Bryan Adams in Mannheim (foto: Fiege)

Live: Bryan Adams in Mannheim – So Happy It Hurts

So glücklich, dass es weh tut – „So Happy It Hurts“ heißt das neue, launige Album von Bryan Adams, das dieser gerade auf Tournee dem europäischen Publikum vorstellt. Am Samstag hat er in der Mannheimer SAP-Arena Station gemacht.

Bryan Adams kann nichts dafür. Aber: Für viele Kinder der 1980er und 1990er Jahre ist „Summer of `69“ so etwas wie der Endgegner. Nein, an dem Lied selbst liegt das noch nicht einmal. Das ist ja zweifellos ein mehr als solider Up-Tempo-Rock-Song, ziemlich eingängig, mit einem Hauch von Springsteen sogar, was bei Erscheinen im Jahr 1985 sicherlich nicht unclever war. Hier in Deutschland war das Lied zunächst kein großer Hit, in den Charts landete es damals nur auf Platz 62. Aber: Irgendwie wurde der Song mit der Zeit zu einem unverhandelbaren Bestandteil im Repertoire einer jeden Dorf-Coverband. Selbst wenn diese nur einen Song spielen konnte, dann war es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit „Summer of `69“. Man hat das Lied über die Jahre also totgenudelt, weshalb es zeitweise einen Nerv-Faktor wie  „Last Christmas“ entwickelt hat. Mit dem Unterschied, dass einen der Adams-Song auch außerhalb der Adventszeit kalt erwischen konnte. Immer und überall.

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Natürlich war die stimmungsvolle Nummer auch in Mannheim eine sichere Bank. Adams packte sie nicht etwa in den Zugaben aus, sondern in der Mitte der rund zweistündigen Show. Es war ein Moment zum Mitgrölen – und viele in der ausverkauften Arena nutzten ihn. Wer trotz der jahrelangen Dauerbeschallung nicht textsicher genug war, konnte die Zeilen ablesen. Auf der großen Videoleinwand lief ein Clip, bei dem die Lyrics auf die Haut einer nackten Frau projiziert wurden. Das schien der eine oder andere im Publikum befremdlich zu finden, was man an den fragenden Gesichtern sehen konnte. Offenbar hatten einige das Lied nie so gehört, wie es immer gemeint war: Es ist eine Ode an den Oralsex. Bryan Adams gab das in Interviews längst zu, aber viele Leute verstehen die Lyrics immer noch miss. Da teilt sich „Summer of ´69“ ein Schicksal mit Springsteens „Born in the USA“ oder „The One I Love“ von R.E.M..

Pausenfüller. (foto: fiege)

Ein Rocker, kein Rebell

Man kann den Leuten die Arglosigkeit aber nicht verdenken. Denn eigentlich passt ein solch frecher Song auch gar nicht so recht zum familientauglichen Bryan Adams. Der Kanadier war für einen Rock-Musiker immer sehr zahm, auf und abseits der Bühne skandalfrei. Immer radiotauglich, handwerklich top, aber auch ein bisschen glatt. Dank seiner angenehm rauen Stimme (das ist sie immer noch!) ein König der Rockballade, der spätestens seit dem Album „Reckless“ (1984) Musik machte wie aus dem Windkanal. Rock für Erwachsene, für Gutbehütete, der durchaus gut nach vorne ging, aber nie rebellisch war.

Es ist dabei bemerkenswert, wie treu sich Adams über die Jahre geblieben ist: Der mittlerweile 63-Jährige hat nie die Lust an seinem Tun, an seinem Stil verloren. Adams war nie einer, der groß Experimente machte oder der musikalische Risiken einging. Das merkte man nochmal, als er sich da an diesem Abend durch rund 30 Songs spielte – quer durch den eigenen, nunmehr 40 Jahre abdeckenden Song-Katalog. Wer Adams bestellt, der weiß, was er bekommt. Rock. Einfach nur Rock. Egal, was vielleicht gerade trendy ist. Vielleicht erklärt sich auch so die Langlebigkeit, die rund 100 Millionen verkauften Tonträger. Adams war immer ein zuverlässiger Dienstleister, einer, der seine Fans nie durch unnötiges Hakenschlagen  enttäuscht hat.  

Tat er auch an diesem Samstag nicht. Adams ist auch nach zwei Corona-Infektionen immer noch in hervorragender Verfassung, die Stimme noch kraft- und die Musik druckvoll. Auch die Band überzeugt, allen voran der fantastische Gitarrist Keith Scott, der bei Adams zum Inventar gehört. 

Ein Ohrwurm bleibt

Fast alle Hits waren an diesem Abend dabei, und wem das noch nicht reichte, der konnte sogar Wünsche äußern, die Adams auch erfüllte. Ein Crowd-Pleaser alter Schule. Größter Gänsehaut-Moment:  die Ballade „(Everything I Do) I Do It For You”, zu der 1991 Kevin Costner die Strumpfhosen anzog (die Nummer stammt aus dem „Robin Hood: König der Diebe“-Soundtrack) und zu der jetzt euphorisch die Smartphones geschwenkt wurden. Kaum zu glauben, dass Adams damals wohl nur vierte Wahl für den Robin-Hood-Soundtrack war. Kate Bush, Annie Lennox und Lisa Stansfield sind angeblich vor ihm angefragt worden, hatten aber abgelehnt.

Der Zugabenteil: beinahe länger als so manches Kollegen-Set. Fünf Songs, darunter „So Happy It Hurts“ aus dem jüngsten, gleichnamigen Album, das großartige „Run To You“ und das Frankie-Valli-Cover „Can’t Take My Eyes Off You“. Danach nochmal Adams ohne Band, akustisch, „Straight From The Heart“ und „All For Love“. Ein würdiges Finale einer großartigen Show. Dann: Ende. Aus. Und dieser verflixte Ohrwurm, noch auf der Autobahn: “I got my first real six string … Bought it at the five and dime … Played it ‘til my fingers bled … Was the Summer of `69” …

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