Die besten Geschenke macht man sich oft selbst: Zu ihrem 75. Geburtstag feiert sich die großartige Inga Rumpf mit einem Doppelalbum selbst. Der Doppelpack aus „Universe Of Dreams“ und „Hidden Tracks“ kommt dabei mit einer ganzen Reihe von bis dato unveröffentlichten Aufnahmen daher.
Eine Zahl, die man sich auf der Zunge zergehen lassen muss: Seit fast sechs (!) Jahrzehnten steht die Hamburgerin Inga Rumpf nun schon auf der Bühne. Die Tochter eines Seemanns und einer Schneiderin hatte ihre ersten Gigs Anfang der Sechziger Jahre, ehe sie 1965 Frontfrau der City Preachers wurde, bei der zwischenzeitlich niemand Geringeres als Udo Lindenberg die Trommelstöcke schwang. Und auch als die City Preachers längst Frumpy hießen und sich aus ihnen (noch später) Atlantis formten, stand Rumpf am Mikro. Ihre markant-voluminöse, rauchige Stimme machte sie über die Jahre zur Grande Dame der deutschen Blues-, Rock- und Soul-Szene, auch wenn sie zuletzt vornehmlich im Gospel-Bereich unterwegs war.
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Zu ihrem 75. Wiegenfest gönnt sich das ewige Nordlicht nun aber eine Rückkehr zu den eigenen musikalischen Wurzeln. Gerade ist mit „Universe Of Dreams/Hidden Tracks“ ein neues Doppelalbum erschienen, die erste Rumpf-Platte mit neuem Material seit 2014. Die Songs auf Scheibe eins, „Universe of Dreams“, schrieb Inga in den vergangenen Monaten, sie bewegen sich vornehmlich im Spannungsfeld zwischen Rhythm’n’Blues, Rock, Soul und Blues. Genres also, in denen sich die Musikerin heimisch fühlt. Und dabei singt die Gute nicht nur, sondern spielt auch hier und da höchstpersönlich Slide- und Akustikgitarre sowie Klavier. Ansonsten griffen ihr der Kölner Produzent Dieter Krauthausen und mehrere US-amerikanische Studio-Musiker unter die Arme.
Eine stimmige Angelegenheit, bei der alle Beteiligten ohrenscheinlich mit viel Spaß bei der Sache waren. Zu den Glanzlichtern gehören sicherlich das gefühlige „Singing Songs“, das Otis-Redding-Cover „I’ve Been Loving You“, das dem Original gebührend Tribut zollt, sowie die Piano-Ballade „All In Good Time“. Die Gospel-Nummer „Never Too Late“, die dann eher auf das Rumpf’sche Spätwerk verweist, rundet das Ganze ab.
Nach unveröffentlichte Perlen getaucht
Für „Hidden Tracks“ wiederum hat Inga Rumpf tief in ihrem Archiv gestöbert und mehrere Perlen hervorgekramt, die in den Jahren von 1988 bis 2014 entstanden sind. Die Songs eint, dass Rumpf auf ihnen jeweils Unterstützung von Musikerkollegen hatte. Zu den Highlights gehören hier das stadiontaugliche „Can’t Stop Myself“ mit seinen 80er-Verweisen; eine Nummer, bei der sich einem ein Annie-Lennox-Vergleich geradezu aufdrängt. Und auch das herzzerreissende „Falling in Love“ bleibt haften. Sonderbar, dass es Nummern wie diese seinerzeit nicht auf ein Album schafften, sondern in der Schublade verschwanden.
Übrigens: „Hidden Tracks“ versteht sich auch als „Soundtrack“ zu ihrer Autobiografie „Darf ich was vorsingen?“, die am 1. August erscheint.
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