Back to the roots: Mit ihrem neuen Album „Closer“ orientiert sich Pop-Ikone Kim Wilde wieder an dem Sound, der sie in den 1980er Jahren groß gemacht hat.
Keine Frage: Kim Wilde gehört zu den großen Pop-Phänomenen der 1980er Jahre. Die Krone der Queen of Pop machte ihr am Ende dann zwar doch noch Konkurrentin Madonna streitig, dennoch hat die Britin so manchen Evergreen hinterlassen. Songs wie „Cambodia“, „Kids in America“, „You Keep Me Hangin‘ On“ – zeitlose Klassiker (die besten Kim-Wilde-Hits haben wir an dieser Stelle bereits beleuchtet), die auch heute noch klar gehen.
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Nachdem Wildes Karriere in den 1990er Jahren abflaute, wandte sie sich zwischenzeitlich der Landschaftsgärtnerei und dem TV-Geschäft zu. Seit rund 15 Jahren veröffentlicht die Gute aber auch wieder mehr oder regelmäßig neue Musik, oft mit langen Pausen dazwischen, aber zumindest in Deutschland sind ihr die Fans offenbar trotzdem über die Jahre hinweg treu geblieben. Die letzten vier Alben landeten in Deutschland immer unter den Top 15, in England ist sie mit dem bis dato letzten Album „Here Come The Aliens“ (2018) erst wieder in den Charts gelandet (Platz 21).
Sieben Jahre später – sieht man mal von einer Live-Platte und einem Weihnachtsalbum ab – nun also der Nachfolger. „Closer“ heißt das gute Stück. Wem das jetzt irgendwie bekannt vorkommt: Im Jahr 1988 veröffentlichte Wilde ein Album, das so ähnlich hieß: „Close“. Kein Zufall, die neue Platte ist als eine Art Fortsetzung gedacht, schon das Artwork erinnert deutlich an das Album, mit dem Wilde die 1980er Jahre beschloss.
Old school und modern
Klangtechnisch liefert Wilde das, was man von ihr dabei erwartet. Rock, Pop und New Wave werden hier miteinander vermengt, die mittlerweile 64-jährige Kim ist also ganz old school unterwegs. Aber der Sound ist ja seit ein paar Jahren ohnehin wieder en vogue. Schon der druckvolle, rockige Opener „Midnight Train“ (mit Wahnsinns-Gitarren-Solo!) ist ein Statement, mit dem Song packt Wilde direkt zu. Beim darauf folgenden „Scorpio“ weckt sie dann Erinnerungen an beste Zeiten, hört man doch so einige Gemeinsamkeiten mit „Kids in America“ raus. Aber: Wenn schon klauen, dann am besten bei sich selbst.
Das eingängige „Rocket To The Moon“ hätte auch Blondie gut zu Gesicht gestanden. Zwei Duette hat Wilde ebenfalls mit auf die Tracklist gepackt. Bei „Hourglass Human“ teilt sie sich das Spotlight mit ihrer Nichte Scarlett Wilde, was ziemlich zeitgemäß klingt. Eindringlicher ist aber das melancholische „Sorrow Replaced“, bei dem sich Wilde – stimmlich immer noch voll auf der Höhe – mit Ultravox-Legende Midge Ure einen Wechselgesang liefert, der unter die Haut geht. Gefällt, ebenso wie die zweite große Ballade „Lighthouse“, die mit knapp sechs Minuten geradezu episch geraten ist. Glanzlicht ist aber die verdiente Leadsingle des Albums: „Trail of Destruction“, eine energiegeladene, überaus tanzbare Hymne, die im Ohr bleibt und in die Beine geht.
Übrigens: Die neue Platte nimmt Wilde auch mit auf Tour. Zunächst bereist sie ab März Großbritannien, ehe sie dann im November 2025 zu Gast in vielen deutschen Städten sein wird.
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