Ein Album wie ein Musik gewordener, politischer Kommentar: Sinkane hat mit „Dépaysé“ sein nunmehr siebtes Album vorgelegt.
Afro-Funk-Genie Ahmed Gallab alias Sinkane ist ein echter Kosmopolit. Der Gute wurde in London als Sohn sudanesischer Eltern geboren, ist aber im US-Bundesstaat Ohio aufgewachsen und in New York geprägt worden. Er ist einer, der überall zu Hause ist. Sollte man meinen. „Als schwarzer, muslimischer Amerikaner werde ich allzu oft als Ausländer in meinem eigenen Land bezeichnet, und tatsächlich fühle ich mich manchmal wie einer – diesem Gefühl habe ich sogar ein ganzes Album gewidmet (Mars, 2012)“, sagt Gallab hingegen.
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Gründe für dieses Gefühl gibt es genug. Vor allem in Zeiten von Donald Trump und dem Brexit. Muslim Ban, Fake News, Rechtsruck sowohl in der US- als auch in der britischen Gesellschaft. Rassistische Polizeigewalt. Es gibt momentan viele Gründe, sich unwohl zu fühlen. Nicht nur als Muslim. Und es wird gefühlt immer schlimmer.
Von Desorientierung und Heimatlosigkeit
Sinkane hat sein neues Album nicht ohne Grund “Dépaysé” genannt. Das Wort stammt aus dem französischen und lässt sich mit „sich aus der gewohnten Umgebung herausgerissen fühlen“ übersetzen. Wortwörtlich heisst es „entlandet“. Im weiteren Sinne bedeutet es auch, sich desorientiert und heimatlos zu fühlen. Und so ist die Platte die Selbstfindungsgeschichte eines Immigranten in der Ära Trump.
Ein Album wie ein politischer Kommentar also. Die Songs sind dabei entsprechend laut. Aber auch positiv, irgendwie optimistisch, ja, inspirierend. Sie wirken ungeschliffen, emotional, voller Energie. Als Einflüsse lassen sich George Clinton, Sly Stone, Bob Marley, Fela Kuti, die Dur Dur Band und Mulatu Astatke ausmachen. Wobei Sinkane sehr darauf achtet, dass man zu seinen politischen Eingaben auch tanzen kann.
Besonders stark: der Opener „Everybody“ und der Titelsong, eine psychedelisch anmutende Rock-Hymne.
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