Niedeckens BAP in Worms. (foto: bernward bertram)

Live: Niedeckens BAP in Worms

Mit einem Sonderkonzert von Niedeckens BAP ging am Sonntagabend das Wormser „Jazz and Joy“-Festival zu Ende. Die große Party am Rathausplatz nutzte die kölsche Band auch dazu, ein klares Statement gegen Rechts abzugeben.

Es ist kein Geheimnis, dass BAP-Chef Wolfgang Niedecken ein großer Fan von Bruce Springsteen ist. Der BAP-Frontmann ist mit dem Boss sogar befreundet, seitdem er ihn mal für einen TV-Sender interviewen durfte. Die beiden verbinden ja auch viele Gemeinsamkeiten. Niedecken und Springsteen sind ein Jahrgang, kommen aus der gleichen gesellschaftlichen Schicht, die irgendwo zwischen Arbeiterklasse und Mittelschicht angesiedelt ist, und teilen die gleichen musikalischen Vorbilder und Helden.

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So ist es dann auch nur so mittel überraschend, dass da vielleicht die eine oder andere Eigenschaft des einen auf den anderen abfärbt. Bruce Springsteen ist ja geradezu berüchtigt dafür, sein Publikum bei wahren Mammut-Konzerten im besten Sinne müde zu spielen. Einfach, weil die Latte an Songs eben lang ist, die die Fans unbedingt hören wollen. Und auch Niedecken und BAP sind dazu in der Lage. So geschehen in Worms. Satte drei Stunden lang gab es auf dem Wormser Rathausplatz auf die Ohren. Inklusive zweier großer Zugabe-Runden. Da konnte auch der Regen den Feiernden die Rock-Laune nicht verderben. „Vielleicht sollten wir beim nächsten Mal an unserem Merch-Stand Regencapes mit Leoparden-Muster anbieten. Das sieht dann mehr nach Rock ’n‘ Roll aus“, überlegte Niedecken laut, als er seinen Blick über das bunte Regenponcho-Meer zu seinen Füßen wandern ließ. Um dann gleich hinterher zu schieben: „Aber ihr seht auch so gut aus.“ Der alte Charmeur.

Klare Kante gegen Rechts

Gut ausgesehen hat auf jeden Fall auch das, was BAP da auf der Bühne veranstaltet haben. Und gut angehört hat es sich natürlich auch, keine Frage. Sie haben es eben immer noch drauf, die kölschen Rock-Legenden. Sie könnten es sich nach fast einem halben Jahrhundert im Geschäft ja eigentlich leicht machen. Einfach der eh begeisterten Menschenmenge ein paar Brocken Fleisch in Form eines zusammengestoppelten Best Ofs hinwerfen, und dann wieder in den Sonnenuntergang reiten. Doch statt einer einfachen Greatest-Hits-Revue packte die Band auch die eine oder andere Überraschung aus. „Widderlich“ von dem Album „Pik Sibbe“ aus dem Jahr 1993 war da so ein Fall. Niedecken richtete die Nummer an Rechtspopulisten.

„Arsch huh, Zäng ussenander“ und „Vision vun Europa“ zielten in die gleiche Richtung ab. Es ist zweifellos erfrischend, wie klar BAP Kante gegen Rechts zeigen. Es kommt leider viel zu selten vor, dass sich Künstler heutzutage trauen, Haltung zu zeigen. Aber auch das eint Niedecken mit dem Boss.

Am Ende gingen die Jeck zufrieden nach Hause. „Aff und zo“, „Verdamp lang her“ – war alles im Programm. Davon kann man zehren. Denn möglicherweise müssen die Fans nun für längere Zeit darauf verzichten, BAP live zu erleben. Frühestens 2021 wird die kölsche Kappe wohl erst wieder on the road sein. „Wir arbeiten jetzt erst mal an einem neuen Album, das kommt wohl irgendwann 2020. Danach geht’s dann auf Tour“, so Niedecken, der gleichzeitig ins Rechnen – und ins Grübeln kam. „Dann bin ich 70 Jahre alt … müsste also noch im Stehen spielen können.“

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