Soft Cell - Non-Stop Erotic Cabaret (foto: Universal Music)

Soft Cell – Non-Stop Erotic Cabaret

Erscheinungsdatum
Dezember 1, 2023
Label
Universal Music
Unsere Wertung
7.5

„Non-Stop Erotic Cabaret“ war nicht nur das Debütalbum von Marc Almond und Dave Ball a.k.a Soft Cell, sondern auch ein Meilenstein der 1980er Jahre. Unter anderem brachte es Klassiker wie “Tainted Love” hervor . Und war ein Gegenentwurf zu dem Großbritannien, wie es sich eine Margaret Thatcher vorgestellt hat. Nun erscheint es als limitierte Neuauflage in verschiedenen Formaten.

Es war nicht weniger als eine Zäsur in der Popmusik. Zu Beginn der 1980er Jahre waren auf einmal Synthesizer günstiger und für eine breite Masse an Musiker zugänglich geworden. Die Folge war eine wahre Welle an Synthesizer-Bands, gerade aus Großbritannien, zu der unter anderem OMD, Depeche Mode, Visage, New Order, Pet Shop Boys, Ultravox oder die Eurythmics gehörten. Und natürlich: Soft Cell. Letztere steuerten einen der größten Hits der Ära bei – „Tainted Love“ (1981).

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Soft Cell, das waren und sind David Ball und Marc Almond. Die beiden Briten hatten sich 1977 am Leeds Polytechnic kennengelernt. Ein Jahr später gründeten die beiden das Synthie-Pop-Duo Soft Cell. Nach einer ersten EP (1980) und einem Song, den sie zu einer Compilation beisteuerten, wurden sie von dem Label Some Bizarre unter Vertrag genommen. Der Start dort verlief holprig. „Memorabilia“, die erste offizielle Single des Duos, kam zwar in den britischen Nachtclubs an, landete aber nicht in den Charts. Dennoch gab es vom Label eine zweite (und letzte) Chance. Die nächste Single, das wurde den beiden klar gemacht, musste zünden.

Ein Risiko, das sich ausgezahlt hat

Überraschend entschieden sich Ball und Almond, den Song „Tainted Love“ zu covern. Dabei handelte es sich um eine Northern-Soul-Nummer, die von Ed Cobb geschrieben wurde und zuerst 1964 von Gloria Jones aufgenommen wurde – als B-Seite ihrer Flop-Single „My Bad Boy’s Comin‘ Home“. In den 1970er Jahren erlebte der Track dank des DJ Richard Searling eine Renaissance und avancierte zum Northern-Soul-Hit. Nun also wagten sich Soft Cell an den Titel. Ein Wagnis. Aber eines, das sich auszahlte. Das Ding landete in 17 Ländern auf Platz eins der Charts – unter anderem im Vereinigten Königreich. Auch befeuert durch eine mittlerweile als ikonisch geltende „Top Of The Pops“-Performance des Duos.

Das geheime zweite Gesicht des Vereinigten Königreichs

Mit dem Hit im Rücken verkaufte sich auch das Debüt-Album „Non-Stop Erotic Cabaret“ gut, das im Vereinigten Königreich auf Platz fünf peakte. Benannt wurde es nach einer Neon-Reklame im Londoner Soho-Viertel, aufgenommen aber in New York City. “Das Album war die Kehrseite der Medaille von Margaret Thatchers Großbritannien: Damals hatte ich nie das Gefühl, dass es politisch war, aber heute scheint es das zu sein. ‘Non-Stop Erotic Cabaret’ war das geheime, zwielichtige Leben, das sich hinter der Maske des konservativen Großbritanniens abspielte”, beschreibt Marc Almond die Platte.

Tatsächlich war „Non-Stop Erotic Cabaret“ ein gewollt sleaziges, provokatives Album. Eine Musik gewordene Peep-Show. Klingende Sünde. Dirty. Beim Video zu „Sex Dwarf“ übertrieben es Soft Cell so sehr, dass es verboten wurde. Das ließ den Titel lange in der Versenkung verschwinden. Was schade ist, weil er so vollgepackt mit elektronischen Spielereien und Sperenzchen ist, dass man bei jedem Hören wieder etwas Neues entdecken kann.

Es gibt einige Juwelen, die durch „Tainted Love“ überschattet wurden und zu Unrecht in Vergessenheit geraten sind. Zum Beispiel der pulsierende Opener „Frustration“. Oder „Bedsitter“, das den Vibe am Morgen nach einer durchzechten Nacht im Club wunderbar beschreibt. „Pitchfork“ beschrieb die Musik der Platte mal als Schnappschuss des queeren Lebensgefühls vor AIDS – und traf damit den Nagel auf den Kopf. Es war eine Zeit, in der man in der Community noch das Gefühl hatte: Anything goes. Songs wie „Seedy Films“ (über eine Begebenheit in einem Pornokino), „Secret Life“, „Entertain Me“ und „Say Hello, Wave Goodbye“ (über eine Liasion mit einem Sex-Worker) unterstreichen das. Offiziell bekannt hatte sich Almond damals zu seiner Homosexualität zwar noch nicht, die Hinweise waren aber so eindeutig, dass Almond zur Zielscheibe homophober Hater wurde.

Jetzt erscheint eine limitierte Neuauflage in verschiedenen Formaten, unter andrem als 6CD-Box mit bisher unveröffentlichtem Material aus der “Cabaret”-Ära.

Anspieltipps
Tainted Love
Sex Dwarf
Seedy Films
Entertain Me
Secret Life
Say Hello, Wave Goodbye
7.5
Verdienter Klassiker.
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