Lässt es wieder entspannter angehen: Joy Williams (früher bei The Civil Wars) packt auf ihrer neuen, sehr reduzierten Solo-Platte „Front Porch“ vornehmlich die Akustik-Gitarre aus. Dabei verhandelt sie das Thema Heimat – und das trotz des gechillten Sounds durchaus emotional.
Gut, wir haben erst Anfang Mai, aber die Prognose sei dennoch gewagt: Es könnte das Jahr der hervorragenden, weiblichen Singer-Songwriterinnen werden. Connie Constance, Stella Donnelly, Charlotte Brandi, Jessica Pratt – sie alle haben in den zurückliegenden Wochen bereits großartige Longplayer veröffentlicht. Nun reiht sich auch noch Joy Williams in diese illustre Riege ein. Gerade ist ihr sechstes Solo-Album „Front Porch“ erschienen. Und es ist eines, das unter die Haut geht.
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Songs für die Veranda
Die Grundidee des ziemlich organisch anmutenden Albums: Alle Songs mussten sich auf der Veranda spielen lassen. Back to the roots sollte es gehen. Das schrieb sich die Gute selbst ins Hausaufgabenheft, wie sie dem US-„Rolling Stone“-Magazin verriet. Und so ist die Platte, bei der Williams Matt Ross-Spang und Kenneth Pattengale zur Hand gingen, ziemlich laid back. Überdies ist sie sehr folky und von akustischen Instrumenten dominiert, die Williams‘ kraftvoller und ausdrucksstarker Stimme viel Raum geben.
Inhaltlich dreht sich die Platte um das Thema Heimat. Williams, die zur Zeit der Entwicklung des Albums gerade schwanger war, deutet den Begriff dabei in vielfältiger Weise. “Es geht hier viel ums Zuhause ankommen,” sagt sie. “Dabei ist es egal, ob es sich dabei um einen wirklichen Ort oder um einen selbst dreht.“ So dürfte sicherlich ihr Umzug von Los Angeles heim nach Nashville hier eine Rolle spielen, aber auch das Geborgenheitsgefühl, das Williams im Kreis ihrer Familie empfindet.
Bittersüße Melancholie
Der Song „Front Porch“, den sie zusammen mit Liz Rose und Emily Shackleton schrieb, spiegelt die Überlegungen zum Thema Heimat am besten wieder. “Wenn ich an meine Veranda denke, denke ich ans willkommen heißen und willkommen sein. Die Schuhe ausziehen. Niemandem etwas vormachen. Keine Hektik. Nichts zu beweisen haben“, erzählte die Musikerin dem US-„Billboard“-Magazin. “Sich einfach zurücklehnen. Den Leuten mitteilen, welche Bodenwellen und blauen Flecke das Leben so mit sich bringt. Sich sehen lassen“.
Keine Frage: „Front Porch“ ist ein Album, das einen mit seiner bittersüßen Melancholie emotional packt. Und wahrscheinlich muss man das Album genau dort hören, wie es der Titeltrack vorgibt. Draußen, auf der Veranda. Während einen der milde Duft des Frühlings umweht.
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