Was Taylor Swift anfasst, wird zu Gold. Ob auch ihr neues Album „The Tortured Poets Department“ wieder alle Rekorde brechen wird? Das elfte Studioalbum des Superstars ist soeben via Republic (Universal Music) erschienen – und gleich vorweg: Es ist nicht ihr stärkster Wurf.
Man bekommt ja beinahe das Gefühl, das alle paar Wochen ein neues Taylor-Swift-Album auf den Markt kommt. So allgegenwärtig ist der US-Superstar mittlerweile. Tatsächlich sind aber schon wieder zwei Jahre seit dem letzten Taylor-Swift-Album „Midnights“ vergangen – zumindest, wenn man jetzt die Neueinspielungen ihrer früheren Platten nicht mitrechnet. Zwei Jahre, in denen die Gute mehr oder weniger klammheimlich am Nachfolger gebastelt hat. Bis sie dann im vergangenen Februar die ersten Spuren legte.
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Vom Ver- und Entlieben
Natürlich brodelte seither die Gerüchteküche. „The Tortured Poets Department“ – könnte das eine Anlehnung an den Namen eines WhatsApp-Gruppenchats („The Tortured Man Club“) sein, den ihr Ex-Freund Joe Alwyn mit seinen Schauspielerkollegen Andrew Scott und Paul Mescal betrieb? Das Paar hatte sich Anfang 2023 nach sechsjähriger Beziehung getrennt. Natürlich vermutete jetzt der eine oder andere, Songs des Albums könnten von dieser Trennung inspiriert worden sein. Tatsächlich dreht sich vieles auf der neuen Platte ums Verlieben, Entlieben und allem dazwischen. Stoff genug hatte sich ja wieder angesammelt: Nach der Trennung von Alwyn datete Matty Healy (The 1975) kurz und intensiv, und, ganz aktuell, den Football-Spieler Travis Kelce.
Swift gießt ihr Gefühlsleben wieder mal in Musik kredenzt uns hier Herzschmerz in Form von poetisch-musikalischen Essays die inhaltlich mal melancholisch, mal humorig (siehe „My Boy Only Breaks His Favorite Toys“ oder „I Can Fix Him (No I Really Can)“ daher kommen. 16 Songs sind es in der Standard-Version, 31 in der Anthology-Variante. Musikalisch ist das, was sie hier vornehmlich wieder mit Produzent Jack Antonoff und dem Songwriter Aaron Dessner (The National) hingezaubert hat, wieder im Pop zu verorten, irgendwo zwischen Indie und Synthie, irgendwie aber auch egal: Weil eben Taylor Swift. Kommt es da den Leuten wirklich noch auf die Musik an? Denn: Die ist leider nicht so gut wie der Hype groß ist. Zumal man den Eindruck bekommt: Die Gute wiederholt sich, sowohl inhaltlich als auch musikalisch. “I Can Do It With a Broken Heart” klingt beispielsweise schwer nach „Mastermind“ aus dem Vorgänger-Machwerk.
Wirklich große Momente fehlen
Der Opener des Werkes “Fortnight” dient als Illustrator der darauffolgenden Themen und war die erste Single-Auskopplung des Albums. Zusammen mit Post Malone, der hier aber irgendwie überflüssig wirkt, eröffnet Taylor Swift die Abteilung der gequälten Dichter, indem sie auf zwei prägende Wochen ihres Lebens zurückblickt. Tatsächlich wirkt das Ganze etwas aufgeblasen und im Midtempo vor sich hin plätschernd. Die einzelnen Tracks für sich genommen sind nicht schlecht, aber im Gesamten auch nicht wirklich aufregend. Auf LP-Länge ist das wirklich in seiner Eintönigkeit schwer ertragbar.
Wirkliche Highlights, wirklich große Momente, große Melodien, sind selten bis nicht vorhanden: „Florida!!!“ ist eine willkommene Ausnahme, ein schönes Duett mit Florence Welch (Florence + The Machine), dass auch beattechnisch mal ein bisschen aus dem Einheitsbrei raussticht. Auch die Klavierballade „The Smallest Man Who Ever Lived“ gefällt, und der Titelsong hat immerhin eine der einprägsamsten Lines: „You‘re not Dylan Thomas/ I’m not Patti Smith/ This ain’t the Chelsea hotel/ We’re modern idiots“ zu bieten.
Ansonsten ist die Erwartungshaltung an ein Taylor-Swift-Album mittlerweile so hoch, dass die musikalische Realität da nicht mehr mitkommt.
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