Die Foo Fighters laden zum Tanz: Auf ihrem nunmehr zehnten Studioalbum „Medicine At Midnight“ schlägt die Band um Frontmann Dave Grohl überraschend neue Töne an.
Erstmal durchatmen. Nach dem Release ihres bis dato letzten Studioalbums „Concrete and Gold“ im Jahr 2017 ging es noch einmal exzessiv auf Tour, danach zog die Band die Reißleine. Man brauchte eine Auszeit. In der Tat dauerte die aber nicht so lange, wie es der lange Abstand zwischen den beiden Longplayern nun vermuten ließe. Schon Mitte 2019 nämlich machte sich Dave Grohl wieder ans Werk, schrieb Songs, nahm Demos auf – und Anfang 2020 hatte die US-Band das neue Album eigentlich schon fertig. Dann kam Corona – und die Platte verschwand erst einmal wieder in der Schublade.
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Das alles muss man wissen, wenn man sich den Sound der Band auf diesem Album vor Augen führt. Im Corona-Jahr 2020 entdeckten ja unwahrscheinlich viele Bands den Dancefloor für sich, plötzlich war da überall ein Hauch Disco zu spüren. Die Sehnsucht nach Clubs, nach Party, dieser Bewegungsdrang – all das trieb im vergangenen Jahr die seltsamsten Blüten und spiegelte sich in der Musik vieler Bands wider. Dass nun auch die Foo Fighters zum Tanz bitten, ist in dem Zusammenhang aber eben Zufall. Die Platte ist – wie gesagt – eigentlich schon vor der Pandemie entstanden.
Es ist jetzt auch nicht so, dass die Foo Fighters hier nun EDM oder Disco machen. Klar. Orientiert hat sich Grohl da eher an „Let’s Dance“ von David Bowie. Upbeat, fun – das waren Attribute, die das neue Album in sich vereinen sollte. Mission erfüllt, möchte man da sagen.
Tochter inspiriert Grohl zu Antikriegshymne
Zu den stärksten Nummern der Platte, die von Greg Kurstin produziert wurde, gehört sicherlich der Song „Waiting On War“, der als dritte Single ausgekoppelt wurde. Der Track wurde von einer Unterhaltung inspiriert, die Grohl mit seiner jungen Tochter führte. „Im Herbst 2019 fuhr ich meine Tochter zur Schule. Da drehte sie sich zu mir und fragte mich: Daddy, werden wir bald Krieg haben?‘ Mein Herz rutschte eine Etage tiefer, als ich realisierte, dass sie unter der gleichen dunklen Wolke lebte wie ich 40 Jahre früher“, so Grohl, den dieser Dialog an seine eigene Kindheit erinnerte, die vom Kalten Krieg bestimmt war. Er habe den Song, eine Akustik-Ballade, die sich am Ende noch zum Rock-Kracher auftürmt, noch am selben Tag geschrieben. Große Gefühle, großes Kino.
Aber auch der leicht funkige Titeltrack sowie die Vorab-Singles „No Son Of Mine“ und „Shame Shame“ bleiben haften. Songs, die für die Bühne gemacht sind. Der ganze Ritt dauert am Ende gar nicht mal so lange. Neun Songs. Knackig-kurze 37 Minuten. Aber immerhin 37 Minuten gute Laune. Und das ist doch was in diesen Zeiten.
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