Vince Clarke - Songs Of Silence (foto: Mute)

Vince Clarke – Songs Of Silence

Erscheinungsdatum
November 24, 2023
Label
Mute / (PIAS)
Unsere Wertung
7

Kaum zu glauben: Musik-Legende Vince Clarke hat mit „Sound Of Silence“ sein erstes Solo-Album überhaupt veröffentlicht. Darauf klingt der Brite ganz anders als zu Erasure-, Yazoo- oder Depeche-Mode-Zeiten.

Vince Clarke ist ein Mann, der in seiner seit 1977 andauernden Karriere schon jede Menge Hüte aufhatte. So war er Gründungsmitglied und erster Sänger (!) von Depeche Mode, schrieb auch den ersten riesigen Hit der Band („Just Can’t Get Enough“). Nach dem ersten Album verließ Clarke aber die Gruppe und gründete das Synthie-Pop-Duo Yazoo mit Alison Moyet. Auch hier hatte der Gute wieder Erfolg, das Duo landete mehrere Hits („Don’t Go“, „Only You“, „Situation“, „The Other Side Of Love“, „Nobody’s Diary“). Auch hier war aber früh wieder Schluß. Clarke rief dann mit Eric Radcliffe das Projekt The Assembly ins Leben, das aber nicht so recht zünden wollte. So war der Weg dann frei für das langlebigste Clarke-Projekt: Erasure. Gemeinsam mit Sänger Andy Bell landete er in den 1980er und 1990er Jahren Hit um Hit. „Oh L’amour“, „Sometimes“, „Always“, „A Little Respect“ oder „Chains Of Love“. Bis heute sind die beiden schwer aktiv, haben gemeinsam 19 Studioalben veröffentlicht.

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Der Mann war also immer umtriebig. So erklärt es sich wohl auch, dass er erst jetzt ein Solo-Album auf den Markt wirft. Mit 63 Jahren. Entstanden ist die Platte zum Großteil während der Corona-Pandemie-Lockdowns. Und sie klingt ganz anders als der Synthie-Pop, den Clarke und Bell mit Erasure kredenzen. Traurig. Düster. Allein im Studio stellte Clarke zwei Regeln auf: Erstens, dass die Klänge, die er für das Album erzeugte, ausschließlich von Eurorack, seinem modularen Synthesizer aus den 1990er Jahren, stammen sollten. Dafür schaffte er sich das nötige Wissen in YouTube-Tutorials drauf. Und zweitens, dass jeder Track auf einer einzigen Note basieren und eine einzige Tonart durchgehend beibehalten sollte. Eine Abkehr also von traditionellen Song-Strukturen. „Niemand in meinem Haushalt interessiert sich sonderlich dafür, was ich im Studio treibe“, sagt Vince. „Sogar die Katze ist nach etwa einer Stunde Drones weggegangen“. 

Kosmische Entrücktheit

Statt Pop im eigentlichen Sinne liefert uns Clarke hier also buchstäblich die volle Dröhnung. Die Grundstimmung des überaus atmosphärischen Albums ist die einer synthetisch erzeugten kosmische Entrücktheit, die immer wieder von starken Interventionen unterbrochen wird, die an die menschliche Hand erinnern, die inmitten dieser Maschinerie am Werk ist – ein verschlüsseltes Sample, das wie ein verzweifelter Funkspruch eines Kampfpiloten klingt, die wortlosen opernhaften Beiträge von Caroline Joy, das sägende Schwefelgeräusch des Cellos des Komponisten Reed Hays auf „The Lamentations of Jeremiah“ und das Herzstück des Albums, das sich um das Anti-Scab-Volkslied „Blackleg Miner“ aus dem Jahr 1844 dreht und von dort in die Gegenwart resoniert.

An anderer Stelle des Albums manifestieren sich unerbittliche Sequenzer-Muster oder sich schrittweise beschleunigende Moog-Drones, die auf glitzernde Synth-Tröpfchen und anschwellende Gitarrenwände treffen.

Dem „Musikexpress“ erklärte Clarke die Schwermut des Albums übrigens damit, dass er zu Hause eine schwere Zeit durchmache. Sein alter DM-Kollege Andy Fletcher verstarb, Robert Marlow, sein Kindheitsfreund, ebenfalls. Und auch Clarkes Ehefrau hat mit ernsten, gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Clarke: „In mir ist aktuell eine Menge persönlicher Traurigkeit. Und ich denke, das spiegelt sich in der Musik wider.“

Anspieltipps
White Rabbit
Blackleg
The Lamentations Of Jeremiah
Red Planet
7
Atmosphärisch.
Hier kaufen

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