Er ist ist das Mastermind hinter der düsteren Musik seiner Schwester Billie Eilish: Finneas. Der ebenso umtriebige wie erfolgreiche Songwriter und Produzent hat nun sein Debütalbum vorgelegt: „Optimist“ klingt dabei aber ganz anders als man sich das im Vorfeld vorgestellt hat.
Es ist ein Debütalbum, das sich eigentlich nicht wie eines anfühlt. Denn Finneas O’Connell ist natürlich nicht irgendein Anfänger, sondern als Musikproduzent und Songwriter bereits unheimlich erfolgreich. So schrieb und schreibt er natürlich die Songs seiner Schwester Billie Eilish, arbeitete aber auch schon mit Selena Gomez, John Legend, Camila Cabello oder Ashe zusammen. Und auch selbst trat der Gute ja schon an vorderster Front in Erscheinung, zunächst als Frontmann der Band The Slightlys, ab 2016 dann auch solo. Mehrere Singles und eine EP hat der 24-Jährige bereits veröffentlicht.
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Nun kommt also endlich das lang erwartete Soloalbum. Und ja, es ist ganz anders als erwartet. Denn mit dem düsteren Sound, den Finneas seiner Schwester auf den Leib geschrieben hat, haben die zwölf Tracks auf „Optimist“ erstaunlich wenig bis nichts zu tun. Im Vergleich klingt Finneas‘ Solomusik geradezu konservativ-klassisch, mit ganz viel Piano und Akustik-Gitarre. Wenn auch zeitgleich unheimlich professionell. Und das ist schon erwähnenswert, weil der Mann das Ding komplett selbst geschrieben, aufgenommen und produziert hat.
„But then I got bored“
Fast spannender als die Musik: die Texte! „Your favorite band … Is back on the road … And this fall they’re playing … The Hollywood Bowl … I’ve already purchased two seats for their show … I guess I’m an optimist“, singt Finneas etwa in „A Concert six months from now“, ein Song, der das Lebensgefühl in der Pandemie unheimlich gut einfängt. Überhaupt ist Finneas ein scharfsinniger Beobachter und Kommentator des Zeitgeists, auch wenn er – da wird der Albumtitel dann fast sarkastisch – dabei hier und da zu eher melancholischen Schlussfolgerungen neigt: „Bang Bang … Knocking on my door … Do you have a dollar? … Would you like to fund a war? … What’s your carbonfootprint … And could you be doin‘ more? … I‘d tried saving the world … But then I got bored“ („The Kids Are All Dying“). Stark auch, wenn Finneas in „Love Is Pain“ über den Tod und das Älterwerden sinniert. Immer wieder verhandelt Finneas auch das für ihn befremdliche Konzept des Berühmtseins („Someone Elses’s Star“, „Hurt Locker“, „Happy Now?“) oder von Social Media („The 90s“).
Insgesamt alles ganz gefällig, die Lyrics teilweise sogar recht stark. Und doch hat man am Ende das Gefühl, dass da doch bestimmt mehr drin war. Irgendwie. Oder nicht? Natürlich ist das eine Konsequenz der Tatsache, dass Finneas mit seinem Songwriting und Producing für andere ein solch einflussreicher Player geworden ist, dass man alles unter „genial“ bei ihm schon fast als Enttäuschung verbucht. Die Messlatte hat sich der Gute selbst sehr hoch gelegt.
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