Tony Hadley in Worms (foto: Fiege)

Live: Tony Hadley in Worms – Mit Power und Eleganz

Seine Stimme prägte die 1980er Jahre maßgeblich mit: Tony Hadley. Am Sonntag kam er aber nicht mit seiner alten Band Spandau Ballet zu „Jazz & Joy“ nach Worms, sondern solo. Es war der perfekte Abschluss eines wieder mal außergewöhnlichen Festivals.

Wenn es um Spandau Ballet geht, macht Tony Hadley aus seinem Herzen eine Mördergrube. Beharrlich weigert sich der mittlerweile 64-Jährige zu verraten, was letztlich zu seinem Ausstieg aus der britischen New-Wave-Band im Jahr 2017 geführt hat. Es muss mächtig geknallt haben. So mächtig, dass Hadley bis heute schmallippig eine Reunion ausschließt. Das Kapitel ist für den Mann ein für alle Mal beendet.

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Und so zeugt es vor diesem Hintergrund schon von einer gewissen Größe, wenn sich Hadley bei seinem Konzert in Worms kurz vor Ende einen Moment nimmt, um den alten Kollegen zu danken. „Auch wenn wir uns heute nicht mehr grün sind: Ein Dank an Spandau Ballet. Ohne die Jungs wäre ich heute nicht hier“, ist Hadley überzeugt.

Es wäre aus seiner Sicht auch albern und unvernünftig, komplett mit der Vergangenheit zu brechen. Denn natürlich sehen die Menschen in ihm vornehmlich die Stimme von Spandau Ballet, von ihm wollen sie die großen Hits der Band hören. Jene Hits, die den Soundtrack der 1980er Jahre maßgeblich mitbestimmten. Und die zum Großteil aus der Feder von Gary Kemp stammen.

Blitz-Club als Keimzelle

Spandau Ballet, 1979 gegründet, zählten in den 1980er Jahren zu den erfolgreichsten Vertretern der New-Romantic-Bewegung, zu der unter anderem auch Culture Club, Duran Duran, Visage oder Ultravox gehörten. Ihre Inspiration holte sich die Szene bei Künstlern wie David Bowie, Marc Bolan, Roxy Music und dem Glam Rock der 1970er Jahre  und verbanden diese mit Ideen aus der Frühromantik. Eine Keimzelle dieser Stilrichtung: der Blitz-Club in London, geführt von Visage-Sänger Steve Strange. Der Club hatte eine so strenge Tür, dass selbst Mick Jagger dort schon abgewiesen wurde…

Es kam bei den New Romantics sehr auf den Look an, und den hatten Spandau Ballet zweifellos. Kritiker warfen der Band daher gerne mal vor, nach dem Prinzip „Style over Substance“ zu verfahren.  Zumal die Musik nie wirklich politisch oder gesellschaftskritisch daherkam, sondern eher Eskapismus in Reinform darstellte. Der schien aber im tristen britischen Alltag jener Zeit ja auch durchaus angebracht. 

Damals belächelt, heute Kult

Was damals eher belächelt wurde, ist heute Kult. Natürlich geht einem heute noch das Herz auf, wenn Hadley Songs wie „True“, „Gold“ oder „Through the Barricades“ singt. Der Mann hat immer noch eine außerordentliche Stimme, voller Power, voller Eleganz, da sitzt noch jeder Ton. In diesem Alter nicht selbstverständlich. Hadley, das merkt man schnell, ist ein leidenschaftlicher Sänger, der wirklich Spaß daran hat, aus seinem Organ alles rauszuholen.

„,Through the Barricades’ ist mein absoluter Lieblingssong von Spandau Ballet“, verrät Hadley in Worms und unterstreicht auch gleich, warum. Der Engländer legt bei dieser Nummer eine unglaubliche Performance hin. Frenetisch gefeiert wird natürlich „True“, hier gibt es auf dem Wormser Marktplatz kein Halten mehr.

https://youtube.com/watch?v=AR8D2yqgQ1U%3Fsi%3DeMlnXcZrODBkYS6g

Den Swing entdeckt

Auch wenn die Spandau-Ballet-Hits natürlich im Fokus stehen: Hadley macht hier keinen auf Tribute-Band. Er streut auch Songs seines neuen Solo-Albums „The Mood I’m In“ (2024) ein, auf dem er seiner Liebe zum Swing frönt. Die drückt sich da zum einen in Cover-Songs („Feeling Good“) aus, aber auch in eigenem Material („Walk Of Shame“). Zuletzt war Hadley mit einer Bigband unterwegs, in Worms ist es eine normale Pop-Besetzung (wobei es hinsichtlich der begleitenden Musiker da durchaus Überschneidungen gibt). Zum heimlichen Glanzlicht des Abends gerät die Performance der Solo-Nummer „Alibi“. Die Hymne ist ganz großes Gefühlskino.

Am Ende packt Hadley noch eine Hommage an einen guten Freund aus. „We Are The Champions“ von Queen. Freddie Mercury sei ein guter Freund gewesen, sagt er auf der Bühne. In früheren Interviews hat er schon oft über diese Verbindung erzählt, Mercury sei für ihn eine Art Mentor gewesen, der ihn als jungen Sänger unter seine Fittiche genommen habe. Mit „We Are The Champions“ feiert Hadley aber nicht sich selbst, sondern die Fans, wie er betont.

Die machten den Abend im Zusammenspiel mit den Künstlern zu einem magischen – und rundeten ein mal wieder gelungenes „Jazz & Joy“-Festival treffend ab.

https://youtube.com/watch?v=1ezmfrE7C2M%3Fsi%3DHfcAWGh-cZnmp75m

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