Wiederhören mit einem Klassiker der 1980er Jahre: „This Is The Sea“ ist das dritte Album der Waterboys. Ursprünglich im September 1985 veröffentlicht, erscheint nun eine wunderbare limitierte Clear-Vinyl-Neuauflage über Chrysalis, Proper/Bertus Musikvertrieb. Unter den neun Songs des Platte befindet sich auch der größte Waterboys-Hit „The Whole of The Moon“.
Man lehnt sich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man sagt: The Waterboys benannt nach einer Zeile aus Lou Reeds Song „The Kids“ – das ist eigentlich ein reines Mike-Scott-Projekt. Der Schotte hat die britisch-irische Folk-Rock-Band nicht nur 1983 gegründet, sondern ist auch ihr einziges ständiges Mitglied. Mehr als 70 Musiker haben seit 1983 an seiner Seite als Waterboy fungiert – darunter übrigens der spätere Erfolgsproduzent Guy Chambers. Mittlerweile unterscheidet Scott selbst nicht mehr zwischen seinen offiziellen Solo-Alben und dem Waterboys-Output.
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In der Frühphase nannte man den Sound der Waterboys „Big Music“: Scott setzte auf eine „Wall of Sound“, die er durch zwölfsaitige Rhythmusgitarren, mehrere Klaviere und Hall-Effekte baute, oft ergänzt durch Bläser, Geigen, Percussion, Bass und Synthesizer. Ein Konzept, das die Waterboys auch auf ihrem dritten Studioalbum „This is the Sea“ fuhren, das im September 1985 auf den Markt kam.
Wallinger als Schlüsselfaktor
Die Arbeiten an der Platte begannen schon im Frühjahr 1984. In einem okkulten Laden in New York hatte er ein Buch mit leeren Seiten erstanden, das er als Notizbuch für seine Lyrics-Entwürfe nutzte. Der Legende nach schrieb er 35 bis 40 Songs, dampfte das Ganze aber am Ende auf neun Lieder ein. Diese wurden schließlich zwischen März und Juni 1984 in den Park Gates Studios in Hastings, England mit dem Produzenten John Brand aufgenommen. The Waterboys selbst waren damals neben Scott Anthony Thistlethwaite, Karl Wallinger, Chris Whitten und Roddy Lorimer. Gerade Wallinger war für den Sound von „This is the Sea“ elementar, Scott beschrieb ihn gern als Ein-Mann-Orchester. Für Wallinger war es dennoch der zweite und letzte Auftritt als Waterboys.
Entstanden ist damals ein Album, das von vielen Fans und Kritikern als das beste Waterboys-Album gefeiert wird. Inhaltlich geht es um Themen wie Spiritualität, Liebe, aber auch Politik. Das große Glanzlicht ist dabei natürlich der größte Hit der Band: das zeitlose „The Whole of the Moon“ mit seinem wunderbaren Trompeten-Part. Kurioserweise war die heute legendäre Nummer bei Erscheinen gar kein Hit, sondern entwickelte sich erst Jahre später zu einem solchen, da ihn Ende der 1980er die Club-Szene für sich entdeckte. Erst eine Wiederveröffentlichung 1991 – als Single-Auskopplung im Rahmen einer Best-Of-Veröffentlichung – machte aus dem Song auch einen Chart-Erfolg.
Kritik an Margaret Thatcher
Auch wenn „The Whole of the Moon“ über allem schwebt: Es ist nicht der einzige starke Song der Platte, bei der Erinnerungen an die frühen U2 wach werden. Das Trompeten-Intro des Openers „Don’t Bang The Drums“ hat auch heute noch Magie. Das Thatcher-kritische „Old England“ geht unter die Haut. Scott prangert hier die rigide Sparpolitik der Eisernen Lady an, die er für die Verzweiflung der Jungen und Armen sowie die wachsende Heroin-Problematik mitverantwortlich macht. Und dann ist da noch das grandiose „Be My Enemy“: ein Track, dessen Lyrics auch einen Bob Dylan stolz machen würden.
Keine Frage: „This Is The Sea“ war der kommerzielle Peak der Waterboys. In den UK Charts landete das gute Stück immerhin auf Platz 37. Der ganz große Durchbruch blieb der Kapelle um Mike Scott aber irgendwie immer verwehrt. Vielleicht auch, weil Scott, von der Idee des Punk beeinflusst, am Ende eben immer auch seinen eigenen Weg gegangen ist. Ohne Rücksicht auf Verluste. So weigerte er sich seinerzeit etwa, „The Whole of the Moon“ in der damals überaus erfolgreichen TV-Show „Top of the Pops“ zu performen, weil er keine Lust hatte, Playback zu singen.
Begleitend erschienen: „The Waterboys – 1985“
Parallel zur Wiederveröffentlichung von „This is the Sea“ ist auch „1985“ veröffentlicht worden. Ein von Mike Scott neu kuratiertes Limited-Edition-Boxset, das die Geschichte von „This is the Sea“ und der zeitlosen Single „The Whole of the Moon“ erzählt. Mehr dazu: hier.
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