Ein kurzes, aber intensives Aufflackern: So könnte man die Karriere von Sharon Stoned vielleicht am besten umschreiben. Es war leider viel zu leicht, die experimentelle Lo-Fi-Noise-Rock-Band – bestehend aus Christopher Uhe und Mark Kowarsch – zu verpassen. Immerhin kann man jetzt dank der Kompilation „Retrospective“ in das Werk des ostwestfälischen Duos eintauchen – und damit auch einiges nachholen.
Die Wurzeln von Sharon Stoned reichen ins Jahr 1989 zurück. Da wurde nämlich im nordrhein-westfälischen Detmold die Indie-Rock-Kapelle Speed Niggs gegründet. Die Band wurde von Kennern seinerzeit hoch geschätzt, veröffentlichte drei Platten, die sich im Spannungsfeld zwischen Indie- und Hard Rock bewegten. Die Kapelle orientierte sich dabei an den Lemonheads, Dinosaur Jr oder den Pixies, war damit hierzulande ein stilistischer Vorreiter. 1992 war aber offiziell Schluss.
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Sänger Christopher Uhe und Drummer Mark Kowarsch fanden dann aber kurz darauf unter dem Namen Sharon Stoned wieder zusammen – offenbar schwer von dem Film „Basic Instinct“ inspiriert. Nach ihrem eindrucksvollen Debütalbum „License To Confuse“ und der „Tape“-EP auf dem Berliner Label City Slang unterschrieb die neu formierte Lo-Fi-Noise-Rock-Band bei dem Major-Label Sony Columbia und veröffentlichte das wiederum geschätzte Doppelalbum „Sample & Hold“. Auf dem waren auch hochkarätige Gäste wie Evan Dando (die Band unterstützte The Lemonheads während ihrer „Car Button Cloth“-Europatour 1996), Lou Barlow, The Notwist, Tom Liwa, Furtips, Gitbox!, Tuesday Weld, Tocotronic und Mitglieder von HP Zinker und Die Goldenen Zitronen zu hören.
20 Songs, die das Erbe von Sharon Stoned bilden
Leider waren auch Sharon Stoned nicht von langer Dauer. Nach zwei weiteren EPs war 1997 Sense. Es hatte sich ausgeschrammelt, die Band geriet hernach leider mehr und mehr in Vergessenheit. Bis jetzt. Mark Kowarsch bekam vom Label „Unter Schafen Records“ die Gelegenheit, mit „Retrospective“ eine Werkschau von Sharon Stoned zu veröffentlichen. Für ihn auch eine Chance, das Werk der Band wieder zugänglich zu machen, wie er im Interview mit „Pretty in Noise“ erzählte.
Und so kann man nun wieder eintauchen in die legendäre Musik der Band. Die Aufmachung der Werkschau: hochwertig. 20 Tracks werden uns hier kredenzt, gepresst auf Schwarz-Weiß-Split-Vinyl. Es gibt ein Wiederhören mit den Monster-Gitarren von „Superkind“. Mit „Sample & Hold“, diesem perfekten Soundtrack für längere Autofahrten. Da ist „Down“ mit seinen geradezu minimalistischen Drums, ein wunderbarer Trennungssong. Das an Sonic Youth erinnernde „Nothing I Could Change“. „Never Dare To Ask“, bei dem die Band gemeinsame Sache mit Tocotronics Dirk von Lowtzow macht – oder „My Style“, diesem folkig angehauchten Stock, bei dem The Notwist zur Hand gingen
Hach.
Für einen kurzen Moment schlug das deutsche Indie-Herz in Ostwestfalen …
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