Nach Beyoncé und Taylor Swift legt nun der nächste große Superstar ein neues Album vor. Mit „Hit Me Hard And Soft“ hat Billie Eilish ihr mit Spannung erwartetes drittes Studioalbum veröffentlicht. Es ist ein weiterer, künstlerischer Meilenstein in der illustren Karriere der immer noch so jungen Künstlerin.
Neun Grammys. Zwei Oscars. Zwei Alben, die in den USA und im Vereinigten Königreich jeweils auf Platz eins der Charts gingen. Und das alles mit gerade mal 22 Jahren. Wenn Billie Eilish ab morgen keine Musik mehr machen würde, ihr Ikonen-Status wäre ihr wohl trotzdem sicher. Die Frau hat einen Impact, wie ihn nur wenige Künstler:innen haben. Was sie macht, ist relevant – künstlerisch sowie kommerziell.
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Nun also: Studioalbum Nummer drei. Natürlich hat sie auch diesmal wieder mit ihrem Bruder Finneas zusammengearbeitet. Von Anfang an ihr wichtigster Kreativpartner, hat ihr Bruder, längst selbst ein Star, auch diesmal wieder produziert. Mit jeder Platte hat die Gute eine neue Facette von sich gezeigt, auf Album zwei hat sie sich sogar ganz neu erfunden, wenn man so will. Und jetzt? Knüpft sie eher wieder an den düsteren Erstling „When We All Fall Asleep, Where Do We Go?“ an. In Zeiten, in denen alle an Eilish zerren, alle etwas von ihr, dem Superstar wollen, sehnt sich Eilish ein bisschen zurück in Zeiten, in denen sie eben noch nicht dieses Phänomen war, auf das jeder Anspruch erhebt, sondern einfach: Billie. Die Billie-Version, die irgendwann seit 2019, dem Durchbruchsjahr, verloren gegangen ist. Und die sie selbst auch so schmerzlich vermisst, wie sie neulich dem „Rolling Stone“ erzählte: „Ich trauere fast um sie. Ich suche sie in allem, das ich tue. Aber es scheint, als sei sie von der Welt und den Medien irgendwann ertränkt worden. Ich weiß nicht mal, wann genau sie fortgegangen ist.“
Eilish emotional
Und so verwundert es nicht, dass „Hit Me Hard And Soft“ ein recht emotionales Werk geworden ist. Hier verarbeitet Billie, was mit ihr in den vergangenen Jahren geschehen ist. Wie hart muss das Erwachsenwerden unter dem Brennglas der Öffentlichkeit sein? Man bekommt eine leise Ahnung davon: „People say I look happy/Just because I got skinny/But the old me is still me/And maybe the real me/and I think she’s pretty“, singt sie im verträumten, zurückhalten instrumentierten Opener „Skinny“. Um Angstzustände und Schlafprobleme geht es im Song „Blue“, während „Lunch“ mit seinen expliziten Lyrics auch ein Akt der sexuellen Selbstbestimmung ist: „I could eat that girl for lunch/Yeah, she dances on my tongue/Tastes like she might be the one/And I could never get enough“. Eilish wurde Ende 2023 unfreiwillig von der „Variety“ geoutet, die anschließende Berichterstattung und Kategorisierung ihrer sexuellen Orientierung gingen Eilish völlig zu Recht auf den Keks.
Musikalisch ist die neue Platte überaus vielseitig geraten – und das, obwohl uns die Geschwister hier „nur“ zehn Songs kredenzen. Die durchbrechen aber zum Teil die Fünf-Minuten-Marke oder kratzen zumindest daran. Genres spielen hier in der Tat keine Rolle mehr, manchmal werden sie sogar mitten im Lied gewechselt. „L’amour de ma vie“ etwa beginnt sehr sanft, verwandelt sich dann aber in eine nach vorn gehende Italo-Disco-Nummer, auch „Blue“ schlägt munter Haken zwischen den Stilen. Und auch sonst gibt es viel Überraschendes: Der Dance-Track „Chihiro“ etwa, einer Manga-Heldin gewidmet, spielt mit japanischen Sound-Elementen. Und bei „The Greatest“ wird unvermittelt die Ukulele ausgepackt. „The Diner“ wiederum erinnert unweigerlich an den Eilish-Hit (darf man schon Klassiker sagen?) „Bad Guy“.
Die Tracklist als Einheit
Es ist eine große Kunst, dass trotz dieses eklektischen Ansatzes dennoch kein Gefühl der Beliebigkeit beim Hören aufkommt. Eilish hält die verschiedenen Versatzstücke gekonnt zusammen. Und so ist es auch logisch, dass sie vorab keine Singles veröffentlicht hat. Sie will das Album trotz seiner Vielseitigkeit als Einheit verstanden wissen. Und das funktioniert auch.
Übrigens: Um den CO2-Fußabruck der Veröffentlichung zu minimieren und dem Klimawandel entgegenzuwirken, werden die physischen Formate, die alle zeitgleich erscheinen, in limitierter Auflage erhältlich sein. Zu 100 Prozent aus recycelbaren Rohstoffen produziert, sind die Tracklists sämtlicher Konfigurationen identisch.
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