Sarah Bosetti (foto: Fiege)

Live: Sarah Bosetti in Mannheim – Mit feiner Klinge

„Wer Angst hat, soll zu Hause bleiben“, heißt das laufende Programm von Sarah Bosetti, dass die Autorin, Lyrikerin und Satirikerin am Freitagabend vor rund 400 offenbar furchtlosen Zuschauern in der Alten Feuerwache in Mannheim vorstellte. Ausverkauftes Haus!

Es kommt nicht jeden Tag vor, dass bei einer Kulturveranstaltung dem Verfassungsschutz applaudiert wird. Eine Gelegenheit, die sich am Freitagabend allerdings ausnahmsweise bot – und die Sarah Bosetti denn auch direkt beim Schopf packte. Besagtes Bundesamt hatte nämlich an diesem Tag die AfD als „gesichert rechtsextrem“ eingestuft. Bosetti lobte den Mut der Behörde. „Man sollte ja eigentlich annehmen, dass es das Wesen des Verfassungsschutzes ist, Dinge zuerst zu wissen. Hier sind sie aber mutig genug zuzugeben, dass sie es nun endlich auch  wissen – wenn auch als letzte“, so Bosetti unter dem Johlen des Publikums.

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Dass die AfD einigen Raum einnahm an diesem Abend, bei dem sich Bosetti am Themenkomplex „Populismus“ abarbeitete, war nun keine allzu große Überraschung. Ob Björn Höcke, Alexander Gauland oder Beatrix von Storch – sie alle bekamen  ihr Fett weg. Wobei das eigentlich zu martialisch klingt. Denn Bosetti arbeitet mit feiner Klinge. Mit Feingeist gegen Fake News, wenn man so will.  Das Konzept: Bosetti nimmt sich einige der haarsträubendsten populistischen Zitate bekannter Persönlichkeiten aus der Politik vor – und beantwortet sie mit  Kurzgedichten. Poesie gegen  den Populismus.

Natürlich kann man nicht zwei Stunden lang gegen die AfD schießen. Das wäre zu langweilig. Das Publikum will schließlich auch überrascht werden. Und so nahm Bosetti auch Politiker anderer Parteien ins Visier. CDU und FDP waren da willkommene und nahe liegende Ziele, aber auch die Grünen wurden beispielsweise nicht außen vor gelassen.

Franz-Josef Wagner für Intellektuelle

Wenn man so will, ist Sarah Bosetti ein Franz-Josef Wagner der linken Intellektuellen. Bosetti war mit ihren Gedichte  pointiert und clever, zumeist auch ganz witzig. So ein bisschen litt die rund  zweistündige Veranstaltung aber darunter, dass viele der Zitate nun auch nicht mehr  taufrisch waren. Die Wahrscheinlichkeit, dass Fans von Bosetti besagte Reime schon vor Monaten oder gar Jahren  auf YouTube gesehen hatten, war groß. Ob es da nun beispielsweise um die Paschas von Merz oder Wissings Schilder-Engpass ging. Irgendwie alles schon bekannt, irgendwie alles schon zu Genüge durchgekaut. Wirklich viel Neues gab es da nicht.

Dazu muss man wissen: Das Programm läuft aus. Noch bis Sommer ist Bosetti damit unterwegs. Im Herbst soll dann ein neues Buch erscheinen, danach  auch mit dem neuen Material getourt werden. „Da hatte ich ursprünglich gedacht, da ist Bundestagswahl, da passt das ja. Das Vorziehen wurde nicht mit mir abgesprochen“, so Bosetti augenzwinkernd.

Als Zugabe gab immerhin eine kleine Sneak Preview.  Eine Kostprobe (die allerdings auch auf YouTube schon seit Wochen zu finden ist). Die Idee des neuen Buchs: positive Nachrichten, wenn auf fake. Als bessere, hoffnungsstiftende Alternative zur den täglichen News-Formaten. Die Bosetti-News klingen dann etwa so: „Donald Trump zurückgetreten“, „Elon Musk hat sein gesamtes Vermögen verloren“, „Grönland hat nach einem Volksentscheid beschlossen, ein Teil von Mexiko zu werden“. Oder: „Noch-Vizekanzler Robert Habeck nach wochenlanger Suche endlich aus Metapher geborgen, in der er sich verloren hatte“. Ob davon etwas eintreten wird? Nun, bei Kanzler Merz lag Orakel Bosetti in der Vergangenheit schon richtig …

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