Vaya Con Dios (foto: Dirk Alexander)

Vaya Con Dios

Als Vaya Con Dios in den 1980er Jahren auf der Bildfläche erschienen, waren sie ein Unikum. Der Sound der Belgier, ein Mix aus Pop, Latin, Gypsy, Jazz, Swing, Blues und Soul, war tatsächlich zu dieser Zeit einzigartig. Die Band um Sängerin Dani Klein hat Hits für die Ewigkeit geschaffen. Evergreens, die auch fast 40 Jahre später immer noch funktionieren. Der Lohn: mehr als zehn Millionen verkaufte Alben und mehr als drei Millionen verkaufte Singles. Keine andere belgische Gruppe war je so erfolgreich. Eine Würdigung.

Die frühen Jahre

Das belgische Brüssel ist nun nicht unbedingt eine häufige Keimzelle international erfolgreicher Pop-Bands. Die Musikszene: eher überschaubar. Aber sie ist die Keimzelle von Vaya Con Dios. Hier wird die Band im Jahr 1986 ins Leben gerufen. Bassist Dirk Schoufs und Gitarrist Willy Lambregt zogen zuvor lange gemeinsam als Akustik-Duo durch die Lande, Sängerin Dani Klein (damals schon 33 Jahre alt) kannte Lambregt durch die Arbeit bei der Band Arbeid Adelt!.

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Für einen Auftritt in einer neuen Brüsseler Musik-Location hatten die Drei einen gemeinsamen Gig geplant, der aber eigentlich als One-Night-Only-Auftritt angedacht war. Es entwickelte sich aber mehr daraus. Vor allem, weil die Drei ein gemeinsames Interesse teilte: die Liebe zu Jazz, Oper und Gypsy Music. In einer Zeit, in der Hard Rock, New Wave und Synthie-Pop die Charts dominierten, war es eher selten, da in Brüssel Gleichgesinnte zu finden.

Der Gruppenname „Vaya Con Dios“ wird als eine Hommage an die US-amerikanische Swing- und Jazz-Sängerin Julie London gewählt, die 1953 einen Song dieses Namens veröffentlicht hatte.

Vaya Con Dios sehen sich am Anfang als ein Art Musikerkollektiv. Dani Klein funktionierte dabei als Gesicht der Band, die vor allem auf eigenes Material setzt, dabei auch immer wieder auf lateinamerikanische und spanische Elemente baut. Klein selbst hatte zuvor einige Zeit in Mexiko verbracht, was diese musikalische Entscheidung sicherlich beeinflusste.

Vaya Con Dios

1988 unterzeichnen Vaya Con Dios einen Vertrag bei Ariola Records, nachdem sie dem deutschen Label zuvor erfolgreich ein paar Demos hatten zukommen lassen. Bei der Plattenfirma erscheint auch im selben Jahr das selbstbetitelte Debütalbum der Band. Welchen Anteil Gitarrist und Gründungsmitglied Willy Lambregt an der Platte noch hatte, ist unklar. In den Credits taucht er schon nicht mehr auf, verbrieft ist einzig sein Mitwirken an dem Song „Just A Friend Of Mine“. Die Nummer ist das erste Ausrufezeichen der Band, schafft es in Belgien in die Top 20 der Charts, in Frankreich sogar in die Top 10. Der eklektische Sound der Platte wird von Kritikern gelobt. Das wa alles anders, das war alles spannend. Lambregt wurde durch den Gitarristen Jean-Michel Gielen ersetzt, der bis heute Teil von Vaya Con Dios ist.

Night Owls

Zwei Jahre später folgt der ganz große Durchbruch. Das Album „Night Owls“, am 25. April 1990 veröffentlicht, wird zu einem weltweiten Erfolg. Dank der Hits „Nah Neh Nah“ – ein Mix aus Latin-Rock und Jazz – sowie der souligen Ballade „What’s A Woman?“. Evergreens, ganz klar. Vaya Con Dios profitieren damals auch von viel Airplay auf MTV.

Alles gut also?

Nein.

Sängerin Dani Klein und Bassist Dirk Schoufs, der die bisherigen Alben auch coproduziert hatte, zerstritten sich heillos, was 1991 zum Abgang von Schoufs führte. Schoufs hatte zu dieser Zeit Probleme mit dem Konsum illegaler Substanzen. Ein paar Monate später, am 24. Mai 1991, starb er im zarten Alter von 29 Jahren durch einen unguten Cocktail aus Medikamenten, Alkohol und Drogen.

Time Flies

Dani Klein führt daraufhin als einzig verbliebenes Gründungsmitglied den Namen „Vaya Con Dios“ weiter. An ihrer Seite aber weiterhin Jean-Michel Gielen, dazu immer wieder wechselnde Musiker. In dieser Konstellation veröffentlicht die Band im September 1992 das dritte Studioalbum „Time Flies“. Eine nachdenkliche Platte, auf der sich die Band mehr in Richtung Blues und Soul bewegt. Größter Hit des bis dato erfolgreichsten Vaya-Con-Dios-Albums wird die Single „Heading For A Fall“. Erstmals geht die Band daraufhin auf Welttournee.

Roots And Wings

Der große Erfolg geht auch mit mehr Stress für Dani Klein einher, die das Projekt Vaya Con Dios ja nun mehr oder weniger als One-Woman-Show schultert. Dennoch schafft sie es irgendwie, das vierte Studioalbum „Roots and Wings“ einzuspielen. Eine spannende Mixtur aus Soul sowie arabischen und indischen Einflüssen, die zwar in Deutschland nun nicht mehr so gut ankommt, dafür aber in vielen anderen europäischen Ländern.

Nach dem Album legt Klein eine längere Pause ein. Sie zieht die Reißleine, ist komplett erschöpft, fühlt sich einsam, ihr fallen sogar von jetzt auf gleich die Haare aus. Eine Auszeit muss her, dringend.

Drei Jahre lang taucht Klein daher ab. Erst 1999 hört man wieder von ihr, allerdings nicht unter dem Namen Vaya Con Dios. Sie steht plötzlich für die Band Purple Prose am Mikrofon, die Chanson-Musik macht und im selben Jahr auch ihr Debütalbum veröffentlicht.

The Promise

Mit Vaya Con Dios geht es schließlich im Jahr 2004 weiter, auch wenn hierzulande kaum einer Notiz von dem Comeback nimmt. Und das, obwohl Klein auf dem neuen Album „The Promise“ sogar auf Deutsch singt. In anderen europäischen Ländern und natürlich auch in der belgischen Heimat läuft es für Vaya Con Dios aber weiterhin ganz passabel.

Comme on est venu …

Vaya Con Dios lassen sich nun aber mehr Zeit zwischen den Platten. Fünf Jahre sind es zwischen „The Promise“ und „Comme on est venu …“, das im Jahr 2009 auf den Markt kommt. Hier singt Klein alle Songs ausschließlich auf Französisch. Mit von der Partie: die belgische Jazz-Legende Toots Thielemans und Jazz-Gitarrist Philip Catherine.

„Den ersten Liedern, welchen ich am Radio lauschte und die ersten Platten, welche ich mir anhörte, waren französische Chansons. Interpreten wie Brassens, Ferré, Brel oder Barbara waren für mein Leben sehr wichtig. Deren Platten habe ich mir tausend Mal angehört und die Lieder haben mich sehr angesprochen. Zweifellos hat sich irgendwann einmal die Idee aufgedrängt, etwas auf Französisch, einer meiner beiden Muttersprachen, zu machen“, so Klein in einem Interview mit dem Schweizer Medium „Nahaufnahmen.“

Doch auch wenn Klein auf dem Album ihrer Vorliebe für französische Musik Rechnung trägt, geht es in den folgenden Jahren nicht nur im französischsprachigen Raum, sondern weltweit auf Tour.

What’s a Woman?

2013 gehen Vaya Con Dios auf große Abschiedstour, die ein Jahr später endet. Ein Abschied für immer wird das am Ende aber nicht. 2022 meldet sich Klein überraschend mit einem neuen Album zurück.  Gut, eigentlich ist es mehr ein Best-Of. Mit dem Pianisten William Lecomte nimmt Klein nämlich Evergreens der Band unplugged auf. Eine Idee des PIAS-Labels, das ähnliche Projekte schon mit anderen Künstlern über die Bühne gebracht hat. Vaya Con Dios sind wieder da.

Shades Of Joy

Dani Klein hat offenbar noch einmal Blut geleckt. In der Pandemie sitzt sie während eines Lockdowns in Brüssel fest und kann nicht in ihre zweite Heimat Andalusien zurück. So versucht sie, das Beste aus dieser Situation zu machen und beginnt, erstmals nach 20 Jahren an neuem, eigenem Material zu arbeiten. Beim Songwriting stehen ihr Thierry Plas und François Garny zur Seite. Nach etwas mehr als zwei Jahren ist das Album fertig:  „Shades Of Joy“, das wir an dieser Stelle besprochen haben. Ein würdiges Alterswerk – und vielleicht ein Abschied für immer?

DISCOGRAPHY

1988: Vaya Con Dios
1990: Night Owls
1992: Time Flies
1995: Roots and Wings
2004: The Promise
2009: Comme on est venu …
2022: What’s a Woman?
2023: Shades Of Joy

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