Laura Mvula meldet sich zurück: Mit „Pink Noise“ veröffentlicht die Britin ihren ersten neuen Longplayer seit fünf Jahren. Und der bedient sich großzügig beim Sound der 1980er Jahre.
Miley Cyrus, John Mayer, Laura Mvula – drei Künstler*innen, die gerade maßgeblich dazu beitragen, dass wir wohl alle bald wieder Schulterpolster tragen. Die drei machen die 1980er wieder salonfähig. Und das auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Während die gute Miley sich an Größen wie Blondie oder Billy Idol orientiert hat, macht John Mayer neuerdings einen auf Toto, Bruce Hornsby und Richard Marx. Und Laura Mvula? Die bringt uns den Dance-Pop dieses schrägen, aber liebgewonnenen Jahrzehnts wieder näher. Synthie-Klänge, Disco-Gitarre, künstliche Bläser-Parts, Handclapping – alles da.
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Alles sehr tanzbar, alles sehr upbeat – dabei hat die gute Laura gar keine einfache Zeit hinter sich. Nachdem sie für ihre ersten beiden Alben jeweils einen renommierten Mercury-Award gewann, wurde sie überraschend von ihrem Label Sony fallengelassen. Die Gute begann, an sich selbst zu zweifeln, fühlte sie zu alt für Pop, und hätte sich schon fast nach einer Lehramtsstelle umgesehen, wie sie ihrem neuen Label Warner Music verriet.
Nur vordergründig Ear Candy
Es sei dann schließlich die Musik der 1980er Jahre gewesen, die ihr Trost und neue Freude spendete. Musik, die sie, Jahrgang 1986, schon seit Kindesbeinen wertschätzte. Und so erklärt sich dann auch, warum dieses Album trotz dieser Backstory so upbeat, so tanzbar ist. Es sind zehn Songs, die als Schlachtruf verstanden werden können. Laura Mvula ist wieder da. Ambitioniert wie selten, denn natürlich nimmt uns die Gute hier nicht nur mit auf einen bloßen Ritt auf der Nostalgie-Welle. Dazu sind die Songs dann doch zu inspiriert. Zu den Highlights in diesem rosa Rauschen zählen das fast schon verzweifelte „Remedy“, in dem Mvula die Black-Lives-Matter-Bewegung thematisiert und ungeduldig darauf wartet, dass sich die Dinge endlich zum Besseren verändern. Auch das düstere „Golden Ashes“, in dem Mvula ihre Angststörungen verhandelt, und „Magical“, ein Song, in dem sie ihre eigenen kreativen Fesseln so richtig sprengt, bleiben haften. Und „Church Girl“ hat nicht nur Coldplays Chris Martin völlig aus den Socken gehauen.
Keine Frage: Vordergründig viel Ear Candy, das uns die Gute hier scheinbar effortless kredenzt. Aber unter dem ganzen Zuckerguss offenbart Mvula aber immer wieder, welch deepe und talentierte Songwriterin in ihr steckt. Und warum soll man seine Probleme nicht mal einfach wegtanzen?
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