„I’m too old not to do it“, kommentierte US-Songschreiber Bruce Hornsby („That’s Just The Way It Is“) sein neues, ziemlich experimentierfreudiges Album „Absolute Zero“ gegenüber dem amerikanischen „Billboard“-Magazin. Für seine 21. Platte arbeitete der Gute unter anderem mit Justin Vernon (Bon Iver) zusammen. Das Ergebnis kann sich hören lassen.
Die Wurzeln von „Absolute Zero“ reichen weit zurück. Bis in jene Zeit, als Hornsby als Filmkomponist für den legendären Autor und Regisseur Spike Lee komponierte – in die frühen neunziger Jahre. Hornsby begann 1992 mit Lee zusammenzuarbeiten. Er war vor allem von so genannten „Cues“ fasziniert, also kurzen Musikpassagen, die in Filmen gerne verwendet werden, um bestimmte narrative Visualisierungen und/oder gesprochene Entwicklungen zu verstärken. Darüber hinaus wurde Hornsbys Songwriting durch sein Interesse an Literatur, wie zum Beispiel durch das Werk von Don DeLillo und den verstorbenen David Foster Wallace beeinflußt.
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Viel Input also, den Hornsby in (s)eine ganz eigene Klanglandschaft verwandelt. Die zehn Tracks, überwiegend von Hornsby selbst produziert, bewegen sich im Spannungsfeld zwischen klassischer Avantgarde-Musik, Jazz („Fractals“), R&B und melodischer Singer-Songwriter-Mucke, wobei bei Hornsby natürlich das Klavier das dominierende Instrument ist.
Der Blick geht nach außen
Inhaltlich richtet sich der Blick bei Hornsby wieder mehr nach außen, die Vorgänger-Platte „Rehab Union“ (2016) war da genau das Gegenteil. Auf „Absolute Zero“ wagt der Gute wieder Sozialkritik, liefert einen komplexen musikalischen Kommentar auf eine immer komplexer werdende Welt da draußen ab. “The Blinding Light of Dreams” etwa verhandelt beispielsweise den Rassismus im US-amerikanischen Süden. Starke Nummer.
Es ist nicht das einzige starke Stück. Das hymnische „Voyage One“, als erste Single ausgekoppelt, umschreibt Hornsby ziemlich treffend als „Steve Reich meets Prince“. Kann man so stehen lassen, geht gut ins Ohr. Beim verträumten Titeltrack begeistert unter anderem das Schlagzeugspiel des legendären Drummers Jack DeJohnette. Und „Take You There (Misty)“ gibt am Ende den idealen emotionalen Höhepunkt der Platte.
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