Manchmal gibt es gute Gründe, ein Vorhaben zu verschieben. Eigentlich wollte Zebra Katz sein Debütalbum viel früher veröffentlichen, doch eine spannende Option machte ihm einen Strich durch die Rechnung. 2017 und 2018 war er mit den Gorillaz auf Tour, nachdem er auf dem „Humanz“-Album gleich mehrfach als Gastsänger mitgewirkt hatte. Jetzt liegt mit „Less Is Moor“ der lang erwartete Erstling aber endlich vor.
Hinter dem Künstlernamen Zebra Katz verbirgt sich der US-amerikanische Rapper Ojay Morgan. Der kam als Sohn jamaikanischer Einwanderer in West Palm Beach, Florida, zur Welt. Künstlerisch aktiv wurde der Gute schon früh. Seine Abschlussarbeit am Eugene Lang College of Liberal Arts (an der New School) war die Uraufführung von „Moor Contradictions“, ein direkter Vorläufer von „Less Is Moor“. Schon mit dieser frühen Arbeit, die 2007 im La Mama Theatre gezeigt wurde, verknüpfte er Performance-Kunst und Musik. 2012 landete er dann einen Hit mit „Ima Read“. In den Jahren danach war Zebra Katz quasi nonstop auf Tour, sowohl in den USA als auch in Europa, außerdem veröffentlichte er hier und da EPs und Mixtapes.
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Nun also ein Album, ein richtiges Album. Und das nutzt Zebra Katz, um sich äußerst breit aufzustellen. Im Verlauf der 15 Tracks offenbart der Mann mit der einprägsamen, tiefen Stimme Seiten, die man noch gar nicht von ihm kannte. Neben einer strikten DIY-Herangehensweise verbindet diese Tracks ein ausgeprägter Hang zum Konzeptionellen. Viel Bass, ein bisschen Noise, etwas Industrial. Dennoch spielt auch der Minimalismus immer eine Rolle.
Inhaltlich geht es hier vor allem um Zebras persönliche Erfahrungen als Schwarzer; aber es geht um Fragen der Sexualität sowie um seine eigenen (unschönen) Gedanken über Ruhm und Berühmtheit: „they all love when you dead.“ Eine wütende, schonungslose Abrechnung. Zebra Katz legt den Finger in die Wunde.
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