Jenobi – hinter diesem Namen verbirgt sich die in Hamburg lebende, schwedische Elektro-Pop-Musikerin Jenny Apelmo Mattsson. Mit „Irregularity“ legt die Gute nun ihr zweites Album vor. Die elf Songs der Platte hat die aus Göteborg stammende Musikerin mit der sanften Stimme nicht nur selbst geschrieben, sondern auch eigenständig aufgenommen und produziert. Sie kommen mit einer starken Message daher.
„Du bist ein Mädchen. Du bist so“. Sätze, die Jenobi überhaupt nicht verknusen kann. Die Musikerin versucht daher immer wieder, in ihrer Kunst patriarchale Strukturen und das oftmals damit einhergehende Schubladendenken aufzubrechen. Mit dem wird sie seit Kindheitstagen konfrontiert, wie sie sagt. Auch heute noch. Als Frau in einer männderdominierten Branche, als Bassisten noch dazu, als Ausländerin mit Akzent in Deutschland, bleibe das nicht aus. Auch wenn ihre musikalischen Fähigkeiten anerkannt wurden, passte sie dennoch nicht in die gleiche Schublade wie ihre männlichen Kollegen. Immer wieder musste sie gegen klischeehafte Vorstellungen ankämpfen, sich behaupten und beweisen – und hat sich dabei immer wie eine Ausnahme gefühlt. Etwas Irreguläres.
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Das neue Album „Irregularity“ kann man daher auch als eine Art Erfahrungsbericht lesen, beschäftigt es sich doch genau mit diesem Gefühl. Die Platte steht dabei auch für ein neues Selbstbewusstsein und eine neue innere Stärke. Jenobi hinterfragt hier auf ihre ganz eigene Art und Weise patriarchale Strukturen, gern auch mit etwas Ironie.
Von Jungs und Mädchen
Ganz besonders offenbar wird das in einem der Fokustracks des Albums: „Little Sweet“. „Seitdem wir kleine Kinder sind, werden Mädchen anders erzogen als Jungs. Mädchen, die sich um andere gut kümmern können und süß, brav und leise sind, sind gute Mädchen, während Jungs aufgemuntert werden, Platz einzunehmen, stark und mutig zu sein. Wenn du diese klassische Rollenbilder brichst, kommst du als weiblich gelesene Person nervig, anstrengend oder egozentrisch vor“, erzählt Jenobi über die Nummer und fährt fort: „Mit ‚Little Sweet‘ möchte ich dieses Konstrukt kritisieren und gleichzeitig weiblich gelesene Personen empowern und aufmuntern, ihren eigenen Weg zu gehen.“
Eines der Glanzlichter der Platte, die die aus dem Vorgängeralbum bekannte, skandinavische Melancholie wieder aufgreift und nun durch kraftvolle Beats ergänzt. Auch das vorab als Single veröffentlichte „Makeup“ gehört dabei zu den Glanzlichtern. Die Nummer mit dem markanten Beat ist von dem Album „Silent Shout “ von The Knife inspiriert, das die Künstlerin aufgrund der dunklen und verrückten, aber dennoch lässigen Produktion bewundert.
„Makeup“ ist eines der ersten Lieder, die die Songwriterin für das neue Album geschrieben hat. Über die Entstehungsgeschichte erzählt die Musikerin: „Der Song handelt von einer Situation, die ich einmal im Supermarkt erlebt habe. Der hübsche Mitarbeiter an der Kasse fragte mich, wie es mir eigentlich so gehe, weil ich so müde aussah. Natürlich war ich nicht müde, sondern einfach ungeschminkt. An diesem Tag habe ich zu Hause den Text für den Song geschrieben.“
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