Ein Stück deutsche Pop-Geschichte: „Forever Young“, das Kult-Album von Alphaville, liegt nun remastered und als Deluxe-Version mit Bonus-Material vor.
Marian Golds Musikerkarriere begann mit einem Rausschmiss: „Als ‚Big In Japan‘ veröffentlicht wurde und die Charts in Europa stürmte, hockte ich immer noch kartoffelschälend in einer Restaurantküche in Münster. Und der Koch sagte: ‚Junge, die spielen deinen Song im Radio rauf und runter.‘ Und dann hat er mich gefeuert“, erinnert sich der Alphaville-Frontmann.
anzeige
Nein, Gold und seine Band hatten wirklich nicht damit gerechnet, mit diesem Dance-Song ein Stück deutsche Pop-Geschichte zu schreiben. Nach dem 12. Januar 1984, dem Tag der Veröffentlichung, war nichts mehr wie vorher. Das Alphaville-Debüt schoss nicht nur in Deutschland auf Platz eins (1984 war „Big in Japan“ die meistverkaufte Single im Land) der Charts, sondern erreichte die Pole-Position auch in Schweden, der Schweiz und den US-Billboard Dance-Charts. Im UK und in vielen anderen Ländern rund um den Globus knackte die Single der Synthie-Popper die Top Ten.
Alphaville waren plötzlich Stars. Da musste schnell ein Longplayer her. Und so nahmen Marian Gold, Bernhard Lloyd und Frank Mertens das Album „Forever Young“ auf, das noch im selben Jahr erschien. „Die Produktion des Albums war damals ein großes Abenteuer, und das Ergebnis nahezu perfekt für uns. Unser Augenmerk lag auf dem Vinyl-Album, denn 1984 steckte das CD-Mastering noch in den Kinderschuhen“, so Bernhard Lloyd.
Tatsächlich hatte das Alphaville-Debütalbum mehr zu bieten als „Big in Japan“. Die Ballade „Forever Young“ etwa, mit diesem legendären Bläser-Part am Ende. Eine Hymne, die die latente Angst im Kalten Krieg thematisiert, die Angst vor der Atombombe und, klar, das Älterwerden. Bei Hochzeiten und Beerdigungen ist die Nummer heute noch gleichermaßen beliebt. Später versuchten sich auch Jay-Z und Beyoncé, Bushido, Kim Wilde, The Killers oder Axel Rudi Pell an Cover-Versionen des Alphaville-Hits.
Zu Unrecht vergessene Perlen
Auch die eingängige Synthie-Pop-Nummer „Sounds Like A Melody“ haben viele sicher noch im Ohr. Das politisch aufgeladene „Summer in Berlin“ oder das textlich hervorragende „To Germany With Love“ wahrscheinlich eher weniger. Zu Unrecht vergessene Perlen, die beweisen, dass Alphaville nicht nur Kirmes-Beschallung produziert haben, sondern durchaus Musik mit inhaltlichem Anspruch.
Nun ist das legendäre Album der Münsteraner, das ihr einziger großer Wurf bleiben sollte, in einer Super-Deluxe-Edition mit drei CDs, einer DVD und Vinyl erschienen, außerdem als Deluxe Doppel-CD mit Original-Singles, B-Seiten und Maxi-Versionen sowie als Vinyl-LP und Digital-Version. Alle Formate zeigen das Album zum ersten Mal remastered. So klingt es nun deutlich wärmer und cleaner, als man es bis dato gewohnt war. Gefällt.
anzeige