Der poetisch-frische Debütfilm von Suzanne Lindon „Frühling in Paris“ weckt die Erwartung, ein Lolita-Aufguss zu sein, kann diese Bedenken aber rasch zerstreuen. Die Coming-of-Age-Geschichte liegt nun fürs Heimkino vor.
Paris, Montmartre, Frühling. Suzanne (Suzanne Lindon) ist 16 Jahre alt und ihre Altersgenossen langweilen sie zutiefst. Auf ihrem Weg zur Schule kommt sie jeden Tag an einem Theater vorbei. Dort begegnet sie dem 35-jährigen Schauspieler Raphaël (Arnaud Valois), beide sind immer mehr fasziniert voneinander. Sie schweben durch das Viertel, tanzen verliebt durch die Straßen. Doch dann bekommt Suzanne Angst, dass sie etwas im Leben verpasst – das ganz normale Leben eines Mädchens in ihrem Alter.
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Ja, es ist eine Tabu-Geschichte, die in „Frühling in Paris“ erzählt wird. Eine moderne Lolita-Variante, wird der eine oder andere jetzt vermuten, aber weit gefehlt. Besonders wird dieser Film dadurch, dass er nicht der Fantasie eines Mannes entsprungen ist, sondern Suzanne Lindon selbst. Die heute 20-Jährige schrieb die Geschichte bereits mit 15 auf. Jetzt spielt sie nicht nur die Hauptrolle selbst, sondern führte auch gleich Regie und, klar, schrieb auch das Drehbuch. Die Tochter der französischen Kinostars Sandrine Kiberlain und Vincent Lindon stellt sich hier aber nicht als Sex-Objekt aus, sondern zeichnet die Figur der Suzanne mehrdimensional, lässt sie mit Raphaël auf Augenhöhe agieren. So entstand ein warmherziger Film über die erste, unbeschwerte Verliebtheit, der obendrein frisch und elegant erzählt wird. Mit rund 75 Minuten ist er aber zu kurz geraten, um sein Potenzial voll zu entfalten.
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