Keine Frage: „The Seeds Of Love“ von Tears for Fears gehört zu den großen Klassikern der achtziger Jahre. Rund 30 Jahre nach der Erstveröffentlichung erhält die Platte nun ein Upgrade. Gerade ist eine erweiterte Super Deluxe Edition des dritten TFF-Albums erschienen.
Zahlreiche Legenden ranken sich um den 1989 erschienenen Longplayer – aufgrund der ehrgeizigen Herangehensweise, der stilistischen Offenheit und des vier Jahre andauernden Aufnahmeprozesses, der mehr als 1.000.000£ Produktionskosten verschlang. Aber der Reihe nach. Nachdem sich die Vorgänger-Platte „Songs From The Big Chair“ (inklusive des Überhits „Shout“) als Topseller entpuppt hatte, begannen Tears For Fears – Roland Orzabal und Curt Smith – die Arbeit an „The Seeds Of Love“. Erste Ideen entwickelten sie dem Vernehmen nach bereits während der 1985er Tour. Dann aber verloren sie sich so ein bisschen im Kleinklein. Etliche Produzenten, Toningenieure und Gastmusiker wurden verschlissen, ehe sich Curt und Roland dazu entschlossen, ihre dritte LP doch lieber selbst zu produzieren und dabei einzig auf die Unterstützung von Dave Bascombe zu setzen, der schon bei „Songs From The Big Chair“ als Toningenieur mitgewirkt hatte.
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Phil Collins an den Drums
Am Ende hatte sich der ganze Aufriss aber gelohnt. „The Seeds Of Love“ ist ein poppiger, teils souliger Soft-Rock-Klassiker geworden, mit einigen Hits, die auch heute noch funktionieren. Die Ballade „Woman in Chains“ ist da etwa zu nennen, bei der die Jungs Unterstützung von der großartigen Oleta Adams bekommen, für die die Nummer das Sprungbrett zur Solokarriere war. Nur konsequent, wenn man bedenkt, dass „Women in Chains“ eine waschechte, feministische Hymne ist. Fun fact: Phil Collins hat in der Studio-Version den Schlagzeug-Part beigesteuert.
Auch „Sowing The Seeds Of Love“ ist ein Ohrwurm, der einem auch 30 Jahre später noch fest im Gehörgang sitzt. Die mehrere Stile vereinende Nummer verneigt sich hörbar vor den Beatles und ist eine direkte Reaktion auf den Wahlsieg Margaret Thatchers im Jahr 1987. Vielleicht Tears for Fears‘ politischster Song. „Politician granny with your high ideals, have you no idea how the majority feels?“, ätzt die Band hier gegen die Eiserne Lady.
Die Band ist immer noch stolz auf das Werk
Auch die Band ist heute noch mit ihrem Machwerk zufrieden. „Von all unseren Alben würde ich es wohl auch am Höchsten einstufen“, sagt auch Roland Orzabal über „The Seeds Of Love“. „Ich glaube, dass es damals viele Menschen überrascht hat, auch viele unserer Kollegen, also jene Leute, mit denen man uns womöglich in der Mitte der Achtziger noch verglichen hatte.“ Curt Smith ergänzt: „Die Stücke, die ich damals mochte, gefallen mir bis heute: ‘Woman In Chains’, ‘Badman’s Song’, ‘Sowing The Seeds Of Love’ und ‘Advice For The Young At Heart’ fallen mir da ein. Wir spielen sie alle nach wie vor live.“
Das neue Super Deluxe Boxset, das vier CDs und eine Blu-ray Disc vereint, zeichnet die Entstehungsgeschichte des Albums nach. Flankiert werden die remasterten Originalaufnahmen von 22 bislang unveröffentlichten Songs – unter anderem Demoversionen, Live-Takes und exklusive Session-Mitschnitte – sowie von sämtlichen B-Seiten und seltenen Mixes. Highlights sind zum Beispiel die Demoversion von „Advice For The Young At Heart“, bei der Roland Orzabal die Leadvocals einsingt, oder auch der Song „Rhythm Of Life“, der schließlich doch nicht aufs Album kam und stattdessen von Oleta Adams für deren Solo-LP „Circle Of One“ eingesungen wurde.
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