Ein Best-Of der besonderen Art: Mit „Songs Of Surrender“ haben U2 eine Sammlung von 40 Songs aus dem gesamten Katalog der Band veröffentlicht. Der Clou dabei: In Sessions der vergangenen beiden Jahre wurden die Songs dabei neu aufgenommen und neu interpretiert.
Kinder, wie die Zeit vergeht: U2 haben mittlerweile auch schon weit mehr als 40 Jahre auf dem Buckel. Welche Band kann das schon von sich behaupten? In dieser langen Zeit haben sich die Iren zu einer der erfolgreichsten Bands des Planeten entwickelt. Und wie das dann eben so ist, wenn man sich einen solchen Status erspielt hat, wird man von den einen vergöttert und von den anderen gehasst. Eine Band wie U2, die dann eben auch noch mit sozialkritischen und politischen Texten daherkommt, eine gewisse Haltung zeigt (was eigene Verfehlungen und Unzulänglichkeiten aber nie ausschloss), hat dabei natürlich ein ganz besonderes Polarisierungspotenzial.
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Im vergangenen Jahr legte U2-Leadsänger Bono mit „Surrender: 40 Songs, One Story“ seine Memoiren vor, unterteilt in 40 Kapitel, die nach Songs der Band benannt waren. Die vorliegende Platte ist nun sozusagen der Soundtrack dazu, auch wenn die Tracklist nicht deckungsgleich ist. Bono hat ihn mit Gitarrist The Edge gemeinsam kuratiert und produziert. Die Band lässt hier einige der berühmtesten Songs ihrer über 40-jährigen Karriere wieder aufleben – darunter „With Or Without You“, „One“, „Beautiful Day“, „Sunday Bloody Sunday“ und „Invisible“. Mutig: U2 entschlossen sich, diese 40 Titel, die ja fast alle sozusagen zum kollektiven, musikalischen Gedächtnis gehören, neu zu interpretieren und neu aufzunehmen. Einschließlich neuer Arrangements und in einigen Fällen sogar neuer Song-Texte (wie etwa „Walk On“, das jetzt explizit auf die Ukraine umgemünzt wurde).
Mutige Entscheidung
Die Neuinterpretation: letztlich eine mutige Entscheidung. Zumal den meisten Songs sozusagen eine Beruhigungspille eingeworfen wurde. Alles ziemlich stripped down, alles minimalistisch instrumentiert, ohne den großen Bombast, für den U2 eigentlich bekannt sind. Akustikgitarren und Klavieren dominieren.
Nicht immer geht das gut. Auf jedes Positiv-Beispiel – wie etwa „Invisible“, „11 O’Clock Tick Tock“ oder „Stories for Boys“, das als Klavierballade durchaus funktioniert und überrascht – kommen in Relation zwei, bei denen man sagt: War im Original besser. Gerade bei den größeren Hits wirken die neuen Visionen eher uninspiriert. Vielleicht, weil hier auch die Fallhöhe größer ist. Ein paar der kleineren Hits, vor allem frühere Nummern, gewinnen hingegen eher. Magische Momente aber sind – trotz des intimen Anstrichs – eher rar.
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