Simple Minds (foto: Fiege)

Live: Simple Minds in Mannheim

„Don’t You (Forget About Me)“ heißt der größte Hit der Simple Minds.  Und nein, vergessen hat man sie nicht, die schottische Rockband, die in den 1980er Jahren ihre größten Erfolge feierte. Das hat ein überaus gut aufgelegtes, textsicheres Publikum beim Mannheimer Zeltfestival am Dienstag unter Beweis gestellt.

Ein bisschen wirkt es ja derzeit so, als lebten wir wieder im Jahr 1985. Die britische Musikerin Kate Bush stürmt mit „Running Up That Hill“ gerade erneut die Charts (dank der Netflix-Serie „Stranger Things“), der Russe steht vor der Tür – und in Mannheim liegt man sich bei „Don’t You (Forget About Me)“ von den Simple Minds wieder freudetrunken  in den Armen.

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Gut, wenn man dann genauer hinschaut, an diesem Dienstagabend im Palastzelt auf dem Maimarktgelände, dann merkt man schon, dass seit dem Jahr 1985 doch so einige Montage verstrichen sind. Aus dem ursprünglichen Quintett der Simple Minds sind nur noch Gitarrist Charlie Burchill und Sänger Jim Kerr dabei, ansonsten haben die Schotten über die Jahre personell kräftig durchgetauscht. Und Jim Kerr, mittlerweile auch schon 62 Jahre alt, ist natürlich nicht mehr  der drahtige, energetische Wuschelkopf, der er Mitte der 1980er  war. 

„40 Years of Hits“ ist die aktuelle Show überschrieben. Natürlich etwas vermessen. Denn obwohl die Simple Minds sich immer wieder neu erfanden, sich unter anderem in Punk, Post-Punk, Art-Rock, New Wave, Synthie-Pop und Arena-Rock versuchten, blieben die Hits spätestens ab Mitte der 1990er Jahre aus. Kerr sagte dazu mal im „Volksfreund“: „Der Punkt ist, dass es in den 1990ern innerhalb der Band zu Turbulenzen kam. Einige der alten Mitglieder hatten beschlossen, nicht mehr weiterzumachen. Unser Manager, der für uns immer auch eine Art Vaterfigur gewesen ist, wollte sich zur Ruhe setzen. Wir haben daraufhin viel an Feuerkraft verloren.“

Zeitreise in die 1980er

Interessiert an diesem Abend aber alles nicht. Das Publikum ist gekommen, um mit Kerr die 1980er Jahre noch einmal aufleben zu lassen. Und der liefert. Ein Großteil der Setlist stammt aus dem Jahrzehnt, das die Simple Minds so sehr mitgeprägt haben. Los geht es in Mannheim mit „I Travel“ aus dem dritten Simple-Minds-Album „Empires and Dance“ (1980), ein mitreißender Opener, der gleich die Richtung vorgibt: Da würden wirklich ein paar ganz frühe Nummern der Band dabei sein.

Klar, am größten ist die Stimmung bei „Don’t You (Forget About Me)“, dieser ikonischen Nummer aus dem quintessenziellen 80s-Movie „The Breakfast Club“, die die Simple Minds nur aufnehmen durften, weil Bryan Ferry und Billy Idol sie seinerzeit ablehnten. Schicksalhaft. Auch bei „Alive and Kicking“ geht das Publikum mit, ebenso, etwas überraschend, bei „Book Of Brilliant Things“, eher ein Song aus der dritten Reihe bei den Schotten.

Female Power

Die weiblichen Bandmitglieder – Drummerin Cherisse Osei, Multiinstrumentalistin Berenice Scott und Sängerin Sarah Brown – tragen einen gehörigen Teil zum Gelingen des Abends bei. Sie bringen jene Energie auf die Bühne, die Jim Kerr  mittlerweile etwas abgeht. Bei ihm  wird der Radius auf der Bühne  kleiner. Stimmlich aber ist er noch voll da. „All Music“ beschrieb das Organ des Schotten mal als eine Kreuzung aus David Bowies Bariton und Bryan Ferrys samtigem Croonen, und das trifft es ziemlich genau. Damals wie heute.

Obwohl die Band mit Songs wie „Love Song“ (1981), „Mandela Day“ oder „Belfast Child“ (beide aus dem Jahr 1989) an diesem Abend durchaus politische Nummern im Repertoire hat, fehlte dem einen oder anderen im Publikum doch ein Kommentar der Simple Minds zur aktuellen Krisenlage. „Sie waren doch mal so politisch. Und dann: kein Wort zur Ukraine“, klagte eine Besucherin einer Freundin nach der Show ihr Leid. Dass Kerr mit Olaf Scholz nach Kiew reist, wurde immerhin nicht verlangt. Vielleicht sind zwei Stunden Eskapismus am Ende auch  mal ganz gut. Bevor es dann eh wieder heißt: Zurück in die Zukunft. Auch ohne DeLorean. Da lief der erste Teil übrigens, Sie ahnen es, im Jahr 1985 …

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