Stolze neun Jahre ließ sich DJ und Produzent Zedd für sein drittes Studioalbum Zeit. Jetzt hat der Gute dem Warten aber mit „Telos“ ein Ende gesetzt. Natürlich ist auch auf dieser Platte wieder das eine oder andere Feature zu finden.
Aus der Pfalz in die große weite Welt: Kaiserslautern ist jetzt nicht unbedingt als Sprungbrett für große Musikkarrieren bekannt. Doch genau hier, im Pfälzerwald, ist Anton Zaslavski aufgewachsen. In Saratow, im russischen Teil der damaligen Sowjetunion geboren, ist er im September 1992 mit seiner russisch-jüdischen Familie nach Deutschland ausgewandert. Der Sohn zweier Musiklehrer fand naturgemäß früh zur Musik, aber wahrscheinlich hätten sich auch die musikalischen Eltern nicht ausmalen können, welch große Karriere der Sohnemann da nach seinem Umzug 2012 in die Vereinigten Staaten einlegen würde.
anzeige
Zedd, wie sich Zaslavski fortan nannte, begann als Produzent, fertigte unter anderem Remixe für Lady Gaga, Skrillex oder die Black Eyed Peas an. Zusammen mit Max Martin produzierte er für Justin Bieber und Nicki Minaj den auf Biebers Album „Believe“ zu findenden Track „Beauty and a Beat“.
Mit den großen Stars zusammengearbeitet
Mit „Clarity“, der vierten Single aus seinem gleichnamigen Debütalbum (2012), schaffte der Gute dann den Durchbruch. Er fuhr damit nicht nur Charterfolge, sondern heimste 2014 dafür auch einen Grammy ein. Zedd hat seither mit vielen großen Namen gemeinsame Sache gemacht, die Liste liest sich wie ein Who-is-Who des zeitgenössischen Pop: Lady Gaga, Selena Gomez (mit der er auch eine Beziehung hatte), Ariana Grande, Alessia Cara, Hayley Williams (Paramore), Kehlani, Katy Perry – just to name a few.
Nach dem Release seines zweiten Albums „True Colors“ (2015) hat sich Zedd eher auf Singles und Kollaborationen spezialisiert. Jetzt legt er aber endlich Album Nummer drei vor. Namhafte Unterstützung gibt es natürlich auch hier wieder. John Mayer geht Zedd bei „Automatic Yes“ zur Hand, Muse beim Closer „1685“. Bei „Out Of Time“ ist Bea Miller zu hören, „Lucky“ hat er mit Remi Wolf aufgenommen. Und der 1997 verstorbene Jeff Buckley erscheint posthum auf „Dream Brother“. Die Erben haben für dieses Feature grünes Licht gegeben.
Kurz und knackig
Zehn Songs, insgesamt 37 Minuten lang – es ist kein episches Werk geworden, aber dennoch ein ambitioniertes. Tedd: „Mit Telos wollte ich ein tiefgreifendes Hörerlebnis schaffen, das einen auf eine Reise mitnimmt, die über die Songs hinausgeht. Ich wollte, dass jeder eine tiefere emotionale Verbindung spüren kann, so wie ich mich fühlte, als ich als Kind meine Lieblingsalben hörte. Es waren die Details, Übergänge und der Zusammenhalt, die mich dazu brachten, ein wirklich bedeutungsvolles Werk zu schaffen.“
Tatsächlich sind die Produktion, die Übergänge hier hervorragend gelungen. Dennoch ist es schade, dass Zedd den Songs nicht wirklich viel Zeit zur Entfaltung einräumt. Zu den Glanzlichtern gehört der Opener „Out of Time“, der einen ein bisschen an „Clarity“-Zeiten erinnert. Auch die atmosphärische, indisch angehauchte Grey-Kollaboration „Shanti“, das hypnotische „No Gravity“ (mit Bava) oder das eingängige „Descensus“ (mit Dora Jar und Mesto) bleiben haften.
anzeige