In seiner neuen Single „Das Boot ist voll“ wirbt Faber mit drastischen, provokanten Lyrics für Menschlichkeit in der europäischen Flüchtlingspolitik. Der Clip dazu – unser Video der Woche.
Das Timing des Songs hätte kaum passender sein können, stritt Europa doch in den vergangenen Wochen und Monaten über die Seenotrettung. Weil es für manche offenbar einen Unterschied macht, ob nun ein ehemaliger Bundespräsident mit seinem historischen Segelboot in der Ostsee kentert oder ein Flüchtling mit seinem Schlauchboot auf dem Mittelmeer. Trauriger Höhepunkt des Zoffs: die Verhaftung der deutschen Kapitänin Carola Rackete, die mit dem Rettungsschiff „Sea-Watch 3“ im Hafen von Lampedusa angelegt hatte. Ohne Genehmigung der italienischen Behörden. Rackete hatte mehrere in Seenot geratene Menschen an Bord und tagelang auf die Erlaubnis Italiens zum Anlegen gewartet. Am Ende gingen nach eigenen Angaben die Vorräte aus. Beim Einfahren in den Hafen streifte sie ein italienisches Polizei-Schiff. Sie wurde zunächst verhaftet und unter Hausarrest gestellt, später aber wieder auf freien Fuß gesetzt.
anzeige
Mit „Das Boot ist voll“ hält der Schweizer Musiker Faber nun Gesellschaft und Politik den Spiegel vor. „Es ist untragbar für eine Gesellschaft, wenn es auf die Frage, ob man Ertrinkende retten sollte, überhaupt zwei Antworten gibt“, sagt Faber, „das ist gegen alles, wofür ich stehe. Damit sorgen diese Leute dafür, dass ich mich ›fremd im eigenen Land‹ fühle. Insofern ist das auf dieser Ebene zunächst mal ein Wut-Song. Trotzdem bin ich auch ein Teil des Problems, das sind wir alle. Es geht auch darum, wie unsere Gier uns immer wieder zum Verhängnis wird.“
Im dazugehörigen Video sehen wir Faber am Strand an einem Klavier sitzen und die apokalyptischen Reiter als Symbol für menschliche Verfehlungen. Am Ende versinkt die Sonne blutrot in einem Meer, in dem Menschen sterben. Es geht um die Ignoranz und den Zynismus in uns allen.
Am 1. November erscheint das neue und zweite Faber-Album „I fucking love my life“. Es ist ein Album, auf dem sich Faber mit einem hysterischen Lachen als präziser Chronist gesellschaftlicher und privater Notlagen präsentiert, verspricht das Label.
anzeige