Er hat lange darauf warten lassen: Nach sieben Jahren veröffentlicht US-Singer-Songwriter Nathaniel Rateliff mit „And It’s Still Alright“ mal wieder ein neues Soloalbum. Es ist eines über Schmerz und Verlust. Eines, bei dem man beim Zuhören regelrecht mitleidet.
Man hätte sich andere Umstände gewünscht: Als Nathaniel Rateliff damit begann, neue Songs zu schreiben, drehte sich vieles zunächst um den Schmerz, der mit seiner zerbrechenden Ehe einherging. Und dann verstarb im Juli 2018 auch noch Richard Swift, Nathaniels langjähriger Kumpel und Produzent der beiden Alben von Nathaniel Rateliff & The Night Sweats.
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Nun ist es nicht so, dass Rateliff es nicht irgendwie schon gewohnt ist, in seinen Songs sehr persönlich zu werden. So verhandelte er ja auf seinem Hit „S.O.B“ beispielsweise seinen Alkoholismus. Aber diesmal geht es emotional noch mal tiefer; aus den zehn neuen Songs trieft die Trauer. Da stockt die Stimme, da wird versucht, den Sinn hinter dem Unsinnigen zu finden. Irgendwie. Exemplarisch dafür: der melancholische Titeltrack „And It’s Still Alright“, der konkret Swift – der wie Rateliff auch ein Alkoholproblem hatte – gewidmet ist. Und in den Rateliff eine Art zweckmäßige Hoffnung einbaut.
Der Künstler und der Schmerz
„I think I always want to see hope in the darkness, and I like to try to share that. So I always try to write from a perspective of trying to approach everything very honestly, even if it leaves me vulnerable. But overall, it’s almost like I’m a different character when I’m writing for myself. I think this album is a reminder that we all go through hardship, but regardless of the hardship everything ends up where it’s supposed to. I still continue to live, and I still continue to find joy“, so Rateliff über den Track.
Nicht der einzige starke Song. Auch der Opener „What A Drag“, das soulige „Mavis“ und „Tonight #2“ stechen aus der Setlist heraus, die vor allem von Folk-Pop und Country dominiert wird. Es geht also deutlich gemächlicher zu als auf den Alben, die er mit den Night Sweats eingespielt hat. Im Gegensatz zu diesen Platten fast schon minimalistisch im Ansatz. Aber: dem Thema angemessen. Bittersweet, wirkt das Ganze, in jedem Moment authentisch. Der Künstler und der Schmerz – eine ewige Verbindung.
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