Everything But The Girl - Fuse (foto: Virgin Music)

Everything But The Girl – Fuse

Erscheinungsdatum
April 21, 2023
Label
Virgin Music
Unsere Wertung
7.5

Welcome back: Everything But The Girl haben mit „Fuse“ ihr erstes neues Studioalbum seit über 24 Jahren veröffentlicht. Es wurde Zeit. They were missed.

Eine Tour als Support für U2? Die meisten Bands hätten sich in den Achtziger und Neunziger Jahren nach einer solchen Gelegenheit die Finger geleckt, waren die Iren doch damals eine der größten und erfolgreichsten Kapellen der Welt. Als Everything But The Girl 1999 die Chance auf diesen begehrten Slot bekamen, nehmen sie diese allerdings nicht nur nicht wahr, sondern legen sich selbst gleich ganz auf Eis. Zumindest in beruflicher Hinsicht, privat blieben Tracy Thorn und Ben Watt durchaus ein Paar.

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Als die beiden sich in den frühen Achtziger Jahren kennenlernten, waren sie jeweils beide noch Solokünstler und bei Cherry Red Records unter Vertrag. Schnell beschlossen sie, gemeinsam Musik zu machen. Der Name Everything But The Girl ist dabei angelehnt an den Slogan eines Möbelgeschäfts im britischen Hull. 1982 gelang dem Duo mit einem Jazz-Folk-Cover von Cole Porters „Night and Day“ der Durchbruch in der britischen Indie-Szene. Eine Reihe von Alben folgte, einige wurden im UK mit Gold ausgezeichnet. Und das, obwohl der Sound von Thorn und Watts nie wirklich Mainstream war, experimentierten sie doch mit Jazz, Gitarrenpop, einer orchestralen Wall of Sound und Drum-Machine-Soul.

Ben Watt wäre fast gestorben

Nachdem Watt 1992 aufgrund einer seltenen Autoimmunerkrankung fast gestorben wäre, kehrten die beiden 1994 mit dem millionenfach verkauften Album „Amplified Heart“ zurück. Es enthält ihren größten Hit „Missing“, der im Remix des New Yorker DJs und Produzenten Todd Terry unerwartet den Sprung aus den Clubs in die weltweiten Radios schaffte. Es folgte 1996 mit „Walking Wounded“ ihr erstes Platin-Album mit gleich vier Singles, die in die britischen Charts einstiegen. Nach einem letzten gemeinsamen Auftritt beim Montreux Jazz Festival im Jahr 2000 beschlossen die beiden Everything But The Girl aufzulösen.

Seit 2000 solo unterwegs

Natürlich waren die beiden in dieser Zeit nicht untätig. Sie heirateten, gründeten eine Familie, und auch beruflich ließen die beiden – hier allerdings getrennt voneinander – immer wieder von sich hören. Ab 2007 veröffentlichte Tracey Thorn vier Soloalben, einen Filmsoundtrack für Carol Morleys „The Falling“ und vier Bücher. Sie schrieb zudem regelmäßig für das britische Wochenmagazin „The New Statesman“. Ben Watt wurde unterdessen ein international aktiver DJ und Remix-Künstler, betrieb zehn Jahre lang das Electronic-Label Buzzin‘ Fly, bevor er mit einer Trilogie von Soloalben zwischen 2014 und 2020 zu seinen Singer-Songwriter-Wurzeln zurückkehrte.

Nun also das Comeback. Einen wirklichen Grund gab es dafür nicht, die beiden hatten einfach mal wieder Lust, etwas gemeinsam zu schaffen. Die Pandemie, die plötzlich verfügbare Zeit, mag da eine Rolle gespielt haben. Sie wollten dabei aber nicht Gefahr laufen, auf einer Nostalgiewelle zu reiten. „Der konkrete Sound war tatsächlich das Letzte, was für uns eine Rolle spielte, als wir im März 2021 anfingen“, erzählt Tracey über die Entstehung des Albums. „Natürlich waren wir uns des Drucks bewusst, den ein so lang erwartetes Comeback mit sich bringt. Wir versuchten, in einem Geist offener Verspieltheit zu beginnen, noch ohne klare Richtung und offen für Neues.“

Diskret und ohne Druck

Das Paar nahm zu Hause und schließlich in einem kleinen Studio außerhalb von Bath mit Freund und Tontechniker Bruno Ellingham auf. Das alles ganz diskret und ohne Druck, zuerst lautete der Künstlername in den Albumdateien sogar schlicht TREN (Tracey and Ben). Die ersten Aufnahmen konzentrierten sich auf Ambient-Sound-Montagen und improvisierte geisterhafte Piano Loops, die Ben zu Hause mit seinem iPhone mitgeschnitten hatte. Ideen, die später zu atmosphärischen Tracks wie „When You Mess Up“ (dem ersten Song, den Watt und Thorn seit 1999 zusammen geschrieben haben) und „Interior Space“ wurden.

Mit wachsendem Selbstvertrauen wurden Puls und Rhythmus des Albums spürbarer, was in Songs wie der dem verzweifelten „Nothing Left To Lose“ oder „Caution To The Wind“ (mit einem für EBTG eher ungewöhnlichen fröhlichen Text) gipfelte. Durchdrungen von Hoffnung, Verzweiflung und lebhaften Flashbacks, beschreiben die Texte auf „Fuse“ mal metaphorisch, mal konkret und detailiert wie es ist, neu zu beginnen.

Keine Frage: „Fuse“, Platte Nummer elf von Everything But The Girl, ist ein gelungenes Comeback-Album. Eine Art moderne Interpretation des elektronischen Souls, zu dem die Band Mitte der Neunziger Jahre auf die Tanzfläche lud. Eine Art logische Weiterentwicklung von „Temperamental“. Thorns berührende, mittlerweile etwas tiefer gewordene Stimme hat nichts von ihrer Strahlkraft verloren. Sie steht wieder im Vordergrund von Watts Landschaften aus Subbässen, schneidenden Beats, berauschten Synthesizern und freiem Raum.

Anspieltipps
Nothing Left To Lose
Run A Red Light
Caution To The Wind
7.5
Gelungenes Comeback.
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