Das sechste Studioalbum von Motörhead gilt als missverstanden: „Another Perfect Day“ aus dem Jahr 1983 ist vielleicht das umstrittenste Album im Katalog der britischen Band. Zum 40. Geburtstag wird es in verschiedenen Formaten neu aufgelegt.
Als Motörhead ein Cover von „Stand By Me“ aufnehmen wollten, hatte „Fast“ Eddie Clarke genug. Für den Gitarrist war das Vorhaben ein Verrat an den Prinzipien der Band. Und so kündigte Clarke umgehend und formte seine eigene Gruppe Fastway. Die als klassisch geltende Besetzung der Band war damit Geschichte. Ein neuer Gitarrist musste her und in dem ehemaligen Thin-Lizzy-Mitglied Brian Robertson wurden Motörhead denn auch fündig. Der gute Mann ging mit Lemmys Kapelle auf Tour und unterzeichnete einen Vertrag über ein Album. Länger sollte die Liaison nicht halten, zumal Robertson sich weigerte, altes Material zu lernen.
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Mit der neuen Besetzung kam auch ein neuer musikalischer Ansatz daher. Einen musikalischeren, wie es Lemmy nannte. Ein Ansatz, der die ursprüngliche Wildheit der klassischen Besetzung mit traditionelleren Gitarrenrock-Themen verband und sie durch eine sorgfältig ausgearbeitete Produktion zu verbessern versuchte. Die Aufnahmen gestalteten sich aber als schwierig, wie Lemmy in der Dokumentation „The Guts and the Glory“ verriet: „Die Aufnahmen waren die reinste Folter. Brian hat 17 Stunden gebraucht, um einen Gitarrentrack aufzunehmen. Es hat so verdammt viel länger gedauert als bei allen Alben zuvor. Und als es dann draußen war, hat es auch noch jeder gehasst.“
Zum Teil vergessene Perlen
Retrospektiv natürlich nicht ganz verdient. Sicher, im Vergleich zum sonstigen Bandkatalog wirkt “Another Perfect Day” in ihrer Musikalität und ihrem melodischen Ansatz surreal. Dennoch hat die Platte einige Perlen zu bieten. Songs wie „Dancing On Your Grave“ (einer der besten Motörhead-Titel überhaupt) und „Shine“ gehen vehement nach vorne, obwohl sie klassische Robertson-Nummern sind. Doch gerade erstgenannter Track ist ein Klassiker im Motörhead-Kosmos. „Back At The Funny Farm“ und „Die You Bastard“ haben den typischen Motörhead-Biss. Und das bluesige „One Track Mind“ überzeugt als Kontrast zum Rest des Albums, hier fährt die Band ein überraschend langsames Tempo.
Keine Frage: „Another Perfect Day“ ist ein spannendes Werk geworden und alle schon ob seiner zwiespältigen Geschichte einmalig im Motörhead-Katalog. Um den 40. Jahrestag dieser Platte zu feiern, wird das Album in neuen Deluxe-Editionen präsentiert. So gibt es gebundene Buchpakete in den Formaten Doppel-CD und Dreifach-LP, mit einem wahren Amp-Killer von Remaster des Originalalbums, bisher unveröffentlichten Demo-Bonustracks und einem ebenfalls bislang unveröffentlichten kompletten Konzert, das am 22. Juni 1983 in der Hull City Hall aufgenommen wurde. Ebenfalls dabei sind die ganze Geschichte des Albums sowie viele noch nie gesehene Fotos. Außerdem gibt es eine limitierte blau-schwarze Ausgabe des Originalalbums.
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