Songhoy Blues - Héritage (foto: Transgressive)

Songhoy Blues – Héritage

Erscheinungsdatum
Januar 17, 2025
Label
Transgressive Records
Unsere Wertung
8

Einst wurde die Musik von Songhoy Blues als „Timbuktu Punk“ beschrieben. Ihre Musik dreht sich um Leben und Liebe in Mali, typischerweise durch den Filter von Fünf-Ton-Skalen, Rockrhythmen, düsterem Gesang und glitzernder Gitarre. Diese Elemente sind auch auf ihrem jetzt vorliegenden, vierten Album „Héritage“ zu hören. Der Name ist Programm. Das Album ist eine Verneigung vor den musikalischen Traditionen des Landes.

Es ist eine bewegte Geschichte, auf die Songhoy Blues zurückblicken. Die Band hat sich seinerzeit inmitten der Wirren des Bürgerkriegs in Mali gefunden. Gegründet 2012 in Bamako, der Hauptstadt des Landes, besteht das Quartett aus Aliou Touré (Gesang, Gitarre), Garba Touré (Gitarre), Oumar Touré (Bass) und Nathanael Dembélé (Schlagzeug). Die vier Künstler kommen ursprünglich aus dem Norden des westafrikanischen Landes, mussten jedoch vor islamistischen Extremisten fliehen, die in Städten wie Timbuktu und Gao Musik verboten und Musiker bedrohten. Ihr Name verweist auf die Songhoy, eine ethnische Gruppe, die an der Biegung des Niger lebt. Deren stolze Geschichte will die Gruppe mit ihrer Musik weitertragen. Die Musik derSonghoy ist eine der Säulen des sogenannten „desert-blues“-Sounds.

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Mit „Héritage“, ihrem vierten Album, zollen Songhoy Blues nun einigen alten Ikonen der Region Tribut. Die Platte wurde im Remote Records Studio und im Studio Moffou in Bamako mit dem Koproduzenten Paul Chandler aufgenommen und schöpft aus dem Reichtum an musikalischem Talent in der Stadt. Das Album umfasst dabei Überarbeitungen alter Klassiker, aber auch neue Kompositionen. Spannend sind die Klänge diverser traditioneller Instrumente, die alle von großen malischen Meistern gespielt werden. So kommen hier Kora (Harfe), Soku (einsaitige Fiedel), Kamalengoni (achtsaitige Jugendharfe), Flöte, Senufo-Xylophon und Kalebassen-Perkussion zum Einsatz. Auch Gastsänger sind mit von der Partie, darunter illustre Namen wie Afel Bocoum, Rokia Koné, Neba Solo, Madou Diabaté und viele mehr.

Das sind die Highlights

Es ist eine Platte voller Glanzlichter. Schon der Opener „Toukambela“ gehört dazu, ein wunderbares Cover eines Songs aus den 1970er Jahren, im Original von der Tanzmusikband Orchestre Kanaga de Mopti. „Toukambela“ bezeichnet dabei den Namen einer verheirateten Frau. Muslime können in Mali bis zu vier Ehefrauen haben, der Song ist dabei als eine Art Ratgeber zu verstehen, wie man mit Eifersucht umgeht. Auch das folgende „Gambary“ stammt aus dem Katalog von Orchestre Kanaga de Mopti – vielleicht die Nummer, die auf der Platte den traditionellsten Anstrich hat.

Gesellschaftskritisch wird’s in „Norou“, das in Songhai und Bambara, den Hauptsprachen im südlichen Mali, vorgetragen wird. Hier verhandelt die Band den Umstand, dass Frauen in Mali Männer mit Geld bevorzugen und man als armer Mann keine Chance habe, eine Beziehung aufrecht zu erhalten.

Eher eine Verneigung vor dem weiblichen Geschlecht ist hingegen „Batto“. Das Lied (dieses Gitarren-Solo!) ist eine Hommage an die Opfer erbringenden Frauen, die die Festzeremonien zu allen Lebensereignissen organisieren, die in Mali ein zentraler Bestandteil der Kultur sind, im Norden jedoch inzwischen ausradiert wurden. Es ist geprägt vom mitreißenden Takamba-Rhythmus der Tuareg, der auf einer Kalebasse gespielt wird, und von einem anmutigen Tanz. Spuren von Takamba  sowie von Wassoulou-Musik, Mande-Griot-Musik und Senufo-Tanz tauchen auf dem Album immer wieder auf.

Keine Frage: Songhoy Blues nehmen den Zuhörer hier auf eine wunderbare Reise in die Vergangenheit. Eine Reise, die auch die Band dazu gebracht, ihr eigenes Verständnis von Tradition zu überdenken. Sie stammt nicht aus einer einzigen Quelle. „Die Vermischung der Kulturen hat nicht erst heute begonnen“, sagt der Leadgitarrist Garba Touré. Migration und erzwungene Vertreibung bringen auch neue Perspektiven für den Begriff des Erbes in ihrer Musik.

Anspieltipps
Toukambela
Gambary
Norou
Batto
8
Reise zu den Wurzeln.
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