Im Spätherbst ihrer Karriere blüht P.P. Arnold nochmal so richtig auf. Nach 50 Jahren erschien 2019 wieder ein neues Album von ihr, das sie folgerichtig auch mit auf Tour durch das Vereinigte Königreich nahm. Ein Konzert-Mitschnitt dieser UK-Rundreise hat es nun auf Platte geschafft: Das magische „Live in Liverpool“ ist jetzt erhältlich.
Es ist eigentlich ein Verbrechen, das P.P. Arnold hierzulande vergleichsweise unbekannt ist. Die US-amerikanische Soul-Sängerin, Jahrgang 1946, war Teil der Ikettes, mit Mick Jagger befreundet und hatte Hits wie „Angel of the Morning“ oder „The First Cut Is The Deepest“ und spielte mit vielen großen Namen. Dennoch blieb die Gute irgendwie immer nur ein Geheimtipp. Dann schlug das Schicksal erbarmungslos zu: Als sie Mitte der 1970er Jahre mit ihrem Partner Fuzzy Samuels (Bassist bei Crosby, Stills, Nash & Young) von Großbritannien in die USA zurückkehrte, ging nicht nur die Beziehung schnell zu Bruch, Arnold musste auch den Tod eines geliebten Menschen verkraften: Ihre Tochter Debbie wurde bei einem Autounfall getötet.
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Bis Ende der 1970er Jahre zog sich Arnold aus dem Rampenlicht komplett zurück, danach landete sie hier und da mal einen kleinen Singles-Erfolg, war auf Aufnahmen anderer Künstler (Jagger, The Small Faces, Rod Stewart, Eric Clapton, Barry Gibb, Primal Scream, Billy Ocean, Peter Gabriel, The KLF, Paul Weller, Roger Waters) zu hören oder versuchte sich auf Musical-Bühnen, ehe sie wieder ein Autounfall aus der Bahn warf. Diesmal aber kam sie selbst zu schaden, verletzte sich schwer. In den Jahren danach war sie Backing Vocalist bei Roger Waters, ab den Zehnerjahren gab sie wieder vemehrt die Frontfrau. 2019, 50 Jahre (!) nach ihrem bis dato letzten Album, veröffentlichte die Gute dann mal wieder einen eigenen Longplayer: „The New Adventures Of … P.P. Arnold“. Endlich, wollte man sagen.
Endlich wieder im Rampenlicht
In die Phase rund um den Release ihres überaus gelungenen Comeback-Albums (acht Punkte in der NEON-GHOSTS-Wertung) fällt auch dieser Live-Mitschnitt eines Konzerts, das die Gute am 18. Oktober 2019 in der Grand Central Hall gab. Zusammen mit einer neunköpfigen Band: großes Kino. Arnold, damals 73 Jahre jung, brachte an diesem Abend Klassiker wie „The First Cut Is The Deepest“ und „Angel Of The Morning“ zu Gehör, hatte aber auch natürlich Perlen aus dem neuen Album am Start, darunter „I Believe“ und „Hold On To Your Dreams“. Auch ein paar Cover mischten sich unter die Setlist, P.P. Arnold verneigte sich vor Paul Weller („Shoot The Dove“), den Beatles („Eleanor Rigby“) und Steve Cradock („Magic Hour“). Ein zauberhafter Abend, der unterstrich, welch wahnsinniges Können und Charisma, welche Grandezza in P.P. Arnold steckt. Selbst im hohen Alter. Man wünschte sich sofort, sie hätte mehr als nur drei eigene Alben aufgenommen …
„Das Konzert in der Grand Central Hall war genauso magisch wie die schöne Architektur des Gebäudes“,erinnert sich P. P. Arnold, wenn sie auf diese besondere Nacht in Liverpool zurückblickt. „Ich war überglücklich, wie gut das Konzert lief. Steve Cradock hatte den Traum wahr gemacht, das Album live aufzuführen und es dabei so nah an der Originalaufnahme klingen zu lassen. Die Band war brillant, die Mädels klangen wie Engel, und ich fühlte mich so gut, so froh, dass alles so gut geklappt hatte.“
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