Miley goes Mullet: Auf ihrem neuen Album „Plastic Hearts“ huldigt Miley Cyrus dem Rock der siebziger und achtziger Jahre.
Miley Cyrus schlägt in kreativer Hinsicht gerne mal Haken. Vom Teenie-Pop früherer Tage hat sie sich natürlich längst verabschiedet. Zwischenzeitlich flirtete sie mal ziemlich heftig mit dem Hip Hop („Bangerz“), später kam dann Indie zu ihrem Portfolio dazu („Miley Cyrus & Her Dead Petz“). Und mit Country („Younger Now„) hielt es die Tochter von Genre-Ikone Billy Ray Cyrus („Achy Breaky Heart“) ja ohnehin schon immer. Nun hat die Gute also ihre Leidenschaft für rockigere Sounds entdeckt.
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Zwei Jahre lang tüftelte Cyrus an neuem Material. Dem Vernehmen nach verschwand ein beinahe schon fertiges Album nach ihrer Scheidung von Liam Hemsworth wieder in der Schublade. Zwischendurch dachte die gute Miley offensichtlich sogar darüber nach, fortan nur noch Singles zu veröffentlichen. Gut, dass sie nun doch wieder den klassischen Weg gegangen ist. Denn auf „Plastic Hearts“, nun auch schon Longplayer Nummer sieben der guten Miley, zeigt sie sich von ihrer besten Seite.
Billy Idol und Joan Jett geben sich die Ehre
Zwölf neue Songs kredenzt uns Cyrus hier. Zwölf Songs, die meist mit einem Bein im Pop, oft aber eben auch mit dem anderen im Rock verhaftet sind. Dabei nimmt Cyrus deutliche Anleihen in den siebziger und achtziger Jahren. Auf dem besten Song des Albums, der Disco-Pop/Glam-Rock-Nummer „Midnight Sky“, erinnert Cyrus etwa schwer an Stevie Nicks. Was natürlich auch daran liegt, dass sich der Track an deren „Edge Of Seventeen“ anlehnt. Auch die Wahl der Feature-Gäste unterstützt den 70s/80s-Ansatz. Die großartige Joan Jett darf das nicht minder großartige, pulsierende „Bad Karma“ veredeln. Und der ewig wasserstoffblonde Billy Idol ist auf dem leicht punkig-glam-rockigen „Night Crawling“ zu hören, das auch gut auf einem seiner früheren Alben hätte landen können. Die Jüngeren unter den Miley-Fans werden sich hingegen über das Duett „Prisoner“ mit Dua Lipa freuen, denn eine reine Retro-Show sollte das ganze Ding natürlich auch nicht werden.
Natürlich trifft Miley mit diesem Album wieder den Zeitgeist. Reminiszenzen an die 80er Jahre sind ja gerade wieder in Mode, Synthie-Sounds haben längst wieder Auferstehung gefeiert. Dennoch sticht sie mit dieser Platte aus der Masse heraus. Und das liegt vor allem an der grittyness ihrer Songs, an diesem Geist der Rebellion, den sie seit jeher ja ohnehin authentisch zu vermitteln versteht. Dass sie die Stimme dazu hat, Rock-Songs zu röhren, das hat sie ja immer wieder unter Beweis gestellt. Und dann scheut die Gute auch inhaltlich nicht vor unbequemen Themen zurück. Wenn sie in einem Song wie „Golden G String“ das Thema Sexismus verhandelt, verleiht das dieser ganzen Retro-Spielerei noch eine gewisse zusätzliche Relevanz.
Fun fact: Das Titelbild des Albums hat übrigens der renommierte Rock & Roll-Fotograf Mick Rock geschossen. Damit reihte er Miley in die Liste der Legenden ein, die Mick im Laufe der Jahre fotografiert durfte, darunter David Bowie, Lou Reed, Iggy Pop, Joan Jett und Debbie Harry. Gute Gesellschaft also. Es wäre keine Überraschung, wenn die gute Miley irgendwann mal ganz selbstverständlich in solch einer illustren Legenden-Aufzählung genannt wird.
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