Westlicher Singer-Songwriter-Pop trifft auf arabische Musikkultur! Tamino vereint spannende musikalische Elemente aus zwei unterschiedlichen Kulturkreisen. Gerade ist mit „Every Dawn’s A Mountain“ das dritte Studioalbum erschienen.
Tamino-Amir Moharam Fouad hat die Musik im Blut. Der 28-jährige Künstler mit belgisch-ägyptischen Wurzeln, besser bekannt unter dem Pseudonym Tamino, ist der Enkel des ägyptischen Sängers und Filmstars Muharram Fouad. Schon früh erwarb sich der Gute den Ruf als belgischer Jeff Buckley. Den Vorschusslorbeeren wurde er durch den Release seiner Debüt-Single „Habibi“ (2017) und seinem Debütalbum „Amir“ (2018) gerecht. 2022 ließ Tamino die Platte „Sahar“ folgen. David Byrne, Lana Del Rey, Mitski und Colin Greenwood von Radiohead haben sich schon als Fans geoutet.
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Jetzt, drei Jahre später, meldet sich Tamino mit Album Nummer drei zurück. „Every Dawn’s A Mountain“ markiert einen Neuanfang für den jungen Künstler, der kürzlich eingeladen wurde, in der Großen Pyramide von Gizeh zu spielen. Grundmotiv der Platte ist das Feuers beziehungsweise die Erkenntnis, dass alles, was vor und in jemandem aufgebaut wurde, niederbrennen wird – was nicht unbedingt schlecht sein muss. Das Album handelt von Verlust, Verdrängung, Trennung und dem Loslassen der Vergangenheit.
Den Sprung ins Ungewisse, ins Morgen, hat Tamino selbst gewagt. Er ist in die USA gezogen. Die meisten der zehn neuen Songs entstanden in der neuen Wohnung in Manhattan, aber auch in einer Kirche in New Orleans, in einem Studio in Brüssel und in diversen Hotelzimmern, während er mit Mitski auf Tour war, die auch auf der neuen Platte zu hören ist. Sie singt mit Tamino bei „Sanctuary“.
Tamino lässt sich nicht lumpen
Obwohl er zuerst von seinem Großvater inspiriert wurde, Gitarre zu lernen, werden die Arrangements des Albums größtenteils durch den Klang seiner arabischen Oud getragen. Der Sound ist wieder einnehmend und opulent. Tamino lässt sich auf seiner neuen Platte, die wieder etwas mehr an den Erstling erinnert, nicht lumpen. Er kann sich stimmlich, auch live, in tiefste Tiefen und höchste Höhen schwingen, ein Beweis, den er auch auf dem neuen Album antritt.
Zu den Highlights dieser an melancholischen Glanzlichtern nicht armen Platte gehören zum einen der Titeltrack, bei dem Erinnerungen an Leonard Cohen wach werden. Aber auch „Babylon“, bei dem Tamino stimmlich alle Register zieht, bleibt haften. Ebenso wie das bereits erwähnte, durchaus leichtfüßige Duett mit Mitski. Auf „Dissolve“ dokumentiert Tamino das Chaos unserer Zeit.“Amsterdam“ ist dann nochmal ein musikalischer Liebesbrief an die alte Heimat. Und wie gut ist bitte „Raven“, das Taminos ägyptische Wurzeln am eindrucksvollsten offenbart?
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