ein Mann“ noch unter dem Namen Julian auf den Markt gebracht hat. Oder wie es dem Fußballer Kevin Keegan gelang, tatsächlich einen amtlichen Hit zu landen und was Chris Norman (Smokie) und Suzi Quatro damit zu tun hatten. Warum eine US-Fernsehserie dafür verantwortlich war, dass The Jeremy Days ihren Namen ändern mussten.
Und wer durch die Lektüre Bock bekommen hat, sich direkt die eine oder andere vorgestellte Platte zuzulegen, findet am Ende des Machwerks auch eine Übersicht an Hamburger Plattenläden, bei denen man gute Chancen hat, ein Exemplar des Wunsch-Albums zu erwerben.
Lesezeichen
Alf Burchardt & Bernd Jonkmanns – Sounds of Hamburg: Die Musik der Stadt: 1960 bis 2020, 1. Auflage, 2021, 296 Seiten, mit über 500 Farbabbildungen. Mit einem Vorwort von Frank Spilker (Die Sterne), Junius Verlag.
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