Nina Simone - Little Girl Blue (foto: bmg/warner)

Nina Simone – Little Girl Blue

Erscheinungsdatum
November 19, 2021
Label
BMG
Unsere Wertung
9
Anspieltipps
Mood Indigo
My Baby Just Cares For Me
I Love You, Porgy
Good Bait
9
Grandios.
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Sie gehört zu den einflussreichsten Musikerinnen des 20. Jahrhunderts: die große Nina Simone. Jetzt ist ihr Debütalbum „Little Girl Blue“ aus dem Jahr 1959 in remasterter Form neu veröffentlicht worden. Würdigung einer Platte, die zu einem Meilenstein der Musikgeschichte avancierte.

„Legendär“. Ein Begriff, mit dem man heute gerne allzu inflationär um sich wirft. Im Falle einer Beschreibung von Nina Simone ist er allerdings vollkommen berechtigt. Die Frau hat immerhin verbrieft Kollegen wie Elton John, Jeff Buckley, Adele, Aretha Franklin, David Bowie, Nick Cave, Janis Joplin, Sade, Boy George, Kanye West, Lauryn Hill, Madonna, Mary J. Blige, Lana Del Rey, Patti LaBelle, Alicia Keys und John Lennon direkt beeinflusst.

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Simone, bürgerlich Eunice Kathleen Waymon, war eine Pionierin. Sie wurde von ihren Fans als „Hohepriesterin des Soul“ gefeiert. Als Jazz-Ikone, obwohl sie selbst den Begriff „Black Classical Music“ als Genre-Bezeichnung bevorzugte. Simone war eine Göttin am Mikrofon und am Piano. Eine Trailblazerin für schwarze Künstler und Künstlerinnen, die in den 1960er Jahren zu einer Leitfigur der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung wurde. Sozialkritische Songs wie „Mississippi Goddam“ und „To Be Young, Gifted and Black“ wurden zum Soundtrack der Zeit.

Ein Debüt in 14 Stunden

Bemerkenswert: Schon ihr Debütalbum „Little Girl Blue“ zeigte auf, wo die Reise hingehen würde. Simone hatte bereits zu diesem frühen Zeitpunkt ihrer Karriere offenbar eine klare, voll entwickelte musikalische Idee. Dabei klang sie schon wie eine überaus reife und selbstbewusste Künstlerin. Die außergewöhnlichen, kraftvollen Vocals, ihr bezauberndes Klavierspiel, die cleveren Arrangements – da war schon bemerkenswert viel da. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass sie bei den Aufnahmen zu ihrem Erstling noch keine 25 Jahre alt war. Auch ihr erster professioneller Auftritt lag erst etwas mehr als drei Jahre zurück. Als Simone die Beltone Studios in Midtown Manhattan betrat, um „Little Girl Blue“ aufzunehmen, war dies nicht nur ihre erste professionelle Aufnahmesession, sondern sie hatte auch nur wenige Male mit ihrer Rhythmusgruppe, dem Bassisten Jimmy Bond und dem Schlagzeuger Albert „Tootsie“ Heath, geprobt.

In Anbetracht der Tatsache, dass die Songs im Grunde in einem einzigen Take aufgenommen wurden, sind Simones selbstbewusste, vollendete Darbietungen auf „Little Girl Blue“ umso beeindruckender. Die Aufnahmen entstanden übrigens alle an einem Tag, binnen 14 Stunden. Kann man mal so machen.

Simone wählt die Tracklist selbst

Das Material für das Album durfte Nina selbst auswählen. Eine Besonderheit. Normalerweise gestattete ein Label einem jungen Künstler solche Privilegien nicht. Simone liefert herzergreifende Balladen wie „Plain Gold Ring“ und „Don’t Smoke in Bed“, swingende Melodien wie „Love Me Or Leave Me“ und die grandiose Up-Tempo-Interpretation von Duke Ellingtons „Mood Indigo“. Simones Interpretationsfähigkeiten werden auch mit ihren eindringlichen Arrangements von Rodgers & Hammersteins „You’ll Never Walk Alone“ und „Good Bait“ dokumentiert. Ihre Liebe zur klassischen Musik zeigt sich in der an Bach angelehnten Passage in „Love Me or Leave Me“ und vor allem im Titelsong, der Teile des traditionellen Weihnachtsliedes „Good King Wenceslas“ enthält. Das Schlussstück „Central Park Blues“ ist ein temperamentvolles Instrumental, das die vielen Stimmungen des Albums zusammenfasst.

„Little Girl Blue“ bietet auch zwei von Simones bekanntesten Titeln. Ihre sensationelle Interpretation von „I Loves You, Porgy“ war zur Veröffentlichung ein großer Hit und erreichte die Top 20 der amerikanischen Billboard Charts. Ihre Darbietung von „My Baby Just Cares for Me“ brachte Simone erneutes öffentliches Interesse ein, nachdem das Lied 1987 in einem populären TV-Werbespot verwendet wurde.

Rechte vorschnell verkauft

Seinerzeit erschien das Album auf Bethlehem Records. Bedauerlich: Simone, die damals immer noch im Sinn hatte, klassische Konzertpianistin zu werden, veräußerte die Rechte am Album für gerade einmal 3000 US-Dollar an ihr Label. So entgingen ihr Millionen-Einnahmen. Simone schämte sich beinahe ein bisschen für diese „Nachtclub“-Musik, bewarb sich zuvor am renommierten „Curtis Institute of Music“ und war untröstlich, als die Schule sie ablehnte – was sie als rassistisch motiviert empfand.

BMG präsentiert den zeitlosen Klassiker „Little Girl Blue“ nun in einer digital optimierten Neuauflage. In ihrem eigens für diese Veröffentlichung geschriebenen Essay bringt Daphne A. Brooks, Autorin von so hochgelobten Büchern wie „Liner Notes for the Revolution“, es auf den Punkt, wenn sie schreibt: Nina Simone sei „eine erstaunlich wagemutige, umwerfend selbstbewusste, unendlich abenteuerlustige Künstlerin mit einem tiefen Bewusstsein für Instrumentalität sowie einem breiten und robusten, reichen und vielfältigen Wissen über Jazz, Blues, amerikanisches Songbook, Folk und spirituelle Standards und Ästhetik“. 

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