Lieder können ausdrücken, was sich der Alltagssprache entzieht. Davon ist die kanadische Singer-Songwriterin Helena Deland fest überzeugt. Gerade hat die in Montréal lebende Musikerin ihr neues Album „Goodnight Summerland“ vorgelegt. Eine Platte, auf der sie auch den Tod ihrer Mutter verarbeitet. Eine Platte, auf der sie loslässt.
Helena Deland kam irgendwie nie auf die Idee, „Summerland“, den Ort, an dem sie geboren wurde, mal zu googeln. Obwohl sie keinerlei Erinnerungen an ihn hatte. Alles, was sie über „Summerland“ wusste, wusste sie aus Erzählungen ihrer Eltern. Im Sommer 2021 verlor Deland ihre Mutter Maria. Und plötzlich war es ihr nun ein Bedürfnis, mal zu schauen, wo ihre Wurzeln liegen. Was sie beim Googeln fand, hat sie dann verblüfft: „Die Luftaufnahmen zeigten eine hügelige, grüne Landschaft, durch die ein hellblauer Fluss fließt. Meine Überraschung rührte daher, dass mir diese Schönheit bis dahin entgangen war, eine Erinnerung daran, wie sich Wahrnehmungen trotz Entfernung und Zeit unaufhaltsam weiterentwickeln“, sagt Deland.
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Musikalische Trauerbewältigung
Ihr neues Album „Goodnight Summerland“ wurde in den Jahren nach dem Tod ihrer Mutter aufgenommen, obwohl einige Songs schon vorher geschrieben waren. „Die Trauer hat mich gezwungen, mich mit dem Tod und den Vorzügen der Verletzlichkeit auseinanderzusetzen. Es war eine reine Begegnung mit dem Geheimnis. Ich habe mich allein gefühlt mit unbeantworteten Fragen, und ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass diese Fragen mehr bedeuten, als ihre Antworten es könnten“, so Deland. Sie habe gelernt, dass es etwas Schönes sei, sich zu trauen, etwas Schwieriges auszusprechen. So seien Lieder aus dem Raum zwischen dem Sprechen und der Unmöglichkeit, etwas auszudrücken, entstanden.
In den Wochen nach dem Tod ihrer Mutter nahm Deland einige Demos in dem leeren Raum im Haus ihrer Eltern auf. Später ging sie mit ihren Bandkollegen (Alexandre Larin/Gitarre und Francis Ledoux/Schlagzeug) in ein Studio in Ontario. Die Demos brachte sie schließlich mit in die Catskills zu Sam Owens und Hannah Cohen (Flying Cloud Recordings), wo Sam und Helena die Versionen aufnahmen, die schließlich auf dem Album gelandet sind.
Zarte Indie-Folk-Klänge
Es ist eine ruhige, ja, fast zarte Indie-Folk-Dream-Pop-Platte geworden, die fast ausschließlich auf Akustikgitarre, Klavier und Helenas glockenklare Stimme setzt. Hier und da ein paar elektronische Akzente, mehr braucht Helena nicht. Die Arrangements sind recht einfach gehalten, aber es ist gerade diese Unmittelbarkeit, die die Musik von Helena hier so effektiv macht. So schafft sie eine ungeheure Intimität, die durch das Thema „Trauerbewältigung“ noch verstärkt wird.
Zu den Glanzlichtern der Platte gehört unter anderem das als Single veröffentlichte „Strawberry Moon“, ein Folk-Schlaflied für Verliebte, die sich in der Dämmerung verlieren, mit sehnsüchtigen Klaviermelodien und einer süßen, strukturierten Akustikgitarre, auf die Helena ihre exquisite, kristalline Stimme legt. Laut Helena entstand der Song „während eines jährlichen Urlaubs in der Hütte eines geliebten Freundes am See, wo Erdbeeren in der Tradition der Anishinaabe als ‚Herzbeeren‘ bekannt sind, ‚Strawberry Moon‘ ist schlaflos und friedlich.“
Auch das wunderschöne „Saying Something“, das liebliche „Spring Bug“ sowie das eindringliche „Swimmer“ bleiben haften. Keine Frage: Mit dem geradezu hypnotischen „Goodnight Summerland“ hat Deland ein starkes Ausrufezeichen gesetzt.
Übrigens: Im November 2023 und Februar 2024 wird Helena auf ihre erste weltweite Headline-Tournee gehen. Am 14. Februar kommt sie nach München (Milla), am 15. Februar nach Berlin (Privatclub).
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