Es war eine spektakuläre Konzertreihe: An vier Abenden brachten Niedeckens BAP den Rock zurück in die Kölner Sartory-Säle, die zwar in den 1980er Jahren so etwas wie das Wohnzimmer der kölschen Band waren, heute musikalisch aber eigentlich ein anderes Konzept fahren. Sie waren jetzt aber die perfekte Kulisse: Denn Wolfgang Niedecken und seine Kapelle brachten hier die Songs der beiden Erfolgsalben „Affjetaut“ (1980) und „Für usszeschnigge“ (1981) auf die Bühne. Ein Mitschnitt davon ist nun unter dem Namen „Zeitreise – Live im Sartory“ erschienen.
Corona ist schuld. Wegen der Pandemie wurde die geplante Tournee zum Album „Alles fließt“ abgesagt, damit auch ein Auftritt, den BAP-Mastermind Wolfgang Niedecken mit der Band zu seinem 70. Geburtstag plante. Erst ein Jahr später konnten die Kölner ihren Fans die Songs aus der neuen Platte vorstellen. Niedecken packte daher ziemlich viele der neuen Lieder auf die damalige Setlist, es gab Nachholbedarf. Weil das aber natürlich bei Fans, die lieber die alten Sachen hören wollen, durchaus die Stimmung killen kann, baute er auch jede Menge Klassiker mit ins Programm ein. Nummern aus den frühen 1980er Jahren. Als Ausgleich sozusagen. Die Reaktionen auf die alten Songs müssen atemberaubend gewesen sein. Im Interview mit NEON GHOSTS sagt Niedecken, er habe im Publikum Menschen vor Freude weinen sehen.
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Kein Wunder: Die Jahre 1981/1982 sind im Grunde die Basis für die Karriere von BAP. Mit dem Album „Affjetaut“ (1980) fand die Band endgültig zu dem Stil, der sie so erfolgreich machen würde. Und mit dem im Oktober 1981 erschienen dritten Studioalbum, dem Major-Debüt „Für usszeschnigge!“ erklommen Niedecken und Co erstmals Platz eins der deutschen Charts. Ein gutes halbes Jahr danach wiederum brachten BAP das vierte Album „Vun drinne noh drusse“ heraus und verdrängten damit den Vorgänger von der Spitze der Charts. Beide Alben wurden doppelt mit Platin ausgezeichnet, haben sich bis heute über eine Million Mal verkauft und enthalten mit „Kristallnaach“ und „Verdamp lang her“ die größten BAP-Hits überhaupt. Es ist also nicht überraschend, dass BAP-Fans nostalgische Anwandlungen bekommen, wenn sie Songs aus jener Phase hören.
Fans bringen Niedecken auf Idee
Die Reaktion der Fans machte etwas mit Niedecken. Er hatte schließlich die Idee, die frühen Alben der Band nochmal gesondert auf die Bühne zu bringen. Und das tat er jetzt auch. Eine Konzertreihe sollte es sein, kein Lied auf der Setlist durfte dabei jünger sein als 40 Jahre sein, alle Songs aus den beiden Doppel-Platin-Alben mussten gespielt werden. Das waren die Regeln, die er sich auferlegte.
Im Dezember 2023 hat er schließlich mit BAP an vier Abenden im Kölner Sartory vor je 1400 Zuschauern gespielt. Das Konzept im Gepäck. Das Backdrop der Shows war von ikonischen Artworks inspiriert und zeigte einige der perforierten Figuren aus „Für usszeschnigge“ sowie den ausgeleuchteten Toreingang der Güterhalle vom „Vun drinne noh drusse“-Cover. Unter anderem ist dort auch einer jener Bierkästen zu sehen, die es in der Frühphase von BAP bei den Proben stets leer zu proben galt, wie Niedecken oft erzählt hat.
Erschreckend aktuell
Es waren vier Auftritte, die daran erinnert haben, wie gut die Platten damals waren. Zeitlos (vielleicht bis auf „Waschsalon“ und „Müsli Man“). Manchmal sogar erschreckend zeitlos, wenn man an Songs wie „Wenn et Bedde sich lohne däät“, „Kristallnaach“ oder „10. Juni“ denkt. Themen wie Krieg oder Rassismus sind einfach immer noch erschreckend aktuell.
Insgesamt 31 Songs haben BAP bei den Sartory-Konzerten gespielt, die 21 Lieder aus den beiden Klassiker-Alben wurden ergänzt um „Affjetaut“-Hymnen wie „Ne schöne Jrooß“ und Songs aus dem legendären Live-Album „Bess demnähx“. Perlen wie „Koot vüür Aach“ wurden bis dato noch nie live gespielt, Raritäten, über die sich nicht nur eingefleischte BAP-Fans an diesen Abenden gefreut haben.
Eine magische Nacht
Es war wirklich eine magische Nacht. Das Publikum war gut gelaunt, die Band – bis auf Niedecken war in den frühen 1980er Jahren keines der aktuellen BAP-Mitglied mit von der Partie – ging mit viel Respekt an die alten Nummern ran. Man entfernte sich in der Regel nicht weit weg von den damaligen Fassungen, geriet aber dennoch nicht zur eigenen Cover-Band. Dabei half vielleicht auch, dass Niedeckens Stimme über die Jahre tiefer geworden ist, was den Songs zum Teil eine etwas neue Atmosphäre verleiht. Glanzlichter des Abends: „Verdamp lang her“, das immer noch Gänsehaut verleiht, und die Gentrifizierungshymne „Südstadt, verzäll nix“. Man wäre gern dabei gewesen.
Übrigens: Mit der „Zeitreise“ ist noch lange nicht Schluss. Sie fängt gerade erst an. Das Konzept nehmen BAP nämlich 2024 noch auf eine ausgedehnte Tournee mit. Die Tourdaten findet Ihr anbei.
Tourdaten: Zeitreise 81/82 live
02.11.2024 Augsburg, Kongress im Park
03.11.2024 Heilbronn, Harmonie
05.11.2024 Reutlingen, Stadthalle (ausverkauft)
06.11.2024 München, Circus Krone (ausverkauft)
07.11.2024 Leipzig, Haus Auensee
09.11.2024 Berlin, Tempodrom
10.11.2024 Hannover, Kuppelsaal
11.11.2024 Bielefeld, Stadthalle
12.11.2024 Düsseldorf, Mitsubishi Electric Hall
14.11.2024 Wuppertal, Historische Stadthalle (ausverkauft)
15.11.2024 Koblenz, CGM Arena (ausverkauft)
16.11.2024 Trier, SWT Arena (ausverkauft)
17.11.2024 Mannheim, Rosengarten (ausverkauft)
19.11.2024 Friedrichshafen, Graf Zeppelin Haus
20.11.2024 Zürich, Theater 11
22.11.2024 Karlsruhe, Schwarzwaldhalle
23.11.2024 Ulm, Congress Centrum
24.11.2024 Bochum, RuhrCongress
25.11.2024 Münster, Halle Münsterland
27.11.2024 Nürnberg, Meistersingerhalle
28.11.2024 Frankfurt a.M., Jahrhunderthalle (ausverkauft)
29.11.2024 Freiburg, Konzerthaus
30.11.2024 Stuttgart, Liederhalle (ausverkauft)
02.12.2024 Hamburg, Laieszhalle
03.12.2024 Hamburg, Laieszhalle
04.12.2024 Kiel, Wunderino Arena
06.12.2024 Bremen, Metropol Theater (ausverkauft)
07.12.2024 Düren, Arena (ausverkauft)
08.12.2024 B-Sankt Vith, Triangel
09.12.2024 Wetzlar, Buderus Arena
12.12.2024 Köln, LANXESS Arena
13.12.2024 Köln, LANXESS Arena
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