Ina Müller (foto: fiege)

Live: “Sabbeln und Singen” – Ina Müller in Mannheim

Scharfzüngig und soft: Ina Müller vereint beides. Der Humor der Moderatorin („Inas Nacht“) und Musikern ist gerne derb, die Musik eher sanft. Davon konnte man sich am Samstagabend in der Mannheimer SAP-Arena überzeugen.

Ja, es ist schon ein paar Montage her, seit Ina Müller vor diesem Auftritt das letzte Mal in der Mannheimer SAP-Arena Station gemacht hat. Fünf Jahre, um genau zu sein.  „Kinder, als ich das letzte Mal hier war, war Corona noch ein Bier“, sinnierte die Musikerin und Moderatorin, nachdem sie die Bühne betrat. Fünf Jahre. Das ist zwar lange, klar, aber  keine Ewigkeit. Und doch wirkt es irgendwie so. Schließlich war das noch vor der Pandemie, noch vor dem Ukraine-Krieg. Vor der großen Zäsur. Eine ganz andere Zeit.

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In turbulenten Zeiten wie diesen steht vielen Menschen der Sinn nach Ablenkung.  Eskapismus. Bei Ina Müller sind sie da genau an der richtigen Adresse. Mehr als zweieinhalb Stunden bietet die norddeutsche Entertainerin ihrem Auditorium eine Flucht vor der Wirklichkeit an. Sie singt über das Alter, Orangenhaut, den Kampf gegen den Verschleiß und witzelt über Jeans, die schon beim Kauf zu eng waren und natürlich nie gepasst haben. Darüber, dass sie noch nie so viel geweint habe, wie an jenem Tag, als sie nach der Kondo-Methode ihren Kleiderschrank aufgeräumt hat („Wirf alles weg, was dich nicht glücklich macht“). Amüsante Alltäglichkeiten, die im Licht der aktuellen Umstände besonders banal wirken, aber genau deswegen so erfrischend sind.

2020 ist Müllers bis dato letztes Album „55“ erschienen, der Song „Ich halt die Luft an“ fängt das Gefühl wunderbar ein, das Müller mit ihrem Konzert zu vermitteln versucht: „Ich halt’ die Luft an, bis alles wieder stimmt … Die Wolken sich verziehen, ‘ne gute Zeit beginnt … Ich halt’ die Luft an, bis alles wieder geht … Die Welt, wie ich sie kenn’, sich einfach weiterdreht.“

Vier Songs in 40 Minuten

Wobei mit „Konzert“ der Auftritt Müllers nur unzureichend beschrieben ist. Denn eigentlich war das Ganze eine Mischung aus Stand-up und Konzert, aus Sabbeln und Singen, im ersten Teil mit Tendenz zu Ersterem.  Nach rund 40 Minuten hat die norddeutsche Entertainerin gerade Mal vier Songs gesungen. Und das, obwohl es sich bei Müllers Liedern in der Regel durchaus um radiofreundliche Dreiminüter handelt …

Es ist aber natürlich genau das, was das Publikum von der 57-Jährigen erwartete, die ja immer auch im (musikalischen) Kabarett zu Hause war und ist.  Müllers Humor ist dabei vor allem selbstironisch und   nachempfindbar. Maximal zuordenbar  und gerne auch mal derbe. Etwa, wenn sie über ihr Intim-Waxing berichtete, das sie mit einer „Nahtoderfahrung“ gleichsetzte. Es darf bei Müller auch mal politisch inkorrekt sein, am Ende des Songs „Rauchen“ etwa zündete sich die Künstlerin auf der Bühne eine Kippe an. Und das unter überraschend großem Beifall. Nach zwei Jahren Pandemie und nie enden wollender Gesundheitstipps mag der Akt des Qualmens in seiner Unvernunft für den einen oder anderen da fast wie eine Erlösung  gewirkt haben.

Die bisher genannten Songs deuten es an: Einen Großteil des musikalischen Teils des Abends bestritt Müller mit Material aus ihrem jüngsten Album, das Platz zwei der deutschen Album-Charts erreicht hat und sich irgendwo im Spannungsfeld wischen Deutsch-Pop, Chanson und Schlager bewegt. „Ich halt die Luft an“ wurde sogar zwei Mal gespielt, er umklammerte den Auftritt, war Opener und Schluss. Ein passendes Finale, ehe es wieder nach draußen ging. Zurück in die Wirklichkeit.

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