Courtney Barnett - Tell Me How You Really Feel (foto: milk! records)

Courtney Barnett – Tell Me How You Really Feel

Erscheinungsdatum
April 18, 2018
Label
Marathon Artists/Rough Trade
Unsere Wertung
8
Anspieltipps
Hopefulessness
City Looks Pretty
8
Musik gewordener Weltschmerz.
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Drei Jahre nach ihrem gefeierten Debütalbum „Sometimes I Sit And Think, and Sometimes I Just Sit“ haut Courtney Barnett mit „Tell Me How You Really Feel“ endlich den mit Spannung erwarteten Nachfolger raus. Auf dem kombiniert die australische Singer-Songwriterin wieder ihren berüchtigten Sarkasmus mit scharfsinnigen Beobachtungen. Dabei scheut sie sich nicht, auch unbequeme Wahrheiten auszusprechen.

Wie das für sie wohl gewesen sein muss? Spätestens mit der Veröffentlichung ihres Debütalbums wurde Courtney Barnett ja zum Liebling der Kritiker. Ihr geniales Songwriting, ihr Storytelling, dabei diese Beiläufigkeit und dieses Slackertum – das war und ist einfach eine ganz spannende Kombi. Die Folge: Auf fünf Kontinenten hat man die Gute als eine Art weibliche Version von Bob Dylan gefeiert. So etwas macht natürlich mit einem. Auf jeden Fall erhöhen solche Vergleiche den Druck. Und so war es auch bei Courtney Barnett. Drei Jahre ließ sie sich mit dem Album Zeit, veröffentlichte ein Gemeinschaftsprojekt mit Kurt Vile, ihrem Bruder im Geiste, und kämpfte gegen Schreibblockaden und düstere Gedanken an.

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Veränderungen, die Barnett auf “Tell Me How You Really Feel” reflektiert. Schonungslos. Darauf weist schon der Albumtitel hin, bei dem unklar ist, ob er eine Frage oder Aufforderung darstellt. Und auch das beunruhigende Artwork, das ein blutrot getöntes, sehr nahes Selbstportrait der guten Courtney zeigt. Es will sagen: Auf dieser Platte, die sich zwischen Grunge, Garage Rock, Siebziger-Jahre-Power-Pop und Punk bewegt, findet sich eine neue Unmittelbarkeit, eine neue Direktheit im Schaffen der Australierin.

Stellenweise wird’s düster

Damit muss man erst mal umgehen können. Stellenweise wird es nämlich richtig düster. Etwa im seufzenden Opener „Hopefulessness“. Oder im nur vordergründig fröhlichen „City Looks Pretty“, das mit Zeilen wie „Friends treat you like a stranger and strangers treat you like their best friend, oh well“ daher kommt, die große Enttäuschung offenbaren.

Courtney richtet den Blick nicht nur nach innen, sondern auch nach außen. Auf jene Menschen, die mit ihr interagieren – die Guten, die Bösen, Freunde und Fremde. Da geht es etwa um die #MeToo-Debatte („I’m Not Your Mother, I’m Not Your Bitch“), In der Punkrock-Hymne “Nameless, Faceless” etwa schießt sie scharf gegen Internet-Trolle, die im Schutz der Anonymität ihr virtuelles Gift versprühen: “I could eat a bowl of alphabet soup and spit out better words than you.” Das wirkt zunächst klamaukig, doch das Lachen bleibt einem spätestens beim Refrain im Hals stecken, wenn es frei nach Margaret Atwood heißt: “I want to walk through the park in the dark / Men are scared that women will laugh at them / I want to walk through the park in the dark / Women are scared that men will kill them / I hold my keys between my fingers”.

Bei Courtney Barnett treffen persönliche Sorgen und Ängste auf den Zeitgeist. Und so würde es uns nicht wundern, wenn „Tell Me How You Really Feel“ am Ende die Jahresbestenlisten ziert – so wie es das Vorgängeralbum ebenfalls getan hat.

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