Die Kult-Rocker von Deep Purple ergänzen ihr Spätwerk um eine weitere Platte: Gerade ist mit „=1“ das 23. Studioalbum der nimmermüden Hard-Rock-Legenden erschienen.
Deep Purple galten einst als eine der lautesten Rock-Gruppen der Welt. Zweifellos sind sie eine der beständigsten. Seit 1968 mischen die Briten nun schon die Szene auf und gehören dabei zu den einflussreichsten Repräsentanten des Hard Rock. Mehr als 150 Millionen Alben haben die Rock-Recken bereits verkauft, jahrzehntelang weltweit Arenen gefüllt. Klar, dass sie mittlerweile auch völlig verdient Teil der Rock and Roll Hall of Fame sind.
Natürlich hat die Band die eine oder andere personelle Umbesetzung hinter sich. Mitglieder wie Jon Lord, Ritchie Blackmore, Glenn Hughes oder David Coverdale gehörten einst zum Aufgebot. Deep Purple waren in den knapp 60 Jahren ihrer Existenz eine regelrechte Legenden-Schmiede. Zuletzt reihte sich Steve Morse in die schillernde Ahnen-Galerie der Band ein. Von 1994 bis 2022 griff „der Neue“ bei Deep Purple in die Saiten, folgte damit auf Gitarren-Gott Ritchie Blackmore und Tour-Gitarrist Joe Satriani. Nach 28 Jahren – mittlerweile hatte sich auch ein Gros der Deep-Purple-Puristen an ihn gewöhnt – musste Morse aber die Segel streichen. Der US-Amerikaner, einst auch bei Kansas aktiv, verließ die Band, um sich um seine krebskranke Frau zu kümmern (die mittlerweile aber leider verstarb).
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McBride ersetzt Morse
Auf ihn folgte Simon McBride (Sweet Savage), der ihn erst vertrat und dann offiziell ersetzte. Der Nordire ist mit 45 Jahren das Küken der Band, kann auf mehrere Solo-Alben (zuletzt: „The Fighter“, 2022) zurückblicken. „=1“ ist das erste Album von Deep Purple mit McBride, Morse ist darauf schon nicht mehr zu hören, zumal die Arbeiten an dem 23. Studioalbum auch erst im März 2023 losgingen. Während man an der Gitarre also eine Premiere feierte, setzte die Band bei der Wahl des Produzenten weiterhin auf Kontinuität. Zum fünften Mal stand Bob Ezrin am Regler. Das ergibt auch durchaus Sinn, wurde die Band doch für ihre letzten Veröffentlichungen, bei denen Ezrin ebenfalls die Fäden zog, hochgelobt. Darunter fallen etwa das Cover-Album „Turning to Crime“ (2021) oder „Whoosh!“ (2020) und „inFinite“ (2017), beide mit Original-Material bestückt.
Es ehrt die Band, dass sie nicht als reiner Nostalgie-Act einfach noch mit den alten Hits live ein bisschen Kasse machen will, sondern kreativ noch aus allen Rohren feuert. Sicher, das Rad erfindet die Band mit ihren neuen Veröffentlichungen nicht neu und ein neues „Smoke On The Water“ ist jetzt auch nicht unter den neuen Tracks. Aber mindestens passabel ist das immer noch, was die Rock-AH da so abliefert.
Auch als Ü70 noch spielfreudig
Die Jungs haben noch Lust, sprühen in ihrem x-ten Frühling nur so vor Spielfreude. Und das überträgt sich auch auf den Hörer. Ian Gillan klingt im Alter etwas dunkler, tiefer, hat aber immer noch Wumms auf den Stimmbändern. Energiebündel Ian Paice macht noch ordentlich Dampf an den Drums. Auch Bassist Roger Glover oder Keyboarder Don Airey haben ohrenscheinlich nichts verlernt. Und McBride spielt, als sei er schon ewig dabei.
Zu den Glanzlichtern der 13 Tracks umfassenden Platte gehört zum einen das den Geist der 1970er atmende „Portable Door“, das live sicherlich direkt zum Mitgrölen einladen wird. Im bluesigen „Lazy Sod“ nimmt sich Ian Gillan selbst auf die Schippe und vergleicht seinen Backkatalog mit dem von Dolly Parton. Gegen den Fleiß und die Finesse der Country-Königin zieht der Gute eindeutig den Kürzeren, was er hier auch freimütig einräumt. „Show Me“, der Opener, stellt einmal mehr unter Beweis, warum die Band zum Hard-Rock-Mount-Rushmore gehört. „A Bit On The Side“ ist durch Glovers Basslauf und Paices knallhartes Schlagzeugspiel ein Gewinn für den Deep-Purple-Kanon. Und auch auf den eher ruhigeren Nummern wie „If I Were You“ oder „I’ll Catch You“ (erinnert stark an Gary Moore) kann die Band überzeugen.
Echtes Können kennt eben kein Alter.
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