Nina Persson hat sich in den vergangenen Jahren eher rar gemacht. Jetzt tourt die Cardigans-Sängerin aber mit dem schottischen Singer-Songwriter James Yorkston durch die Lande. Im Gepäck: das gemeinsame Album „The Great White Sea Eagle“. Am Freitag haben die beiden, die gerade mit dem Zug durch Deutschland reisen, Station im Weinheimer Café Central gemacht.
Die Bombe ließ James Yorkston gleich zu Konzertbeginn platzen. „Ich muss Ihnen etwas sagen, und ich weiß noch nicht ganz genau, wie ich es Ihnen beibringen soll, denn bei anderen Auftritten sorgte diese Information wirklich für Aufregung, für emotionale Reaktionen. Es ist der große Elefant im Raum.“ Kunstpause. Yorkston blickte mit ernster, bedeutungsschwangerer Miene ins Publikum.
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„Ich bin verheiratet.“
Das musste das Publikum natürlich erst einmal sacken lassen, das kam für alle plötzlich und unerwartet. Nach dem kollektiven Schlucken aber: Gelächter. James Yorkston würde für sie alle in Liebesdingen an diesem Abend unerreichbar bleiben, das war jetzt klar, aber die Zuschauer nahmen es am Ende sportlich. „Das ist die richtige Reaktion, lasst es raus“, sagte Yorkston grinsend. Auch Nina Persson konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.
Keine Frage: James Yorkston ist nicht nur ein begnadeter Singer-Songwriter, sondern auch ein versierter Entertainer, der gerne mal einen Spruch raushaut. Oder besser: eine ganze Geschichte. Die Passagen zwischen den Songs gerieten dabei zu echten Highlights. Gleichzeitig war der typisch britische Humor aber auch ein willkommener Kontrast zu den melancholisch-gefühligen Liedern, die Persson und er da vortrugen.
Eine glückliche Fügung
Songs aus beiden Alben auf der Setlist
In Weinheim hatten die beiden Songs aus beiden Alben im Programm. Lieder aus „The Wide, Wide River“ und „The Great White Sea Eagle“ standen also gleichberechtigt nebeneinander. Persson zeigte sich hier ganz und gar uneitel, war sich nicht zu schade dafür, auch Material jenes Albums zu singen, auf dem sie eigentlich gar nicht zu hören ist. Songs wie „A Droplet Forms“, „Struggle“ oder etwa „Choices, Like Wider Rivers“ überraschten so durch eine neue Perspektive.
Besonders stark natürlich die Songs aus dem gemeinsamen Album. Das einfühlsame „Keeping Up With The Grandchildren, Yeah“ (mit lustiger Anmoderation), „Sam and Jeanie Mcgreagor“ und „An Upturned Crab“ funkelten da am hellsten. Am Ende: gleich zwei Zugaben-Sets, darunter auch das starke „Hold Out For Love“, das Publikum im gut gefüllten Café Central wollte die beiden am liebsten gar nicht mehr von der Bühne lassen. Der Schlusspunkt unter einen wunderbaren Abend.
Später gab’s nicht nur Autogramme im Foyer, sondern auch die gute Nachricht, dass die beiden gemeinsam weiter machen: Schon 2024 soll ein neues, gemeinsames Album kommen. Eine weitere Tour könnte dann 2025 folgen. Vorher wird man Nina Persson aber mit ihren Cardigans noch beim Maifeld Derby in Mannheim erleben. Es wird das erste Deutschland-Konzert der Band seit 18 Jahren sein.
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